Donnerstag, 1. Juli 2010

Ein Monat Deutschland

Ich bin wieder da. In Deutschland. Im perfekten Deutschland. Amelie holte mich vom Flughafen ab und versorgte mich mit feinsten Käsen und viel Zuneigung.

Mein altes Zimmer war in vollständigem Chaos. Der Maler war da und hat ordentlich aus- und in den Gang geräumt, so dass ich kaum die Türe aufbekam. Ich habe meinen Rucksack abgestellt, einen fremden Stringtanga hinter dem Bett aufgelesen und entsorgt, Kaugummis von Boden und Bett gezogen und meine dürstenden Pflanzen gegossen. Nein, daheim fühlte ich mich gar nicht. Und all die Dinge. Zwanzig Monate bin ich gut mit einem Rucksack ausgekommen und nun sind hier all die Dinge, die ich vor allem als einengend empfinde. Ich habe gleich in der ersten Woche vier grosse Umzugskartons Kleidung ausgemistet und fühle mich immer noch nicht fertig mit der Aufgabe. Wofür braucht man denn fünfzehn fast gleiche Hosen? Wieviel Geld ich dafür ausgegeben habe und wozu nur? Und all die Bücher und CDs machen mir im Grunde auch nur Angst. Da ist ja gar kein Platz fürs Leben! Ich schmeisse raus, aber gewaltig. Vermisst habe ich an Dingen mein Kletterseil, meine Skiausrüstung, mein Rennrad und meine Brettspiele. Dinge zum Tun eben. Mehr aber auch nicht.

Einige Begegnungen fand ich ausserdem bemerkenswert. Amelie und ich gingen in Grafing in eine Eisdiele. Es gab Kugeln, Waffeln, Sahne und, was für eine Freude, Schokoladensosse. Ich verlange eine Kugel in der Waffel mit Sahne und Eis, glücklich und freundlich. Da kommt nur ein muffiges "Schokoladensosse gibts nur im Becher" zurück und ich war erschrocken. Ich beharrte aber, ich würde auch alles bezahlen, ich hätte aber eben doch gerne eine Waffel. Das wurde mir erst nach längerer Diskussion gewährt.

Einen Bekannten traf ich in der Stadt. Er meinte, ich sei ja nun lange weg gewesen und hätte bestimmt viel erlebt, da könne man ja gar nicht fragen, soviel sei das. Mein Fahrrad hier sei aber sehr schmutzig, das hätte ich wohl nicht geputzt. Doch, meinte ich, die Schaltung funktioniere, die Kette sei nicht rostig und auch die Bremsen seien gut. Aber es sei doch schmutzig, beharrte er und dann musste er auch weiter.

Mein lieber Chef, Hans Rott, hat mir gleich einen Job an der Uni besorgt. Ich koordiniere (oder wie nennt man das?) nun einen interdisziplinären Antrag auf Forschungsgelder. Das freut mich sehr. Ich war klettern und treffe nach und nach Freunde und Bekannte.

Der Gang zum Arbeitsamt (der nötig war, um gleich wieder krankenversichert zu sein) war unerfreulich und unfreundlich und die Freude darüber, dass ich im Grunde locker einen Monat von meiner längst fälligen Steuerrückzahlung aus Australien leben können sollte, wurde mir durch einen Bescheid, ich müsse 480 Dollar nachzahlen, vermiest. Ich muss zahlen, nicht Australien. Das ist alles unschön. Aber so schlimm nun auch wieder nicht, die Sache mit dem Geld regelt sich schon. Ich bin ja mittlerweile ganz konsumfern und spare daher.

Ich bin wieder drin, in meinem alten Leben. Montags bis freitags gehe ich an die Uni und manchmal habe ich den Eindruck, ich habe ganz vergessen, dass ich weg war. Ich schreibe wieder für die Mittelbayerische und fühle mich ein bisschen verrostet, aber auch das stellt sich langsam wieder ein. Ich bin manchmal recht ungeduldig, mag gar nicht mehr zu lange sitzen. Und manchmal denk ich mir schon: ich mag das nicht, ich pack meinen Rucksack und zieh einfach wieder los. Aber ich kann mich bremsen. Und als kleines Zuckerl reise ich im August für zwei Wochen nach England- wandern mit Amelie und Bekannte besuchen.

Ich will mehr meine Ruhe, auch mal keine Leute um mich. Ich will nciht mehr in allzu viele Konzerte und ich kaufe kaum mehr ein. 50 Euro jede Woche fürs Essen, das sind normalerweise meine Ausgaben. Damit komme ich mir etwas seltsam vor. In Deutschland war doch eine meiner Beschäftigungen einige Dinge anzuschaffen, manchmal aus Unzufriedenheit, wegen eines Sonderangebots oder weil es sich eben gerade so anbot. Bilanz bis jetzt: nicht im Kino gewesen, ein Secondhandbuch für 4 Euro gekauft, eine kleine Stehlampe neben meinem Bett für acht Euro, weil die alte kaputt war, ein Kalender für meine Termine. Kein Restaurant, kein sonstiger Luxus. Ich fühle mich schräg, geizig, aber ich habe gar keine Lust auf Geldausgeben.

Ich bin ein wenig strenger mit mir, arbeite etwas konzentrierter als früher. Und ganz vergessen habe ich die Reise nicht. Ich gucke auf mein Leben hier aus einer etwas anderen Warte. Etwas gelassener, mit etwas mehr Humor und der Zuversicht: ich kann ja auch was ganz anderes tun. Sich trauen, den ersten Schritt machen, das hat sich als der große Unterschied zwischen Tun und Nichttun für mich erwiesen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf lässt sich hoffentlich auch viel anderes erreichen, nichr nur eine Fast-Weltreise.

Und am liebsten würde ich den Blog weiterschreiben, allein schon dafür gehts nicht ganz ohne meine ganz eigene Welt der Abenteuer! Ich weiss nicht, wies weitergeht, aber wer weiss das schon. Leben- noch nicht festgelegt wo und wie.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Koh Kong und kleine Bilanzen






Ich in zurück in in Phnom Penh. Was für eine Tour! Mit dem Nachtbus fuhr ich von Siem Reap nach Koh Kong. Der Bus sei direkt (ich musste umsteigen und über eine Stunde warten) und ein Schlafbus, also mit richtigen Liegen, wie das Hochglanzphoto zeigte. Nein, nichts zum Ausfahren, ein normaler Bus. Aber ich schlief erstaunlich gut und lange. Bereite mich schon mal auf das lange Fliegen übermorgen vor. Morgen fliege ich erstmal zurück nach Kuala Lumpur. Der Bus setzte mich auch nicht in Koh Kong ab, sondern an der thailändischen Grenze, im strömenden Regen mit knöcheltiefen Wasserstrassen und die Taxis verlangten irrwitzige Summen, erkannten sie doch die Schwierigkeit der Lage. Ein Japaner in den späten Vierzigern teilte sich letztlich mit mir ein Tuktuk und zahlte sogar die Fahrt. Problem war nur, dass er mich dann so sehr mochte, dass er mich am Nachmittag überall im Ort auf einem Motorrad suchte. Wäre auch gut gewesen, hätte er englisch gesprochen. Ich fühlte mich ein wenig unnett, ihm nicht meine volle Aufmerksamkeit und Gesellschaft zu schenken. Dafür plauderte ich am Abend mit einem Alkoholiker, der von sich sagt, er sei gern Alkoholiker und einem deutschen Hostelbesitzer, der eine Cambodianerin geheiratet hat und einem Australier, der buddhistischer Mönch werden will. Zuviel schlechtes Karma kann ich nicht angesammelt haben, wenn ich so nette Gesellschaft statt des Japaners kriege.

In Koh Kong lieh ich mir ein Mountainbike und radelte zum Mangrovenwald. Die Bäume stehen mit ihren Wurzeln im Wasser und bilden ein kleines Insellabyrinth in der Gegend und sind wichtig, um den Boden zu halten, aber auch weil Shrimps und Fische ihre Nester dort bauen. Sieht nett aus, auch wenn es wieder mal schüttete, was in der Regenzeit hier ganz normal ist. Dass ich wieder mal in Matsch gebadet war, ist eh klar. Lange sass ich da und guckte aufs Wasser in der Hoffnung einen Süsswasser Irrawaddy oder auch Mekong River genannten Delfin zu sehen. Sehr selten, sehr drollig anzusehen. Man gab mir wegen des Regens keine Chancen und ich sah auch tatsächlich keinen. Aber ich beschloss, den Tag einfach gemächlich zu geniessen, dazusitzen und stundenlang Ajahn Brahms Reden zuzuhören, den ich mir zum momentanen Guru auserkoren habe. Seine Buddhismusreden kann man kostenlos herunterladen. Sie sind lustig und weise und sehr lehrreich. Der Buddhismus wird mit jedem bisschen Wissen, das ich dazugewinne attraktiver für mich. So vieles deckt sich mit meiner Erfahrung und ich mag das Undogmatische Erfahrungsorientierte – sollten die Naturwissenschaften herausfinden, dass die buddhistischen Lehren falsch sind. Da scheint es auch kein wildes Drohen zu geben, es ist mehr ein – probiers aus! Ich glaube, Buddhismus macht mir einfach Spass und das hätte ich von einer Religion gar nicht erwartet und mich daher bis dato recht fern gehalten.

Ich denke nun natürlich übers nach Deutschland fahren nach. Wenn ich ein wenig in der Laune bin, noch weiter reisen zu wollen, sehe ich Deutschland einfach als weiteres Land auf meiner Lebensreise. Wie ich mich genau verändert habe, kann ich vermutlich erst so richtig sagen, wenn ich mit alten Freunden rede, durch meine geliebten, sehr bekannten Wälder laufe. Aber ich kann doch eine Zwischenbilanz ziehen.
Ich fühle mich ausgeglichen, zwar etwas müde von all dem vielen Tun, das ich mir jeden Tag verordnet habe, aber doch auch ruhig. Ich bin wer ich bin und kümmere mich immer weniger darum, was andere von mir halten. Ich weiss mehr, was mir wichtig ist. Die Grosszügigkeit, das Menschliche, der Spass und kein Bierernst (das Leben ist viel zu wichtig, um ernstgenommen zu werden, hat so glaube ich Oscar Wilde gesagt). Überhaupt „bierernst“, dabei heisst es doch immer, Bier macht lustig. Hm. Es ist wunderbar für mich, nicht zu trinken oder Drogen zu nehmen. Brauche ich einfach nicht, ebenso wie Pubs und Diskos, um Menschen kennenzulernen und ebensowenig ein (grosses) Auto und eine Riesenwohnung für die ich nur umso härter arbeiten müsste, mehr Ballast, mehr Reinigung. Ich muss nicht durch Dinge zeigen, wer ich bin. Dass ich bin ist absolut gut genug. Aber ich will den Schnee, den ich am allermeisten vermisst habe, die Skitouren, die ruhigen, riesigen Berge im Schnee. Ich denke über Schneereisen in den Norden nach. Ein Jahr im Schnee- wow! Das ist mir immer geblieben.
Ich bin flexibler. Schlafen geht nahezu überall, ich komme mit nahezu jedem Mensch in irgendeinen guten Kontakt, ein Leben ohne Schokolade und Milchprodukte ist möglich (wenn auch nicht nötig), alleinsein ist schön, Gesellschaft ist klasse.
Aber ich bin auch unflexibler, beharrlicher in manchem. Ich will wirklich nicht mitten in einer Grosstadt, ich mag Natur, ich lasse mir weniger dreinreden. Egal wer mich wohin haben will, ich mache mein Ding. Sehr starrköpfig, noch schlimmer als früher.
Ich habe die volle Zuversicht, dass alles gut wird, egal wie sich die Dinge entwickeln. Ich bin sehr glücklich darüber rausgefunden zu haben, dass ich in outdoor education gehen mag und werde und damit habe ich das Gefühl, dass das Philosophiestudium letztlich hierher führte, das Arbeiten und vor allem das Reisen. Ich habe lange, lange gesucht, was ich machen will und nun zumindest für eine Zeit lang gefunden. Ich bin emotionaler, unfassbar gerührt wie viele vollständig fremde Menschen ich getroffen habe, die offenbar nichts lieber taten als mir auf verschiedenste Weisen zu helfen. Ich interessiere mich brennend für eine Religion, was mir früher eher nebensächlich war. Ich kann nur sagen: ich bereue nichts. Was für eine Reise, was für ein Fest. Natürlich war es hart, die vielen Teller zu spülen, von Leo manchmal richtig gebeutelt zu werden und mich hie und da ein wenig einsam zu fühlen. Aber ich habe doch so viel dazugelernt. Alles ist möglich, wenn ich mich erstmal entschliesse, etwas zu tun. Es ist nicht wichtig, was irgendwer sagt, es ist mein Leben. Klar, ich bin ziemlich pleite, wenn ich heimkomme. Mit Geld ist es einfacher, aber ohne nur eine weitere neue Erfahrung, sofern ich nicht endlich meine sehr wahrscheinlich beträchtlichen australischen und neuseeländischen Steuern und Rentenzahlungen zurück kriege. Ich habe Jobs in Neuseeland und Australien gefunden, da wird sich schon in Deutschland auch einer auftun. Für Hinweise bin ich mehr als dankbar und offen für alles! Bedienen, Geschirrspülen, schreiben, putzen, nachhelfen, schick herumlaufen oder nicht, ich habe auch gefestigt, dass das alles nicht ich bin. Das ist ein Job, den ich mache, ein kleines Segment meines Lebens, aber doch nicht meine Identität. Wie oft habe ich doch in Deutschland die Frage gehört, was ich mache und da wollte man von meinem Beruf hören. Dass ich Philosophie studiere, hat meist zu herablassendem Schauen und der Frage geführt „Und was macht man dann damit?“. Manche Leute waren ehrlich und aufrichtig neugierig, viele wollten Überlegenheit demonstrieren schien mir. Kommt und geht alles, die Büros und die Anzüge, das schicke Auto und Haus. Sind sie glücklich, ist die Frage. Manche ja, manche nein, manche finden die Frage schon obszön.
Die Welt und die Menschen – ich kann nicht anders als sie lieben und nehme daher weit mehr Anteil als zuvor. Geschichte, Geographie, das sind auf einmal interessante Gebiete für mich. Ein wunderbares Abenteuer, zwanzig Monate, die mir im Rückblick sehr intensiv und abwechslungsreich sind. Was für ein Fest!
Ich werde diesen Blog vermissen, ihn aber in ein Buch umwandeln und sehen was passiert. Wenn ich es einem Verleger andrehen kann, hervorragend. Wenn nicht, habe ich meine Erinnerung in Buchform niedergeschrieben, das wird auch eine sehr gute Erfahrung. Ich habe schon jetzt eine Reihe Leser, die es sofort zugeschickt bekommen wollen.
Vielen Dank all meinen wunderbaren Lesern, die ihr mich so viel mit Ratschlägen und Kommentaren unterstützt habt. Von meinen Freunden hat mich wirklich keiner enttäuscht. Ich wusste doch, dass Ihr klasse seid und mir nicht untreu werdet, nur weil ich am anderen Ende der Welt bin. Das ist nicht selbstverständlich, ich habe einige Reisende klagen gehört, dass sie von den Daheimigen nur Unverständnis oder gleich gar keine Nachrichten mehr erhalten. Für mich hat sich bestätigt, dass einem nahe ist, wen man liebt, da macht die räumliche Trennung nicht viel aus.
Vermissen werde ich vermutlich das täglich Neue und Ungewisse. Ich mochte es, immer so beschäftigt zu sein, das entspricht meinem Energielevel, auch wenn ich nun sehe, wie wichtig es für mich ist, immer wieder einfach nur still zu sitzen und nichts zu tun. Aber ach, es gibt so viele neue Abenteuer und es gibt vor allem Euch, die ich so lange nicht gesehen habe. Ich kanns kaum erwarten, Euch einen Knuddler zu verpassen und wieder mal viel zu viel zu reden!
Ich breche nach Kuala Lumpur auf, von meiner netten Couch bei der Litauerin Ruta in Phnom Penh zu meiner netten Couch bei Angel. Hab ichs nicht gut?

Das kleine Hunderl in der Tasche reiste im Gepäckfach im Bus mit. Es kam mit einer grossen Familie, in einem kleinen Tuktuk und unfassbar viel Gepäck in Säcken zur Bushaltestelle und wurde dort in den Gepäckraum verfrachtet, wo es die sechs Stunden unbesucht auszuharren hatte. Aber er war vor der Fahrt einfach nur lieb und sanft, als ich ihn streichelte und ebenso nach der Fahrt. Ich wollte als wir eine Pause machten, den Hund an die frische Luft lassen, aber es kann ja keiner Englisch. Eine schwache Entschuldigung, so fühlt es sich an. Als ich ihn in Phnom Penh nochmals ausgiebig streichelte, kam der Vater der Familie an und meinte, you like dog, you have it. Er ist ein ganz besonderer Hund, sowas Liebes. Aber ich kann doch keinen Hund auf meine Flüge mitnehmen. Ich hätte es glatt getan, wäre es möglich, aber mit all der Quarantäne hätte ich bestimmt nicht fliegen können. Ich wünsche ihm ein gutes Leben, seufz und denke an ihn. Armer Kerl...

Ich hoffe, Ihr habt auch noch Lust auf die Folge "Tempelbliss in Angkor", die fast fertig ist und hier hoffentlich morgen erscheint. Die Tempel haben mich vor Begeisterung fast vom Radl gerissen und das passiert bei irgendwelchen Tourimussmonumenten fast nie der Fall. Ihr erinnert Euch, dass ich mich nicht mal zum Taj Mahal in Indien begeben habe.

Freitag, 18. Juni 2010

Bliss on a stick in Angkor







Angkor – es gibt diese wichtigen! Sehenswürdigkeiten!, die man als Tourist nicht verpassen darf. Ich hab sie oft locker links liegen gelassen. Was muss ich im Taj Mahal herumhängen, wenn ich die nettesten Inder kennenlernen kann und feinstes Essen geniessen darf? Trotzdem ging ich auf Tempeltour, teils, weil es doch so ein Riesending ist und teils, weil ich neugierig war. Ich nahm mir ein Radel (1 Dollar pro Tag) und feierte meine Unabhängigkeit, indem ich in meinem Tempo den ganzen Tag pedallierte. Erst sah es danach aus, als würde sich die Finnin Aila aus dem Bus mir anschliessen, die entschied sich dann aber doch für ein Tuktuk und mir war es ganz recht. Sie ist nett, aber ein wenig kompliziert. Von Angkor Wat bekam ich die übliche touristische Sensation. Schon gross und beeindruckend, aber es gibt Spannenderes. Aber dann, Bayon, ein anderer Tempel der Gruppe. Ich war hingerissen, weggeblasen, ganz von den Socken. 218 mehr als mannshohe Gesichter sollen mich da von allen Seiten angelächelt haben und sie waren verdammt echt! Was für ein Vergnügen! Ich setzte mich, zeichnete und genoss. Danach war ich voller Energie, rannte über grosse Steine und kletterte zu Hügeltempeln und konnte nicht genug kriegen. Ich blieb drei Tage und nciht nur zwei und liess mich am letzten Tag zum entlegenen Hermitenort fahren, wo Figuren aus den riesigen Steinen in der Natur gehauen wurden, Krokodile im Wasser und lächelnde Damen und gar ein Frosch. Ich war glücklich. Was für ein Spielplatz mit all den grossen Bäumen und Wurzeln, die die Tempel überwachsen und zur Seite schieben. Hier wurde Tomb Raider gedreht, wer das gesehen hat. Kinder wollten mir Schals und Flöten andrehen, ich kaufte nicht, auch wenn sie mir mit ihrem Schuleschwänzen drohten, gab aber ein bisschen dem nahegelegenen Wasienhaus. Mit den Tempelkindern scherzte ich lieber und irgendwie schienen sie das auch zu schätzen. Unbedingt angucken, die Tempel, wer in der Gegend ist!

Am Abend setzte ich mich mit Aila an eines der hier beliebten und billigen Riesenaquarien. Die Fische konmmen und knabbern tote Hautzellen ab. Kitzlig und lustig und wird sogar in der Neurodermitistherapie eingesetzt, hat mir eine Nachhilfeschülerin mal erzählt.

Ich bin ein klein wenig verliebt in Cambodia. Hier habe ich das Lächeln gelernt. Ohja, ich bin meist guter Dinge und ich lache viel. Aber ich habe selten mit Menschen Kontakt aufgenommen, indem ich sie anlächelte. Das ist nun anders. Jeder lächelt mich an, winkt, grüsst, je weiter weg von den Touristen, desto breiter das Lächeln. Und ich lächle. Egal welches Alter und Geschlecht, ich lächle sogar die Kühe an. Hat funktioniert, ein halberwachsenes Kalb hat sich von mir streicheln lassen. Ich bin eingeladen, in Waisenhäusern als Freiwillige zu unterrichten. Ich müsste nicht haufenweise Geld zahlen, durch zwielichtige Organisationen gehen, ich könnte einfach kommen und helfen. Auf meinen Busfahrten sah ich Hütten ohne Türen. Ich vermute, man hat eh nichts, was man stehlen kann, das macht das Leben in diesen Dörfern doch beträchtlich einfacher. Ich sehe den Wert der Besitzlosigkeit. Gute neue Lehre.

Eine lustige Sache sind die Motofahrer hier. Sie haben ein Motorrad, wie die meisten Menschen in der Stadt und es sich zum Beruf gemacht, Leute, natürlich vor allem Touristen, durch die Gegend zu fahren. Nun können sie aber oft nicht lesen und haben auch wirklich keine Ahnung, wo was ist. So kann es sein, dass man klare Angaben macht, auf die Karte deutet und die Herrschaften immer noch keine Ahnung haben, wo die grösste Strasse der Stadt ist. Normalerweise weiss ich genau, wie man wo hinfährt und brülle dem Fahrer ins Ohr, während ich wild in die jeweilige Richtung gestikuliere. Das kann zu einigen Umwegen führen, weil die Herren nicht immer hören wollen, führt aber letztlich ans Ziel. Und dass man manchmal einfach laufen mag, scheint ihnen sehr unverständlich, aber macht ja nichts, wenn sie mir „Tuktuk“ nachschreien, schreie ich „Walkwalk“ zurück und laufe grosse Schritte in die Luft. Auch wenn es ums Geld der Touristen geht – ich fühle mich doch immer auch als Mensch gesehen und es ist immer Zeit, sich ein bisschen gemeinsam über die Lage zu amüsieren.

Und dann ist da auch immer die Armut. Buddhistische Mönche betteln (die sollen aber eigentlich kein Geld kriegen, sondern nur Essen, man sollte ihnen nichts geben, hab ich gelernt), alte Männer und Frauen ohne Sozialabsicherung, kleine schmutzige und gar nicht schmutzige Kinder, Waisenhäuser. Wer verdient, versorgt gleich die ganze Familie mit und sieben Dollar am Tag sollten es daher schon sein. Man weiss ja auch nie, was man am nächsten Tag kriegt. Das ist ein Eiertanz. Wem geben? Vielen ein bisschen, habe ich beschlossen. Teils, weil es mir so mehr Spass macht. Natürlich hatte ich auch hart zu arbeiten für mein Geld, aber ich verdiente mit meiner Tellerwäscherei 14 Dollar in der Stunde nach Steuern und Rentenabzug. Jemandem zu helfen fühlt sich grossartig an, jemandem Geld zu geben, der an der nächsten Ecke sein brandneues Handy herauszieht, ist ein bisschen schräg. Ein Australier laberte mich an, ich solle ihm helfen, er habe seine Tasche im Bus stehen lassen, sei eingeschlafen, nun sei alles weg. Ich verwies ihn via lonely planet an seine Botschaft und war stolz. Das ist mitfühlend, aber ich glaubte ihm einfach nicht. Ein Westler in Cambodia sollte nicht betteln, das ist den Cambodianern gegenüber wirklich nciht fair.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Die Rueckblicke auf viel zu viel Zeit fuer ein bisschen Blog





Jetzt wirds wild: endlich komme ich zu meinem Malaysiarueckblick. Daher ist der folgende Blog neuer als dieser hier. Ich bin in Cambodia und denke an Malaysia.

In den Cameron Highlands genoss ich die Kühle und war durchaus in Wanderlust. Joe und Stephanie, mein Bettnachbarn im Schlafsaal, der schlicht und sauber den Eindruck eines Militärcamps machte und Scott, ein Zimmernachbar mit einem Paar aus Hawaii, das auf einjähriger Hochzeitsreise ist, wir also gingen laut diesem grausamsten aller Sätze des Blogs wandern. Erdbeerfarmen, ein kleiner Gipfel im Regenwald und eine Diskussion über -auch da schon- buddhistische Genügsamkeit machten den Aufenthalt sehr angenehm. Joe hat Mathe studiert und es war ein echtes Vergnügen mal wieder mit jemandem lang und breit zu diskutieren, der so erbarmungslos und strukturiert denkt. Interessan ist hier wieder, dass ich je naeher die Heimkehr rueckt, desto mehr Menschen treffe, die auch sehr im Denken und Unidasein verwurzelt sind. Ich vermute, ich hab einen Wunsch nach solchen Diskussionen ans Universum geschickt und werde nun reichhaltig beliefert. Und ich konnte wegen Kühle und geeigneten Strassen endllich wieder laufen, was mir doch ein gutes Portiönchen Freude und Entspannung mitgab.

Ich buchte ein Ticket gen Perhentianinseln im Nordosten Malaysia und erfuhr dann von meiner weiteren Bettnachbarin, dass sie einen Holländer mit Mietauto kennengelernt hat, der dorthin führe und ich könne mich gern anschliessen. Ticket zurückgegeben, Holländer kontaktiert und schon sass ich im Auto mit Paula, Robin und dem Franzosen Ali, der vermutlich über drei Tage acht Sätze mit mir wechselte und vor allem schlief. Robin hingegen erzählte mir im Auto seine Lebensgeschichte, vom Ingenieurtum, seiner „Erweckung“ als Sozialwesen im Working Holiday in Australien und seinem Job für ASML, die kleine Linien auf Speicherkarten drucken, wenn ich das recht verstehe. Je kleiner, desto mehr Platz auf der Karte. Leider war es in den Perhentians wieder sehr heiß, dafür hatte ich aber meinen beeindruckendsten Schnorcheltrip, den Paula und Robin mit einem Jahrhundertsonnenbrand bezahlten. Ich wollte das gleich von Anfang nicht und ging mit meinem langen Surfshirt ins Wasser, wofür ich mir insgeheim und manchmal öffentlich auf die unverbrannten Schultern klopfte. Wir sahen zwei grosse Schildkröten und als guter Schwimmer setzte ich ihnen nach und hätte fast Boot und Gruppe vor Begeisterung komplett aus den Augen verloren. Das Schwimmen mit fünf Riffhaien war ein ganz klein wenig furchteinflössend, hatte ich doch meine Tage und gedachte der alten Lehren, dass ein Tröpfchen Blut von einem Hai auf fünfzig Meter Entfernung erspürt werden kann. Aber nein, die Riffhaise beissen nicht, hatte man mir vage mitgeteilt. Diesmal war ich trotzdem nicht die letzte im Boot. Und dann natürlich die langen dürren Fische, die Clownfische, die in die Anemonen verschwinden, eine emsige Krabbe und die Papageienfische. Ich hatte Bananen zum Verfüttern gekauft und war immer wieder in einem sehr grossen Schwarm schwarz weiss gestreifter Fische, die manchmal sogar meine Finger versuchten. Was sieht das Leben prächtig aus unter Wasser! Sehr glücklich war ich auch, als ich bei einem frühen Morgenlauf einen Monitorlizard in den Busch setzen sah. Die Tiere sind so gross wie Krokodile, aber scheu und ungefährlich. Sehr, sehr beeindruckend!

Nach unserem Inseltrip fuhren Robin, Paula und ich weiter nach Taman Negara, dem grössten geschützten Dschungel der Halbinsel Malaysias (ein Teil Borneos ist auch noch Malaysia). Drei Tage verbrachten wir dort wandernd und übernachteten in zwei Hütten. Die erste war nur nach Durchquerung eines hüfttiefen Flusses zu erreichen. Im Hinweg war das nass, im Rückweg war der Fluss sehr stark. Zu stark für mich und ich empfahl Robin und Paula, doch gemeinsam, den Arm um Hüften und Schultern zu durchqueren. Paula fand das gut, Robin versuchte den Alleingang. Und natürlich fiel er rückwärts um, was ihm einen nassen Schlafsack für die nächste Nacht bescherte und dazu führte, dass er nach mir rief. Ohne Gepäck querte ich zurück und rettete Robin. Natürlich blieb ihm etwas Spott nicht erspart, von wegen Machoalleingänger sein wollen... Das Beste am Dschungel sind die Tiere, wer haette es gedacht. Gesehen habe ich vor allem gigantische Ameisen und ebensolche Ameisenstrassen, wo die Herrschaften in Zehnern nebeneinander eine emsige Strasse bilden. Die Riesameisen, ca. 2 cm, gehen im Alleingang. Am beeindruckendsten war nicht, was ich sah, sondern was ich hoerte. Man kann wirklich zu recht von einer Dschungelsinfonie sprechen. Die Gibbons sind klasse und ich ahme sie gerne zu Hause nach. Viel lieber sind sie mir in der Wildnis als Betty, die Gibbondame, die doch maechtig plaerrte, als ich am Kaefigschrubben war. Da fliegen die Feuerfliegen und die Bienen in der Huette und es raschelt und stampft und alles singt irgendwie. Leider kein Elefant und auch kein Tiger, aber immerhin wieder mal omnipraesente Eichhoernchen und Langschwanzmakaken, so sie denn so auf deutsch heissen. Beim Wandern kann ich denken und ich fuehlte mich frei.

Ansonsten schwirrt mir mittlerweile eher der Kopf - viele, viele neue Menschen und geschichten, auf die ich mich adaequat einlassen will, neue Laender, Gewohnheiten, Bilder, Hitze und ich will ja auch staendig ein dichtes Programm haben, also geht es rund...Ich werde in Deutschland vermutlich erst mal ein, zwei Tage oder Wochen unter einem Baum sitzen oder mich in ein Kloster verziehen.

Nach unserem Dschungeltrip fuhren wir nach Kuala Lumpur, wo Robin mich und Paula absetzte. Man guckte die gigantischen Batu Hoehlen an, wo wieder einmal freche Makaken waren und am Abend shoppten Paula und ich durch Chinatown. Ich ersetzte meine Schlappen und wirklich ersetzungsbeduerftige T-Shirts durch gute Imitate beliebter Marken und schlemmte wieder mal an Reisknoedeln, meinen geliebten Fruechten (jackfruit, mangosteen, rambutan und die nach Zwiebelkuchen riechende Durian)und den ubiquitaeren gebratenen Nudeln. Und am naechsten Tag zog ich aus meinem Schlafsaal zu Angel auf die Couch. Der Rest ist bekannt, hoffe ich.

Und nun Cambodia



Cambodia. Hier fühle ich mich gleich wohl. Im Flughafen in Kuala Lumpur guckte ich mich um. Ich wollte Unterhaltung. Ich sass einem Herrn gegenüber, der mir das ganze Flughafentreiben fröhlich distanziert zu beobachten schien und ich dachte mir, das ist mein Mann. Wir kamen in eine sehr muntere Plauderei, die erst zweieinhalb Stunden später in Phnom Penh endete, als ich ihn aus den Augen verlor. Im Flugzeug setzte ich mich einfach auf den freien Sitz neben Rod. Das war eine dieser Begegnungen, die mich an gute Bücher erinnern (eigentlich sollte es vermutlich umgekehrt sein): ich treffe jemanden, klicke sozusagen sofort und man hat gleich das Gefühl, man kennt sich seit Ewigkeiten und steigt in eine sehr private und gleichzeitig sehr lustige Konversation ein. Rod aus Kanada reist in seinem Sabbatjahr durch die Welt und schreibt nebenher ein Buch, klarmachen soll, dass business nicht immer böse ist. Kein Wunder, ist er doch Professor für Management in Quebec. Ich habe seine Mailadresse und die Handynummer seiner Gastgeberin, aber wir haben es noch nicht geschafft, uns heute wieder zu treffen. Dafür schickte er mich zu einem Waisenhaus, das von lächelnden Schwestern geführt wird, die mich gleich mit Namen empfingen. Rod muss sich sicher gewesen sein, dass ich auf seinen Rat dort aufkreuzen würde. Morgen werde ich dort als Freiwillige arbeiten und freue mich schon darauf. Als ich erschien, wollten gleich mehrere Kinder auf den Arm genommen werden. Sie bräuchten viel Liebe, sagte man mir, sie kämen aus sehr schwierigen Verhältnissen.

Den Vormittag hatte ich damit verbracht, zu „seeing hands“ zu schlendern. Dort arbeiten blinde Masseure und kneten einen aufs angenehmste für sieben Dollar durch. Man unterstützt sie und profitiert mit Entspannung. Ständig will mich irgendwer mit seinem Mofa oder Tuk Tuk herumchauffieren. Schafft es einer, mich zu einer Fahrt zu überreden verlangt er natürlich das dreifache des normalen Preises und ich habe in der letzten Zeit viel übers Handeln gelernt. Ich liess mich 3km zu S21 fahren, einer Schule, die in ein grosses Folterinstitut umgewandelt wurde, als Khmer Rouge an der Macht war. Die Photos all der Menschen, die hier umgebracht wurden, gingen mir sehr nahe (wem täten sie das nicht?) und natürlich dachte ich sofort an unsere Konzentrationslager, die so offensichtlich parallel scheinen. Ich lese mich in Cambodias Geschichte ein und sehe vor allem, dass zwischen 1975 und 1979 ein Viertel der Bevölkerung für einen schrägen Kommunismus ausgelöscht wurde.

Jeder Cambodianer hat daher Freunde und Verwandte in dieser Zeit verloren. Das vorwiegend buddhistische Land reagiert darauf aber beinahe paradox: ich habe selten Leute gesehen, die mehr Spass haben. Im Museum spielten die Wächter mit einer Gruppe anderer Männer mit dem Hackysack und ich schloss mich an. Wie üblich lachten sie sich schief über meine Wurf- und Passkünste – man lacht die Westler hier gerne aus. Das ist mir aber gerade recht und ich machte auch meine Scherzchen. Man lebt im Moment und hat seine Freude am Leben. Das soll aber auch wenig Umweltbewusstsein nach sich ziehen, was ich freilich schade finde, aber bis jetzt mangels Umwelt, da Hauptstadt, noch nicht gesehen habe. Und dass man den Müll nicht immer in den Eimer wirft, ist hier kein Novum und sicher nicht schlimmer als in den anderen Ländern Südostasiens. Und sicher besser als in Indien. Hier gibt es immerhin Mülleimer! Das im Moment leben hat vermutlich viel mit dem buddhistischen Hintergrund zu tun, wo man glaubt, dass die einzig wesentliche und letztlich einzig existente Zeit jetzt ist. Schon wieder vorbei... Das Lachen ist wichtig, gerade in schwierigen Zeiten. Was nehmen wir uns doch oft viel zu ernst. Ich freue mich auf mehr Cambodia!

Ein weiterer Bonus ist wieder eine nette Couch. Ruta lässt mich in ihrer Wohnung übernachten. Sie und ihr Freund unterrichten hier Englisch und social studies. Ruta hat keines von beiden studiert, nicht einmal in der Schule gelernt und in social studies hat sie sich übers Wochenende eingearbeitet. Beide sind aus Litauen, sprechen sehr gut Englisch, unterhalten sich gern und sind an allem und jedem und vor allem dem guten Leben interessiert. Sehr nette, unkomplizierte Gastgeber mit der Einstellung, was geteilt werden kann, sollte geteilt werden.

Samstag, 12. Juni 2010

Chaos in Kuala Lumpur und buddhistische Distanznahme gen wahres Glück

Kuala Lumpurs öffentlicher Verkehr rangiert bei mir ungefähr auf der Ebene von Xylitol Kaugummi. Letzter zerfällt in breiige Kleinteile, die an den Zähnen kleben bleiben. Der minzige Geschmack macht das sicher nicht wett. Der öffentliche Verkehr ist sehr undurchsichtig. Es gibt doch Menschen, die sowas studieren - wie designe ich die Infrastruktur einer Stadt? Die sind arbeitslos und ich renne wie ein Huhn von einer Station zur anderen, die eigentlich eine sein sollte, aber dann eben doch einen Kilometer auseinander liegt. Natürlich ohne Beschilderung mit Hüpfen über metertiefe Löcher im Beton. Ein besonders geschickter Kniff ist, dass vollständig unterschiedliche Stationen unterschiedlicher Linien den gleichen Namen haben. Und auf den Karten haben die Linien immer unterschiedliche Farben. Tickets kann man nicht für die ganze Fahrt kaufen, sondern muss immer wieder ein neues Ticket erwerben, um dann im nächsten Bähnchen weiterfahren zu können. Sehr, sehr interessant für eine Hauptstadt, die ansonsten gar nicht unmodern ist. Sie ist sogar so modern, dass es bisweilen keine Fusswege gibt und man eigentlich ein Taxi für fünf Meter Fahrt nehmen muss. Und da sind ja auch Touristen, Menschen mit ernstzunehmenden Jobs, die gar nciht unbedingt Auto fahren wollen, es dann aber doch tun, weil man ja nicht immer 2 Stunden für 5 km investieren will. Interessant.

Kuala Lumpur hat wieder gutes, vielfältiges Essen, billiges Shoppen nach Sportklamottenkopien, Crocs und Flipflops, viel Beton, viele grosse Einkaufszentren. Und gottlob wieder einen grossen japanischen Kinokuniya Buchladen. Als bekennender bookaholic verbrachte ich dort meine entspanntesten Stunden und beschloss einfach das schlechte Gewissen zu ignorieren. Man muss doch dies und jenes anschauen gehen und ein pflichtbewusster Tourist sein. Als käme es darauf an, später einmal sagen zu können, was ich alles abgeklappert habe.

Wieder einmal habe ich eine sehr gute Zeit auf meiner Couchsurfingcouch. Ich schlafe fürstlich und habe mit Angel eine nette Ingenieurin als Gastgeberin. Sie war sehr sehr geduldig als ich wegen des öffentlichen Verkehrs und Staus 2,5 h später am verabredeten Ort ankam, wo sie im Auto mit ihrer Schwester wartete. Sie hat auch gern mehr Couchsurfer gleichzeitig um sich und in der Wohnung, die so herrlich normal westlich wirkt. Das hat den Vorteil von Schokofondue und mehr Gesellschaft für mich und vor allem der Amerikaner John, der gerade das Philosophiestudium mit einem Logikkurs angefangen hat, war gute Unterhaltung. Er fragte mich nach meiner Meinung zu diesem und jenem und allem und es schien als sollte ich Gottesbeweise und Lebensanleitungen in einem Nachmittag lässig aus dem Ärmel schütteln. Ich genoss seine ehrliche Neugier und auch, dass er ein paar Ideen bezüglich der Philosophie hat, die mir selbst nur zu bekannt sind. Das studieren wir und dann haben wir Antworten, z. B. Auch voreilige Schlüsse sind darunter und einfache Ideen zu Freiheit und Determination. Mir wurde klarer, dass ich eben doch Fortschritte gemacht habe, in all den Jahren und es war mir wieder sehr deutlich, wie sehr ich doch diesen geistigen Spielplatz liebe. Ein Loblied auf die Philosophie!

Flapsig formuliert: ich bin ziemlich auf dem Buddhismustrip. Lama Zopa Rinpoche gab in Kuala Lumpur seine Vorträge, daher hatte ich es ein bisschen eilig, hierher zu kommen. Der gute Mann sass vor geschätzt tausend Leuten, reinigte im Zweiminutenabstand lautstark seinen Hals ins Mikro und schien insgesamt sein Vergnügen zu haben und lachte viel. Überhaupt wirken die buddhistischen Mönche sehr humorig, sehr frei und lustig.

Nun bin ich freilich an strukturierte Vorträge gewöhnt und kann so ein munteres Anekdotenerzählen erstmal nicht recht schätzen. Aber da ich mich nun wirklich sehr darauf gefreut hatte, beschloss ich auszuharren. Und tatsächlich - ich war ziemlich beeindruckt. Letztlich hatte doch alles einen Punkt.

Der Hauptpunkt war, dass es unserer Erziehung an der Schulung des Mitfühlens mangelt. Wer mitfühlt, befördert den Weltfrieden, tut keinem Tier und keinem fühlenden Wesen was zu Leide. Jeder Mensch hat die Fähigkeit zu derartigem Mitfühlen, nur muss diese Fähigkeit erst weiter ausgebildet werden.

Die Grundidee meiner weiteren Lektüren ist, dass alles menschliche Leben Leiden ist, mal mehr mal weniger, mal offensichtlicher, mal verdeckter. Das Problem ist, dass wir zu sehr an Dingen oder auch Erlebnissen, dem eigenen Ich und überhaupt allem Weltlichen hängen und glauben, das brächte uns Befreiung vom Leiden. Die einzige Lösung ist, Glück in sich selbst zu finden, die eigenen Gedanken zu beobachten und festzustellen, dass es unsere Gedanken zu allem, was geschieht sind, die Leiden verursachen und nicht die Dinge der Aussenwelt. Das gleiche gilt fürs Glück, das nicht vom aussen abhängig ist - daher nicht zu sehr an den Umständen hängen.

Zwei Zitate, die mich beeindruckt haben:

A loving, compassionate person heals others simply by existing. Lama Zopa Rinpoche

Seeking happiness outside ourselves is like waiting for sunshine in a cave facing north. Tibetan saying

Heimatland, welch Unterfangen, eine Minizusammenfassung buddhistischer Einsichten. Das kann nur in die Hose gehen, weiss der studierte Philosoph. Auch egal. Soweit mein momentaner Erkenntnisstand, der mich ernsthaft dazu verführt, einen Monat in tibetischen Bergen in einem Kloster zu meditieren. Auja, das wärs jetzt!

Und vor KL, wie man Kuala Lumpur gewöhnlich abkürzt, habe ich meine geplante Runde durch Malaysia gedreht. Geplant war nicht, aber dafür sehr willkommen, dass ich Robin aus Holland kennenlernte. Er hatte in Singapur gearbeitet und chauffierte mich und Paula, ein Mädel aus Neuseeland von den Cameron Highlands zum Hafen zu den Perhentian Inseln und von dort weiter in den Dschungel Taman Negara und schliesslich nach Kuala Lumpur. Schlicht gesagt: Luxus pur, so einen Chauffeur zu haben. Wir kamen alle gut aus und hatten eine gute Zeit zusammen. Was wir erlebt haben, berichte ich morgen bevor ich nach Cambodia fliege und hoffentlich sanft in Phnom Penh auf einer neuen Couch lande.

Freitag, 11. Juni 2010

Balde, balde

Ich hab den Blog brach liegen lassen, gebs ja zu. Aber bald, morgen hoffentlich werde ich schreiben von Egeln am Fuss, einem Holländer im Fluss im Dschungel, dem allerschönsten Schnorcheltrip und meinem Buddhismuserlebnis, das der Vertiefung bedarf. Spass, Spannung, Spiel und neue Erkenntnisse. Wird doch wohl mal aufzuschreiben sein!

Sonntag, 30. Mai 2010

Singapur, Melaka, nur milder Asienwahn






Der Homöopath in Melaka schaute mich an und meinte: Sie brauchen Ruhe. Keine Medizin gegen ihren Schwindel, Sie hatten zuviel Stress, Sie müssen ruhen! Ganz einverstanden war ich damit freilich nicht. Stress? Ruhen? Den letzten Samstag hatte ich schliesslich in Manado den Tag schon im Bett verbracht. Nun muss mal gut sein!
Aber ich bin zumindest ein halbwegs gutes Kind und fahre jetzt gerade mit dem eisiggekühlten Bus in die Cameron Highlands nördlich von Kuala Lumpur. Da soll es kühl sein, zwischen 10 und 21 Grad, das ist doch mal ein Angebot nach dem Dauerschwitzen in Singapur und Melaka. Ich ertappte mich gelegentlich dabei, dass ich immer neue Shoppingmallbesuche rationalisierte (kühle Luft war der wahre Grund meines scheinheiligen T_Shirt-Interesses).Mit der Kühlstrategie umging ich geschickt einige Denkmale und Museen. Dieses Gefühl der Lonely Planetdiktatur schlauchte mich trotzdem etwas: man müsste und sollte doch hier noch was über die Portugiesen und die Holländer und über die mit Malaysiern verheirateten Chinesen lernen, die dazugehörigen Bauwerke bestaunen und überhaupt einfach tun, was man tun muss. Aber ich war stur. Ich folgte meinen Primärinstinkten und machte es mir zur Aufgabe, alle lokalen Spezialitäten auszukosten. Das gipfelte darin, dass ich bis abends um neun zwei Stunden vor dem Capitol Satay anstand, einem Restaurant, das auf eine Art Fondue spezialisiert ist. Ein Riesengaudi, die Spiesse mit Krabben, Grünzeug, Brotgebäcken, Hühnchen und den ubiquitären Fischbällen in der Mitte des Tisches in den gasbeheizten Pott zu tauchen und der Erdnusschillisosse mit Zucker beim Schmurgeln zuzuschauen. Dazu gibt’s eine frische Kokusnuss, die mit Strohhalm vor einem auf dem Tisch steht. Yummy! Und fürs Mittagessen habe ich das lächerlichste und doch zugleich unfassbar gute Dessert kennengelernt:Cendol. Es handelt sich um Kokosmilch, die über grüne (und das ist nicht ein sanftes Naturgrün, wir reden hier von Neon) Bohnennudeln gegossen wird. Unten sind irgendwo noch ein paar schwarze Bohnen, Zucker (muss sowieso überall rein, ob herzhaft oder scharf) und gecrushtes Eis.Wer die Luxusvariante mag, kriegt obendrauf noch Durianmus. Durian ist eine Riesenstachelfrucht (kann mit einer durchschnittlichen Wassermelone mithalten), die die Menschen in Liebhaber und Verächter unterteilt. Die Frucht riecht etwas streng. Ich kenne den Geschmack, weiss aber einfach nicht woher. Und ganz wie beim salzigen Hefebrotaufstrich Vegemite (und auch sonst...) bin ich stur: ich mag Durian und werde mir das Kennertum schon noch richtig beibringen! Momentan mampfe ich an kleinen Ananastörtchen, die ich mir für die Fahrt gegönnt habe. Ein Klassiker der Nonyaküche von Melaka. Ich meine, ich tue das ja alles wirklich nur für die Bildung und nicht zum Vergnügen. Keine Bewegung, derartige Studien – nein, das führt nicht zu einem Astralkörper...

In Singapur lud ich die Familie zu einem Fruchtfest ein – ich kaufte einfach alles, was verlockend schien und brachte die Tüten heim. Die Mutter hatte verraten, dass sie sich nur hie und da mal eine Frucht leisten.. Wir hatten Spass. Und ich durfte ihnen zum Schluss beim Beten zusehen, was mit einigem Auf- und Niedergehen verbunden ist und mich fast schon ein klein wenig an Yoga erinnert. Zu meiner Freude hatten wir am Tag zuvor in Little India kleine Plastiktierchen gefunden, die ein Kinderspiel sind. Kuti-Kuti - man schnippt ein Tier auf ein anderes, trifft man, darf man das Tier einsacken. Five stone ist ein Spiel, bei dem man kleine beschwerte Stoffsäcke nach einem bestimmten Muster werfen und andere gleichzeitig aufsammeln. Ich werde das dann mal nach Deutschland importieren! Ich wurde sehr lieb verabschiedet und könne jederzeit wiederkommen – Du hast nun eine Familie in Singapur! Ui, nun hab ich wirklich schon einige Familien in der Welt!

Ich schaute mir noch das Museum of Asian Civilisations an, das leider sehr viel Geschichte und wenig gegenwärtige Lebensweise ausstellt. Ich hätte gerne über das alltägliche Leben mehr erfahren und wenig über Herrschaft und religiöse Insignien. Eine gute Zeit hatte ich im Zoo, den ich nun nach meinem Freiwilligenjob mit anderen Augen sehe. Der Bezug zu den Tieren ist enger, die Orangutans rührten mich sehr, denn selbst ohne Käfige in diesem Zoo haben sie wenig Raum zum Toben und langweilen sich vermutlich gehörig. Die putzigen Sonnenbären, all die verschiedenen Affen der Welt, die Riesenechsen Komodo Dragon – ich mag sie sehr und komme doch schwer ins Grübeln über die Ausbeutung der Natur durch die Menschen.
Singapur soll vorbildlich sein für seine Müllbeseitigung und vor allem für sein Umweltbewusstsein und das Kümmern um die Naturbereiche. Das hat mich ein wenig das Gesicht verziehen lassen. Klar, da ist ein kleiner Regenwaldbereich, letztlich aber ist da viel, viel Beton für viele Menschen. Da kann man schon sagen, man kümmert sich gut um die paar Parks, die gerade noch erhalten sind. Malaysia investiert mächtig in Palmöl und das sieht man auch, wenn man mit dem Bus über Land fährt. Palmmonokulturen überall. Sind die Palmen erntereif, zieht man sie heraus und der Boden ist ziemlich ausgesaugt, kann nicht mehr als Wasserspeicher dienen und rutscht weg. So viele Beispiele, wie sorglos wir mit unserer Welt umgehen. Es drängt mich arg die Frage, wo ich mich am sinnvollsten engagiere, um einen guten Unterschied zu machen. Ein UN-Mann, der von einem Job in Osttimor zu einem anderen in Afghanistan unterwegs war, unterhielt sich mit mir in der Metro und meinte zum Schluss „Du machst das schon. Wir sehen uns in zwei Jahren in der UN. Ich glaube, ich könnte mit Bildung einiges erreichen. Je mehr Menschen wissen, was sie tun und warum sie es tun, desto besser.

Mein Seidenschlafsackliner ist mir zum engen Freund geworden und wir kuscheln fast jede Nacht. Liebevoll packe ich ihn in sein kleines Säckchen- eine fast automatische Tätigkeit, die mich sehr bewusst gucken liess, als ich vor ein paar Tagen auf etwas Festes der Länge meines Zeigefinger und eineinhalb seines Volumens in meinem Liner stiess. Mir war unklar, was das sein könnte (Bunny ist unschuldig) und wurde vorsichtig als es Geräusche wie Niesen von sich gab. Schütteln half nicht, das Etwas hatte sich sehr ernsthaft in meinen Liner gekrallt. Als ich den Liner umstülpte (vorsichtig, um dem vielleicht giftigen Etwas nicht zu nahe zu kommen), sah ich einen dicken fetten Rhinokäfer mit ernsthaften, kräftigen Fängen. Ich glaube, da will ich meine Finger nicht dazwischen haben und ich weiss freilich auch wieder nicht, ob die Tierchen giftig sind. Zum Glück konnte den Käfer ein Hotelangestellter beherzt herausziehen. Auch wenn ich nun kleine Löcher in meinem Liner habe.

Eine weitere kleine Anekdote: ohja, ich bin ja erfahren, so ein Loch im Boden ohne Klopapier ist durchaus mittlerweile eine respektable Toilette für mich. Eine westliche Toilette, auch ohne Papier, brachte mich aber neulich aus dem Konzept. Anstatt den Spülhahn muss ich den Duschhahn erwischt haben. Die kleine Düse kommt direkt am hinteren Teil der Schüssel heraus. Das ist richtig eingestellt ein vorsichtiges Tröpfeln, von mir betätigt aber schoss ein ansehnlichr Wasserstrahl auf Kopfhöhe direkt an mir vorbei und an die Klotür. Halleluja!

Montag, 24. Mai 2010

Vom Nachttauchen in die organisierte Welt






So richtig beeindruckt war ich vom Nachttauchen, das wir um sechs unternahmen, als es gerade dunkel wurde. Die Korallen strahlen dann ganz anders, wir kamen an grossen Krabben vorbei, sahen einen Stingray, die meisten Fische schienen zu schlafen und ein Oktopus streckte seine Tentakeln heraus und der Boxjellyfish, den zu beruehren eine eher ungesunde Angelegenheit ist, war nur noch faszinierend blaeulich- pink- durchsichtig. Mit der Schnorchelei und Taucherei, dem Gefuehl des Schwebens und vor allem mit all den wunderschoenen Fischen, Anemonen hatte ich ein eigentuemliches Gefuehl des Einsseins, ein echtes Rundumnaturerlebnis. Etwas geschmaelert wurde das anfaenglich durch mein von einem damals leichten, nun heftigen Schnupfen verstopftes rechtes Ohr. So war ich ganz mit mir und meinem Druckausgleich beschaeftigt, anstatt zufrieden mit meiner Taschenlampe herumzuleuchten. Es ist doch schoen, wenn man auf dem Schiffchen davonfaehrt und nochmal in grossen Lettern auf der uebergrossen katholischen Kirche sieht "Jesus prays for Bunaken". Er scheint da wahrlich ein gutes Ding am Laufen zu haben!

Als ich am naechsten Tag mit dem oeffentlichen Boot nach Manado schipperte, war noch alles einigermassen im Lot. In meinem billigen Hotel fuer 3,50 Dollar die Nacht im winzigen Zimmer ohne Faecher oder Klimaanlage, wars dann aus. Ich durchrotzte meine Rolle Klopapier und doeste nur vor mich hin. Dafuer war das Zimmer ganz in Ordnung.

Der Flug war etwas gruselig wegen des verstopften rechten Ohrs. Ich ging zur wenig englisch sprechenden Aerztin im Flughafen in Jakarta, machte ihr klar, dass ich gerade mal noch 10 cent in Rupiah habe, aber gerne wuesste, was ich fuer mein Ohr tun koennte. Sie nahm mir 2 US Dollar ab, gab mir Tropfen ins Ohr und es sah doch bedeutend besser aus. Am Ende fragte sie, ob ich "confused" sei, was ich gnaedig mit schwindlig uebersetzte. Ich hoffe doch mal... Ich meine, alle erkaelteten Rucksacktouristen mit roter Nase in einem viel zu warmen Klima sehen vermutlich nicht ganz proper aus...Meine Laune hob sich, als ich im Flieger wieder einmal eines der beruehmten Lion Air Gebetspapierchen in der Hand hielt. Da kann man christlich, muslimische und buddhistische Gebete finden. Als ich von Mustafa hoerte, dass sie keine guten Crashzahlen haben, beruhigte mich das auch nicht gerade mehr.

Erstaunliches ereignete sich noch beim Abflug aus Jakarta. Ich wollte Wasser fuer meinen trockenen Hals und begab mich nach dem Einchecken auf die Suche danach. Nun konnte ich den Bereich nur verlassen, wenn ich meine Boardkarte abgab. Das tat ich, die jungen Buben vom Schalter guckten sie genau an und stellten fest, ich hatte keine weiteren 15 Dollar Flughafengebuehr bezahlte. Ich hatte schon national in Manado gezahlt, nicht aber bei meinem Zwischenstopp in Jakarta und hoffte, das waere auch nicht noetig. Nun waren sie offenbar recht aufgeregt und als ich zurueckkam, nahmen sie mir 16 US Dollar ab. War ein teueres Wasser, das ich letztlich gar nicht mitnehmen konnte. Das Erstaunliche war nur, dass ich in Singapur eine SMS erhielt, in der es hiess, ich habe meine Steuer nicht bezahlt und solle das doch bitte nachholen, sonst muesse der Schreiber zahlen und er habe doch kein Geld. Warum irgendwer irgendwas zahlen sollte, fand ich schon mal interessant, viel interessanter ist aber noch: woher haben die meine Handynummer? Ein grosses, dunkles Raetsel. Werde mich mal an irgendeinen Geheimdienst oder Kriminalromanautor wenden!

Ich habe Nachricht, ich kann in Kuala Lumpur an Lama Zopa Rinpoches Unterricht teilnehmen. Das koennte beeindruckend sein. Vielleicht aber auch nicht, fuer den Buddhismusnovizen, der sich die Sache einfach mal ansehen will. Das geht ueber drei Tage. Danach koennte ich noch fuer eine Woche nach Vietnam oder Cambodia, was gar nicht so teuer ist (130 Flugdollar). Ich grueble. Einfach nur durch Malaysia fahren ist ja auch schoen.

Singapur ist sehr, sehr organisiert. Da gibt es alle fuenf Schritte Muelleimer, ordentliche Supermaerkte, Menschen aus aller Welt, ein erstklassiges oeffentliches Verkehrssystem. Das ist auch noetig, kostet doch allein die Lizenz ein Auto besitzen zu duerfen 30000 Singapurdollar. Und dann der Fuehrerschein und die eigentlichen Autokosten. Das macht ein normaler Mensch nicht. Geradelt wird auch nicht viel.

Ich sass vor einem Fullerton Hotel, das 300 Dollar aufwaerts pro Nacht verlangt und fragte mich wieder einmal, ob die Menschen dort auch nur ein Broeselchen gluecklicher sind. Ich bezweifle es, fuehlte aber doch so einen kleinen Drang - das waer doch jetzt spannend, eine Nacht in einem richtig, richtig teuren Hotel zu verbringen.

Aber es koennte nich besser als mit meiner netten muslimischen Familie sein. Sie haben eine Wohnung mit drei Schlafzimmer. Die Eltern haben 5 Kinder, die beiden Maedchen, die 6 und 13 sind, wurden ins Wohnzimmer ausquartiert, so dass ich mein eigenes Zimmer habe. Waere ich maennlich, waere ich ins Bubenzimmer eingezogen. Man kuemmert sich ruehrend um mich, ich kriege sogar meine Waesche gewaschen und ich werde mit Essen versorgt. Sie sind sehr interessiert an meinen Reisegeschichten und wir lachen viel. Sie meinen, ich haette mehr erlebt und sei interssanter als all die anderen Couchsurfer. Ich bin sehr geschmeichelt. Eine richtig "normale" Familie, die sich zwar ein wenig um ihren ungewoehnlichen Sohn Mustafa sorgt, wenn er reisen mag, aber ihm doch vor allem alles Glueck der Welt wuenscht. Der normale Singapurer will viel Geld verdienen, viel Shoppen und gut essen, reisen ist da nicht so recht im Plan. Was sind die Menschen doch immer wieder gut zu mir!

Randbeobachtung: in Chinatown wies Mustafa auf eine Frau hin, die im Muell wuehlte. Er meinte, man solle diese Frauen nicht unterschaetzen. Sie sammelten Dosen, die 10 cent Pfand pro Stueck einbringen, um ihre Kinder auf die Uni schicken zu koennen. Die seien nicht obdachlos, sowas gebe es in Singapur nicht.

Auf denn zu etwas mehr Stadterlebnis und einem Treffen im Brettspielcafe mit Mustafas Freunden heute abend!

Freitag, 21. Mai 2010

Das Paradies - jetzt hab ichs auch gesehen






Nach zwei Wchen Härte- das Paradies. Ist das schön hier auf Bunaken, dem 1000 Einwohnerinselschen 45 Bootminuten vor Manado im Norden Sulawesi. Die Kinder spielen auf den Gassen, die autofrei sind, die Familien scheinen in Grossfamilien zusammenzuleben, an jeder Ecke verkauft eine Tante in ihrem Lädchen, das an meinen Kaufladen erinnert, Zahnpasta, Kekse und Wasser. Wenn einer keine Schokolade hat, läuft der Besitzer das Dörfchen ab und fragt alle anderen, ob da Vorräte sind. Es ist sauberer als im Meer, wo doch eine gute Menge Chipstüten und Plastikflaschen schwimmen, für deren Beseitigung Touristen hier Parkgebühren zahlen. Und natürlich ragen überall die Kokosnusspalmen in den Himmel und werden von Profikletterern geerntet, die dort nur so hinaufjagen, wie man mir erzählt hat und ich auf Bildern sehe. Am Strassenrand wachsen die Bananen wild. Die katholische Kirche ist von weitem erkennbar und scheint alle Einwohner auf einmal fassen zu können.

Der Fahrer Anthony hatte herausgefunden, wo man am billigsten übernachten kann. Für 15 Euro pro Nacht hat man Vollpension mitgebucht, sein eigenes kleines Häuschen am Strand, wird wie der König selbst von allen mit Namen gegrüsst und kann schnorcheln gehen soviel das Herz begehrt. Ein Tauchgang, selbst für nicht zertifizierte Taucher wie mich kostet 25 Euro extra. Alle sind sehr nett, grüßen freundlich auf der Strasse, der Tauchlehrer Alo sucht wie fast alle anderen Indonesier eine weisse Freundin und geht daher gern nicht nur mit mir tauchen, sondern begleitet mich sogar zum Schnorcheln. Seine Hoffnungen musste ich ihm trotzdem schnell zerschlagen. Ein anderer Gast meinte, er habe ihm erzählt, er sei verheiratet.

Vor der Fahrt auf die Insel mit dem öffentlichen Boot (fährt auch, kostet 2,50 im Vergleich zu 15 Euro privat) hatte ich Zeit für einen netten Spaziergang auf dem Markt. Reichlicher Fruchtkonsum (Avocado, Mangosteen, Lansa) und ein feines Mischmaschleckeressen inbegriffen. Zur kleinen Sensation wurde ich als ich einem Mann mit etwas Muskelkraft half, der einen riesigen Wagen durch die Gassen schob. Das freut die Einheimischen, wenn die vermeintlich reichen und in Palästen Touristen arbeiten. Wie Ihr unschwer aus den Bildern ersehen könnt, ist der Indonesier ein emsiger Geschäftsmann, der jede Minute dem angestrengten Ertüfeln neuer Geschäftsideen widmet.

Neben dem ausgezeichneten Essen im Bunaken Beach Resort mit viel nicht verkochtem Gemüse, Tofu und Reis hatte ich beste Unterhaltung mit dem australischen Paar Daniel und Emily, meiner Kollegin von Tasikoki July, dem Briten Mike, der hier auf sein Tauchexam sehr fleissig und stöhnend lernt und zwei Franzosen. Was hatten wir einen Spass. Kein Besäufnis, angeregte Unterhaltung über Kultur, Geschichte, ein bisschen Literatur und Philosophie und natürlich das Tauchen. Und fast das Beste war heute um sechs in der Früh wieder mal zum Laufen zu gehen. Keine Stachelschmerzen, keine vollständig unvernünftige Hitze und ich bin gerannt. Ein Traum! Was hab ich es vermisst. Mein Körper liebt mich dafür, glaub ich.

Ich habe mir zwei Tauchgänge versprochen. Heute abend fahren wir raus zum Nachttauchen, das die anderen arg lobten. Die Korallen leuchteten, die Farben seien einfach wunderschön. Ich bin ja schon ganz hingerissen von der Schnorchelei mit den wunderbaren Clownfischen, blauen Leuchtefischchen, Streifenfischen und braunen Schwärmen, die mir sehr neugierig sehr nahe kommen. Unterwasserwelt gucken ist wirklich ein Riesenvergnügen. Ich kriege ausserdem ein Gespür für die starken Strömungen hier, gegen die ich kräftig mit Kraulzügen und Flossen anzuschwimmen habe. Das Meer sieht herrlich ruhig aus und trotzdem sehe ich beim Nichtstun und nach unten gucken fast den Meeresgrund an mir vorbeirasen. Ja, es kann gefährlich sein!

Es ist kühler hier, der Ventilator gibt mir ein frisches Windchen und die Moskitostiche aus Tasikoki sowie die Seeigelstachellöcher heilen, nachdem ich die Stacheln emsig mit Essig vom Markt aufgelöst und vorher in Kleinteile zerklopft hatte. Die Wunden heilen alle. Auch die, nicht die allerbeste Zeit dort gehabt zu haben. Ich habe mich über Wasser gehalten, indem ich mit den anderen redete und vor allem, indem ich im Feedback meine Meinung freundlich, aber klar darlegte. Das hat dazu geführt, dass ich die letzten beiden Tage besser mit meinen Chefs klarkam, deren Standpunkt ich ein klein wenig besser verstand, die sich aber auch eindeutig freundlicher und positiver verhielten. Aber es bleibt doch dabei: einem kräftig Gast, der täglich stundenlang Scheisse schrubbt und nicht jammert, begegnet man sehr, sehr freundlich. Alles andere geht nicht, punktum. Vor allem bin ich froh, etwas für die Tiere getan zu haben, die mir so ans Herz gewachsen sind, dass ich beim Abschied den Tränen nahe war.

Am Rande: was sind die Menschen doch immer am Wollen dessen, was sie nicht haben. Hier findet man überall Nivea Whitening Lotion und mein Tauchlehrer beschwert sich, dass die Mädels keine dunklen Männer wollen. Bei uns schmieren sich alle mit Bräunungslotion ein und rennen ins Sonnenstudio. Auch gut: Spitzenstihlkettensägen auf Ochsenkarren und Benzin, das in Colaflaschen abgefüllt und so an die Mopedfahrer verkauft wird.

Wies weitergeht, weiss ich nur bis Sonntag, wo ich in Singapur ankommen werde und bei einer muslimischen Familie couchsurfe. Die klingen sehr, sehr nett und ich freue mich darauf, wieder einen ganz anderen Lebensstil für ein paar Tage mitzuleben. Ich habe ca. 15 Mails an buddhistische Zentren und Klöster geschrieben- eine Mail kam zurück, dass ich vielleicht ja Kuala Lumpur zu einer Veranstaltung gehen könnte. Man verwies mich auf die Homepage mit den Daten. Ich will unbedingt buddhistisch meditieren bevor ich nach Deutschland fliege. Ob ich den Rest der Zeit (und meines knapper werdenden Budgets) in Cambodia, auf Sumatra oder Malaysia verbringe – da bin ich selber gespannt!

Dienstag, 18. Mai 2010

Unerfreuliche Meeresbegegnung

Ach, ist das lästig! Heute hatte ich meinen letzten Tag in Tasikoki und will morgen zum Schnorcheln fahren bevor ich am Sonntag nach Singapur fliege. Zur Feier sollte es mit anderen Freiwilligen ins Meer gehen. Sie wollten nicht recht, ich munter rein und dann, im Sand - ein Seeigel, den ich nicht sah. Bin natürlich reingestiegen und hab nun sieben Stacheln im linken Fuss. Nur einer ist lästig beim Laufen, aber das ist nervig genug. Dazu entzündet sich hier alles immer gleich so nett und ich bin alles andere als begeistert. Die Meinungen zur Behandlung gehen auseinander. Die Monster haben Widerhaken und kommen daher nicht leicht raus. Zitrone oder Essig soll sie auflösen, da sie vor allem aus Calcium bestehen. Alexis, die Freiwilligenbetreuerin redet von Chirurgie, was ich weniger amüsant fand. Ich bin am Salzwasserdesinfektionsmittelfussbaden, hab ein wenig halbherzig herumgepult und träufle nun Zitrone drauf und danach Iod. Drückt mir die Daumen, dass sich die Dinger einfach auflösen! Und ich hab mich so darauf gefreut, endlich wieder joggen zu können, mein Körper lechzt nach Bewegung!

Ich wurde noch nach Feedback befragt und habe weitergegeben, dass ich es schwierig fand, im harschen Ton herumkommandiert zu werden. Ich fände es wichtig, besser eingeführt zu werden, so dass auch klar ist, wer welche Verantwortung hat und an wen man sich zu wenden hat und vor allem, wer überhaupt kommandieren darf. Ich fände es auch besser, klare Projekte zur Verbesserung des Lebens einzelner Tiere zu haben, so dass der Fokus letztlich weniger auf Käfigschrubben liegt und man sich mehr mit den anderen darauf konzentrieren, etwas gemeinsam zu schaffen. Frühstück um acht nach zwei Stunden Arbeit funktioniert für mich nicht so gut. Da muss man ja hungrig werden und hat weniger Energie, die man aber braucht um über Hügel und Treppen hin und zurück zu laufen - sechsmal jeden Arbeitstag.

Die konstruktive Kritik wurde gut aufgenommen, ich fühlte mich danach gar besser respektiert, ehrlich und kam besser mit den Leuten klar. Das war erfreulich und hilfreich und ich habe vor allem gelernt, dass selbst wenn es schwierig mit der ein oder anderen Person ist, man doch noch viel einrenken kann. Was Kommunikation doch alles bewirken kann.

Ich habe für mich einmal wieder gesehen, dass es mir doch sehr sehr wichtig ist, mit meinen mich umgebenden Mitmenschen einigermassen im Reinen zu sein. Der grusligste Schrubbjob ist nur halb so wild mit netten Menschen. Mit nicht netten Menschen wird ziemlich alles für mich zum Gruseljob. Freude und der Versuch einander zu verstehen sind mir sehr wichtige Faktoren in egal welchem sozialen Umfeld. Nicht neu, aber allesentscheidend für mich.

Es war nicht leicht und ich gebe zu, mich öfter in die Zukunft gewünscht zu haben (die mir nun einen schmerzenden Fuss bereitet), aber ich habe doch viel gelernt und mich in die Tiere verliebt. Der autistische Albinoaffe, die wilden, aber gutmütigen Makaken Ray und Che, Bento und Is, die liebsten Orangutans und Bimbim und Bombom die knuddligen Sonnenbären.

Ich habe über Freiwilligenstrukturen nachgedacht und frage mich, ob es besser ist, dass Freiwillige Zeit und Geld schenken, um etwas Gutes zu tun. Es wäre doch schön, wenn manche Leute Geld stiften und andere mit Ihrem Tun etwas bewirken. Vielleicht sind zahlende Freiwillige motivierter, vielleicht hätte man aber doch viel mehr willige Fleissige wenn das Freiwilligenarbeiten nichts kostete. Ich denke weiter drüber nach.
Es ist interessant, dass hier oder gerade hier, vor allem die Professionellen doch sehr auf ihr Ego bedacht zu sein scheinen. Viel Geld ist in diesem Bereich nicht zu machen, dann zumindest soviel Anerkennung wie möglich? Ist das gar der Grund für die Herumkommandiererei?

Ich frage mich auch, welches Leben besser für die Tiere ist: sie in einem Gebiet, in dem sie heimisch sind oder waren freilassen und sehen, wie sie sich durchschlagen oder aber vermuten, dass sie sich nicht so gut machen würden und sie daher in Gefangenschaft halten. Freilich will man darauf achten, dass sie für die ansässigen Menschen keine besondere Gefahr darstellen, weil sie sich an Menschen gewöhnt haben und diese für Futter attackieren würden. Auch alles nicht einfach. Gut ist jedenfalls, dass hier klar das Ziel ist, so viele Tiere wie möglich in die Freiheit zu entlassen. Möglich soll hier heissen, dass man glaubt, dass sie sich in ihrer Umgebung gut durchschlagen könnten, ohne Menschen zu gefährden und dass ausserdem ein adäquater Lebensraum für sie zur Verfügung steht.

Freitag, 14. Mai 2010

Kungkungan Resort




War das nett. Mal wieder richtig Bewegung mit schwimmen, schnorcheln und Nemos treffen und nach einem Mittagsgadogado (indonesisches gedünstetes Gemüse mit Erdnusssauce, die der einzige feste Bestandteil des Gerichts ist) ein ordentliches Poolnickerchen. Wäre ich reicher, hätte ich mir eine 18 Dollarmassage gegönnt. Für einen Tag war das gleich sowas von ideal - hätte ich auch nicht gedacht, dass ich zum krebsroten Cluburlauber verkommen würde. Leider schwimmt auch einiger Müll im Meer und ich wurde von einer Seekreatur gebissen. Aber Nemos und Papageienfische, die mich lustig angeplappert haben, waren die kleine Attacke wert. Mehr davon! Und hoffentlich bald der Fund eines passenden Buddhismusplatzes!

P.S.: Ich weiss nicht, ob ich den indonesischen Ansatz des Familientransport nachahmenswert finde...

Donnerstag, 13. Mai 2010

Es regnet. Gottlob! Auch habe ich mich besser an die Hitze gewöhnt und fühle mich nicht mehr so schlapp. Überhaupt wissen wir, dass ich lieber eine Jacke anziehe als in der Hitze schwitze. Lieber mehr Winter, vor allem, wenn ich arbeite. Aber ach, die Zeit schleppt sich. Jetzt bin ich erst eine Woche hier und es steht noch eine an. Es ist weniger die Traurigkeit, sondern mehr die Herumkommandiererei vor allem einer der Angestellten hier. Das Mädel ist schlappe 24 und führt sich auf als wüsste sie alles und könnte alles. Gestern gingen wir in die Stadt, um Lebensmittel zu besorgen. Die Dame wollte Donuts und ich erklärte mich bereit, auf die Einkäufe aufzupassen, während die und andere ausschwärmten. Nach einiger Zeit setzte ich mich neben die Tüten. Da kommt sie angewankt und sagt mir doch tatsächlich, ich solle sofort aufstehen, da könne ich unmöglich sitzen, es könnten ja Leute vorbeiwollen. Das war in der Freizeit und da entscheide ich sehr wohl selbst, wo ich sitze. Ich meinte nur, sie solle mich nicht wie ein Kind behandeln und es sei sehr wohl in Ordnung, hier zu sitzen und so blieb ich. Dann darf man auf einmal die Orangutans nicht mehr mit Beeren füttern, weil ihr das einfällt, es ist ihnen nicht das Wasser zu geben, das dafür bereitsteht und vor allem habe ich sie nur zu berühren, wenn ich vorher die Hände geschrubbt habe. Nun konnte ich aber wenig machen, da ich ihnen Wasser gab und sie meine Hand nahmen. Das kommt dann alles im Kommandierstil, Andrea tu das nicht, Andrea tu jenes nicht mit Blicken verfolgt, die sich durch meinen Rücken bohren. Ich bin in einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Amüsement und Aggression. Ja, was will das Kind denn? Annabel, einer anderen Freiwilligen, die als Tierpfleger arbeitet, geht es genauso, wobei sie vor allem Aggression verspürt. Und ich sehe mich wieder in einer Situation, wo ich erstens mir selbst sage, dass ich nicht vertrottelt bin und nicht wie ein Kind behandelt werden muss, sondern sie schlicht daneben liegt. Zweitens fühle ich mich wieder einmal genötigt, einem Vorgesetzten meine Meinung sagen zu müssen. Das ist nun das dritte Mal nach Herman in Bungunyah. Eine Lernerfahrung, das ist sicher. Erschreckend hier ist vor allem, dass es um Egos und Macht geht und nicht um das Wohl von Tieren. Als wäre man hier besser...

Ich werde fetter, werden wir hier doch mit Reiskohlehydraten vollgeladen und der weisse Toast in der Früh hilft auch nicht. Vor allem fehlt mich freilich der Sport. Als dann auch noch von Simon, unserem Leiter hier, das grosse Entsetzen kam, dass 15 Leute zum Frühstück ein ganzes kleines Marmeladenglas Erdnussbutter (der einzige Brotaufstrich) gegessen haben, hätte ich fast gekreischt. Wir kosten hier pro Person zwei Euro fünfzig täglich, ein Glas Erdnussbutter liegt bei ca. 90 cent und die Freiwilligen sind dazu angehalten, 770 USD für 14 Tage zu bezahlen. Wir arbeiten lang, wir schwitzen viel, wir sind hungrig und für das Geld streite ich doch nicht um Erdnussbutter und schüttle meinen Kopf darüber, dass die Menschen nicht immer mit einem kleinen Röllchen Klopapier in der Woche auskommen.

Ich mag die Tiere sehr und bin gerne mit ihnen beschäftigt. Mit den anderen Freiwilligen geht auch richtig was. Wir räumen auf, wir bauen, das macht auch durchaus Spass und wir sind guter Dinge, wenn wir zusammenarbeiten können, bis eben unsere Chefs wieder eintrudeln und uns in den Kindergarten schicken. Leider fehlt vor allem das grosse Ganze. Da wird ewig an Details gewerkelt, strukturiert und geplant, auf Tafeln gemalt, kommandiert und wichtig geredet und letztlich kommen die Tiere zu kurz, weil die Damen an ihrem Profil feilen müssen. Nicht gut, gar nicht gut.

Gestern musste man dann zum Pizza Hut gekarrt werden, um eine teure ölige Käsefettweissmehlpampe zu konsumieren, anstatt billig und gesund indonesisch zu schmausen und dafür nicht eine Stunde zu fahren.

Ich freu mich ja so auf meinen Schnorcheltag morgen. Ich werde mit dem Motorrädchen hingekarrt und komme mit dem Auto mit anderen zurück. Kann alles wieder ein wenig abenteuerlich werden. Zum Glück haben wir hier Internet und ich suche emsig nach einem buddhistischen Kloster in der Gegend, will heissen Südostasien und nicht Thailand, weil es da doch momentan eher ungesund ist. Ich will weiter meditieren lernen und ich will wissen, was am buddhistischen Leben für mich dran ist. Sehr spannend. Aber diese Buddhisten scheinen so glücklich mit ihrem Leben, dass sie es nicht für nötig halten, ihr wunderbares Leben im Internet als besuchenswert anzupreisen. Andere Reisende scheinen da ähnliche Erfahrungen zu haben. Wer also ein gutes Kloster kennt ´- nur her mit den Tipps!

Der Rest ist des Reisenden täglich Brot: Unterkünfte suchen, einen billigen Flug finden, Reiseführer wälzen. Wie hat man das nur vor dem Internet gemacht?

Sonntag, 9. Mai 2010

Affenhitze



Jetzt aber schnell. Es regnet und mit dem Regen ist es kühler. Und mit dem kühler fühle ich mich wieder viel mehr wie ich selbst. Da ist Energie und Lebensfreude. Ha!

Die Arbeit hier ist hart. Wegen der Hitze (es gibt nicht mal einen Venttilator im Zimmer, so dass das Schlafen nachts eine rechte Herausforderung ist), aber vor allem wegen der Leute. Die fest Angestellten hier nehmen sich die Arbeit sehr zu Herzen, was freilich lobenswert und beeindruckend ist. Aber sie gucken eben auch immer traurig, da ist eine ordentliche Portion Negativität im Spiel und ich fühle mich wie ein schräger alberner Ballon, der hier unpassenderweise mal reinfliegt, aber den Ernst der Welt doch nicht ausreichend schultern will. Simon, Chef von Tasikoki hat hier viel Arbeit und Herzblut reingesteckt und weinte gestern angesichts eines kranken Affen. Da ist viel Leidenschaft und ich fühle mich ein wenig beschämt, weil ich ganz so stark eben nicht fühle.

Wir fangen um sechs an, schrubben die Käfige der Affen, putzigen Sonnenbären und Vögel und füttern dann. Frühstück um acht, Mittagessen um zwölf, Abendessen um sechs. Arbeitsende etwas nach vier. Ich bin etwas schlapp und eben gar nicht voller Energie wie sonst. Einen Tag in der Woche hab ich frei, da werde ich schnorcheln gehen.

Die Orangutans Is und Bento sind sehr clever und freundlich. Ich gebe ihnen Beeren in den Mund und sie versuchen durchs Gitter meine Hand zu halten. Auch die anderen sind toll zu beobachten. Einen Emustraussbuntvogel, ein Cassowary, hab ich nie zuvor gesehen und auch die deerpigs, sind herzig. Und die Sonnenbären natürlich. Die meisten können nie wieder freigelassen werden, haben sie sich doch zu sehr an Menschen gewöhnt und durch die ständige Waldrodung gibt es auch nicht mehr genug Lebensraum für sie. Ich verstehe die Traurigkeit.

Freitag, 7. Mai 2010

Affenställe






Sulawesi also. Wo man vielleicht die besten Tauchreviere der Welt vorfindet. Nach einem Flug mit Transit im Sueden Sulawesis kam ich nach vier Stunden in Manado, an der Nordspitze an. Im Flugzeug sorgte mein blosses Westlersein fuer grosse Aufregung. Meine Nachbarin Martha ist hier Gymnasiallehrerin für Englisch und entschuldigte sich gleich für ihr schlechtes Englisch, wollte aber doch unablässig mit mir plaudern. Sie hat ja sonst kaum Gelegenheit. Und natürlich mussten auch gleich mehrere Photos mit mir gemacht werden. Im Flugzeug, am Flughafen. Es war alles recht putzig und ihre Chefin, die Direktorin wollte auch gleich mit ins Bild. Grosse Überraschung, dass man in Deutschland auch ohne Ehe einen Freund haben kann und sogar zusammenziehen ist möglich. Und ach, die Eltern können das auch nicht verbieten?! Wie immer sang ich ein stummes Loblied auf die westlichen Demokratien!

Das ist dann eben so gar nicht mehr Bali mit den unzähligen Westlern, die die Einheimischen eher ermüden. Was sie sich freilich nicht recht anmerken lassen, schliesslich verdienen achtzig Prozent ihr Geld mit Touristen. Ich hatte in Bali eine Französin kennengelernt, die über eine Kontaktbörse einen Indonesier kennengelernt hat. Nun lebt sie hier seit zwei Jahren. Zusammenleben ist nur mit Heirat, die Schultern und Knie sind bedeckt zu halten und ihre finanzielle Unabhängigkeit ist auch dahin. Kein eigenes Geschäft und Einkommen mehr und ein Restaurantessen für zwei Dollar ist auf einmal eine richtige Belastung, sagt vor allem ihr Mann. Eingetauscht das freie Leben für die Liebe...

In Sulawesi des Nächtens um halb elf war ich von Taxifahrern umringt, die mich für zehn Dollar zu meinem Projekt kutschieren wollten. Und da war keiner, der mich abholte und ich ein wenig in Sorge. Aber ich habe dazugelernt, insgesamt ist hier nicht viel zu fürchten, Menschen, die einem gross was andrehen wollen, kann man auch einfach nur ignorieren und gut isses. Am Ende kam doch noch ein indonesischer Fahrer, den man für mich entsandt hatte und ich war erleichtert am Plaudern mit Antony, der sagt, dass er die Tiere liebt und daher das Projekt.

Heute wurde ich einfach nur herumgeführt, konnte die Tiere anschauen, die fast alle einzigartig auf der Welt sind. Der Leiter ist sehr engagiert, seine Freude an den Freiwilligen sieht man ihm aber nicht immer an. Das kann wegen Finanzsorgen und viel Arbeit sein, aber ich vermute eher ein allgemeines Temperament dahinter. Die Menschen hier scheinen hartgesotten, aber alle mit einem grossen Herz fuer die Tiere, so dass selbst die Riesenspinne im Bad munter neben den Kakerlaken, Ameisen und anderen Spinnen bestehen darf. In Bungunyah waere man solchen Kreaturen mit einer Vielzahl Chemikalien beigekommen.
Das Anwesen ist riesig, die Arbeit startet um sechs in der Früh. Die Tiere sind hier, weil man sie gerade noch von Schiffen gen Phillipinen gezogen hat, wo sie illegal verkauft werden sollten. Die Lage scheint schlimm, es gibt kaum mehr Lebensraum, da viel Ackerbau getrieben wird, hier mehr Kokosnuesse, im benachbarten Borneo Palmölpflanzen. Die Tiere sind teils gestresst, die Orangutans scheinen sehr menschlich und ich freue mich darauf, mehr Zeit mit den Tieren zu verbringen. Ich hoffe auch auf eine Schnorcheltour zu gehen, soll dafür einer der besten Orte der Welt in Nordsulawesi sein.