Sonntag, 30. Mai 2010

Singapur, Melaka, nur milder Asienwahn






Der Homöopath in Melaka schaute mich an und meinte: Sie brauchen Ruhe. Keine Medizin gegen ihren Schwindel, Sie hatten zuviel Stress, Sie müssen ruhen! Ganz einverstanden war ich damit freilich nicht. Stress? Ruhen? Den letzten Samstag hatte ich schliesslich in Manado den Tag schon im Bett verbracht. Nun muss mal gut sein!
Aber ich bin zumindest ein halbwegs gutes Kind und fahre jetzt gerade mit dem eisiggekühlten Bus in die Cameron Highlands nördlich von Kuala Lumpur. Da soll es kühl sein, zwischen 10 und 21 Grad, das ist doch mal ein Angebot nach dem Dauerschwitzen in Singapur und Melaka. Ich ertappte mich gelegentlich dabei, dass ich immer neue Shoppingmallbesuche rationalisierte (kühle Luft war der wahre Grund meines scheinheiligen T_Shirt-Interesses).Mit der Kühlstrategie umging ich geschickt einige Denkmale und Museen. Dieses Gefühl der Lonely Planetdiktatur schlauchte mich trotzdem etwas: man müsste und sollte doch hier noch was über die Portugiesen und die Holländer und über die mit Malaysiern verheirateten Chinesen lernen, die dazugehörigen Bauwerke bestaunen und überhaupt einfach tun, was man tun muss. Aber ich war stur. Ich folgte meinen Primärinstinkten und machte es mir zur Aufgabe, alle lokalen Spezialitäten auszukosten. Das gipfelte darin, dass ich bis abends um neun zwei Stunden vor dem Capitol Satay anstand, einem Restaurant, das auf eine Art Fondue spezialisiert ist. Ein Riesengaudi, die Spiesse mit Krabben, Grünzeug, Brotgebäcken, Hühnchen und den ubiquitären Fischbällen in der Mitte des Tisches in den gasbeheizten Pott zu tauchen und der Erdnusschillisosse mit Zucker beim Schmurgeln zuzuschauen. Dazu gibt’s eine frische Kokusnuss, die mit Strohhalm vor einem auf dem Tisch steht. Yummy! Und fürs Mittagessen habe ich das lächerlichste und doch zugleich unfassbar gute Dessert kennengelernt:Cendol. Es handelt sich um Kokosmilch, die über grüne (und das ist nicht ein sanftes Naturgrün, wir reden hier von Neon) Bohnennudeln gegossen wird. Unten sind irgendwo noch ein paar schwarze Bohnen, Zucker (muss sowieso überall rein, ob herzhaft oder scharf) und gecrushtes Eis.Wer die Luxusvariante mag, kriegt obendrauf noch Durianmus. Durian ist eine Riesenstachelfrucht (kann mit einer durchschnittlichen Wassermelone mithalten), die die Menschen in Liebhaber und Verächter unterteilt. Die Frucht riecht etwas streng. Ich kenne den Geschmack, weiss aber einfach nicht woher. Und ganz wie beim salzigen Hefebrotaufstrich Vegemite (und auch sonst...) bin ich stur: ich mag Durian und werde mir das Kennertum schon noch richtig beibringen! Momentan mampfe ich an kleinen Ananastörtchen, die ich mir für die Fahrt gegönnt habe. Ein Klassiker der Nonyaküche von Melaka. Ich meine, ich tue das ja alles wirklich nur für die Bildung und nicht zum Vergnügen. Keine Bewegung, derartige Studien – nein, das führt nicht zu einem Astralkörper...

In Singapur lud ich die Familie zu einem Fruchtfest ein – ich kaufte einfach alles, was verlockend schien und brachte die Tüten heim. Die Mutter hatte verraten, dass sie sich nur hie und da mal eine Frucht leisten.. Wir hatten Spass. Und ich durfte ihnen zum Schluss beim Beten zusehen, was mit einigem Auf- und Niedergehen verbunden ist und mich fast schon ein klein wenig an Yoga erinnert. Zu meiner Freude hatten wir am Tag zuvor in Little India kleine Plastiktierchen gefunden, die ein Kinderspiel sind. Kuti-Kuti - man schnippt ein Tier auf ein anderes, trifft man, darf man das Tier einsacken. Five stone ist ein Spiel, bei dem man kleine beschwerte Stoffsäcke nach einem bestimmten Muster werfen und andere gleichzeitig aufsammeln. Ich werde das dann mal nach Deutschland importieren! Ich wurde sehr lieb verabschiedet und könne jederzeit wiederkommen – Du hast nun eine Familie in Singapur! Ui, nun hab ich wirklich schon einige Familien in der Welt!

Ich schaute mir noch das Museum of Asian Civilisations an, das leider sehr viel Geschichte und wenig gegenwärtige Lebensweise ausstellt. Ich hätte gerne über das alltägliche Leben mehr erfahren und wenig über Herrschaft und religiöse Insignien. Eine gute Zeit hatte ich im Zoo, den ich nun nach meinem Freiwilligenjob mit anderen Augen sehe. Der Bezug zu den Tieren ist enger, die Orangutans rührten mich sehr, denn selbst ohne Käfige in diesem Zoo haben sie wenig Raum zum Toben und langweilen sich vermutlich gehörig. Die putzigen Sonnenbären, all die verschiedenen Affen der Welt, die Riesenechsen Komodo Dragon – ich mag sie sehr und komme doch schwer ins Grübeln über die Ausbeutung der Natur durch die Menschen.
Singapur soll vorbildlich sein für seine Müllbeseitigung und vor allem für sein Umweltbewusstsein und das Kümmern um die Naturbereiche. Das hat mich ein wenig das Gesicht verziehen lassen. Klar, da ist ein kleiner Regenwaldbereich, letztlich aber ist da viel, viel Beton für viele Menschen. Da kann man schon sagen, man kümmert sich gut um die paar Parks, die gerade noch erhalten sind. Malaysia investiert mächtig in Palmöl und das sieht man auch, wenn man mit dem Bus über Land fährt. Palmmonokulturen überall. Sind die Palmen erntereif, zieht man sie heraus und der Boden ist ziemlich ausgesaugt, kann nicht mehr als Wasserspeicher dienen und rutscht weg. So viele Beispiele, wie sorglos wir mit unserer Welt umgehen. Es drängt mich arg die Frage, wo ich mich am sinnvollsten engagiere, um einen guten Unterschied zu machen. Ein UN-Mann, der von einem Job in Osttimor zu einem anderen in Afghanistan unterwegs war, unterhielt sich mit mir in der Metro und meinte zum Schluss „Du machst das schon. Wir sehen uns in zwei Jahren in der UN. Ich glaube, ich könnte mit Bildung einiges erreichen. Je mehr Menschen wissen, was sie tun und warum sie es tun, desto besser.

Mein Seidenschlafsackliner ist mir zum engen Freund geworden und wir kuscheln fast jede Nacht. Liebevoll packe ich ihn in sein kleines Säckchen- eine fast automatische Tätigkeit, die mich sehr bewusst gucken liess, als ich vor ein paar Tagen auf etwas Festes der Länge meines Zeigefinger und eineinhalb seines Volumens in meinem Liner stiess. Mir war unklar, was das sein könnte (Bunny ist unschuldig) und wurde vorsichtig als es Geräusche wie Niesen von sich gab. Schütteln half nicht, das Etwas hatte sich sehr ernsthaft in meinen Liner gekrallt. Als ich den Liner umstülpte (vorsichtig, um dem vielleicht giftigen Etwas nicht zu nahe zu kommen), sah ich einen dicken fetten Rhinokäfer mit ernsthaften, kräftigen Fängen. Ich glaube, da will ich meine Finger nicht dazwischen haben und ich weiss freilich auch wieder nicht, ob die Tierchen giftig sind. Zum Glück konnte den Käfer ein Hotelangestellter beherzt herausziehen. Auch wenn ich nun kleine Löcher in meinem Liner habe.

Eine weitere kleine Anekdote: ohja, ich bin ja erfahren, so ein Loch im Boden ohne Klopapier ist durchaus mittlerweile eine respektable Toilette für mich. Eine westliche Toilette, auch ohne Papier, brachte mich aber neulich aus dem Konzept. Anstatt den Spülhahn muss ich den Duschhahn erwischt haben. Die kleine Düse kommt direkt am hinteren Teil der Schüssel heraus. Das ist richtig eingestellt ein vorsichtiges Tröpfeln, von mir betätigt aber schoss ein ansehnlichr Wasserstrahl auf Kopfhöhe direkt an mir vorbei und an die Klotür. Halleluja!

Montag, 24. Mai 2010

Vom Nachttauchen in die organisierte Welt






So richtig beeindruckt war ich vom Nachttauchen, das wir um sechs unternahmen, als es gerade dunkel wurde. Die Korallen strahlen dann ganz anders, wir kamen an grossen Krabben vorbei, sahen einen Stingray, die meisten Fische schienen zu schlafen und ein Oktopus streckte seine Tentakeln heraus und der Boxjellyfish, den zu beruehren eine eher ungesunde Angelegenheit ist, war nur noch faszinierend blaeulich- pink- durchsichtig. Mit der Schnorchelei und Taucherei, dem Gefuehl des Schwebens und vor allem mit all den wunderschoenen Fischen, Anemonen hatte ich ein eigentuemliches Gefuehl des Einsseins, ein echtes Rundumnaturerlebnis. Etwas geschmaelert wurde das anfaenglich durch mein von einem damals leichten, nun heftigen Schnupfen verstopftes rechtes Ohr. So war ich ganz mit mir und meinem Druckausgleich beschaeftigt, anstatt zufrieden mit meiner Taschenlampe herumzuleuchten. Es ist doch schoen, wenn man auf dem Schiffchen davonfaehrt und nochmal in grossen Lettern auf der uebergrossen katholischen Kirche sieht "Jesus prays for Bunaken". Er scheint da wahrlich ein gutes Ding am Laufen zu haben!

Als ich am naechsten Tag mit dem oeffentlichen Boot nach Manado schipperte, war noch alles einigermassen im Lot. In meinem billigen Hotel fuer 3,50 Dollar die Nacht im winzigen Zimmer ohne Faecher oder Klimaanlage, wars dann aus. Ich durchrotzte meine Rolle Klopapier und doeste nur vor mich hin. Dafuer war das Zimmer ganz in Ordnung.

Der Flug war etwas gruselig wegen des verstopften rechten Ohrs. Ich ging zur wenig englisch sprechenden Aerztin im Flughafen in Jakarta, machte ihr klar, dass ich gerade mal noch 10 cent in Rupiah habe, aber gerne wuesste, was ich fuer mein Ohr tun koennte. Sie nahm mir 2 US Dollar ab, gab mir Tropfen ins Ohr und es sah doch bedeutend besser aus. Am Ende fragte sie, ob ich "confused" sei, was ich gnaedig mit schwindlig uebersetzte. Ich hoffe doch mal... Ich meine, alle erkaelteten Rucksacktouristen mit roter Nase in einem viel zu warmen Klima sehen vermutlich nicht ganz proper aus...Meine Laune hob sich, als ich im Flieger wieder einmal eines der beruehmten Lion Air Gebetspapierchen in der Hand hielt. Da kann man christlich, muslimische und buddhistische Gebete finden. Als ich von Mustafa hoerte, dass sie keine guten Crashzahlen haben, beruhigte mich das auch nicht gerade mehr.

Erstaunliches ereignete sich noch beim Abflug aus Jakarta. Ich wollte Wasser fuer meinen trockenen Hals und begab mich nach dem Einchecken auf die Suche danach. Nun konnte ich den Bereich nur verlassen, wenn ich meine Boardkarte abgab. Das tat ich, die jungen Buben vom Schalter guckten sie genau an und stellten fest, ich hatte keine weiteren 15 Dollar Flughafengebuehr bezahlte. Ich hatte schon national in Manado gezahlt, nicht aber bei meinem Zwischenstopp in Jakarta und hoffte, das waere auch nicht noetig. Nun waren sie offenbar recht aufgeregt und als ich zurueckkam, nahmen sie mir 16 US Dollar ab. War ein teueres Wasser, das ich letztlich gar nicht mitnehmen konnte. Das Erstaunliche war nur, dass ich in Singapur eine SMS erhielt, in der es hiess, ich habe meine Steuer nicht bezahlt und solle das doch bitte nachholen, sonst muesse der Schreiber zahlen und er habe doch kein Geld. Warum irgendwer irgendwas zahlen sollte, fand ich schon mal interessant, viel interessanter ist aber noch: woher haben die meine Handynummer? Ein grosses, dunkles Raetsel. Werde mich mal an irgendeinen Geheimdienst oder Kriminalromanautor wenden!

Ich habe Nachricht, ich kann in Kuala Lumpur an Lama Zopa Rinpoches Unterricht teilnehmen. Das koennte beeindruckend sein. Vielleicht aber auch nicht, fuer den Buddhismusnovizen, der sich die Sache einfach mal ansehen will. Das geht ueber drei Tage. Danach koennte ich noch fuer eine Woche nach Vietnam oder Cambodia, was gar nicht so teuer ist (130 Flugdollar). Ich grueble. Einfach nur durch Malaysia fahren ist ja auch schoen.

Singapur ist sehr, sehr organisiert. Da gibt es alle fuenf Schritte Muelleimer, ordentliche Supermaerkte, Menschen aus aller Welt, ein erstklassiges oeffentliches Verkehrssystem. Das ist auch noetig, kostet doch allein die Lizenz ein Auto besitzen zu duerfen 30000 Singapurdollar. Und dann der Fuehrerschein und die eigentlichen Autokosten. Das macht ein normaler Mensch nicht. Geradelt wird auch nicht viel.

Ich sass vor einem Fullerton Hotel, das 300 Dollar aufwaerts pro Nacht verlangt und fragte mich wieder einmal, ob die Menschen dort auch nur ein Broeselchen gluecklicher sind. Ich bezweifle es, fuehlte aber doch so einen kleinen Drang - das waer doch jetzt spannend, eine Nacht in einem richtig, richtig teuren Hotel zu verbringen.

Aber es koennte nich besser als mit meiner netten muslimischen Familie sein. Sie haben eine Wohnung mit drei Schlafzimmer. Die Eltern haben 5 Kinder, die beiden Maedchen, die 6 und 13 sind, wurden ins Wohnzimmer ausquartiert, so dass ich mein eigenes Zimmer habe. Waere ich maennlich, waere ich ins Bubenzimmer eingezogen. Man kuemmert sich ruehrend um mich, ich kriege sogar meine Waesche gewaschen und ich werde mit Essen versorgt. Sie sind sehr interessiert an meinen Reisegeschichten und wir lachen viel. Sie meinen, ich haette mehr erlebt und sei interssanter als all die anderen Couchsurfer. Ich bin sehr geschmeichelt. Eine richtig "normale" Familie, die sich zwar ein wenig um ihren ungewoehnlichen Sohn Mustafa sorgt, wenn er reisen mag, aber ihm doch vor allem alles Glueck der Welt wuenscht. Der normale Singapurer will viel Geld verdienen, viel Shoppen und gut essen, reisen ist da nicht so recht im Plan. Was sind die Menschen doch immer wieder gut zu mir!

Randbeobachtung: in Chinatown wies Mustafa auf eine Frau hin, die im Muell wuehlte. Er meinte, man solle diese Frauen nicht unterschaetzen. Sie sammelten Dosen, die 10 cent Pfand pro Stueck einbringen, um ihre Kinder auf die Uni schicken zu koennen. Die seien nicht obdachlos, sowas gebe es in Singapur nicht.

Auf denn zu etwas mehr Stadterlebnis und einem Treffen im Brettspielcafe mit Mustafas Freunden heute abend!

Freitag, 21. Mai 2010

Das Paradies - jetzt hab ichs auch gesehen






Nach zwei Wchen Härte- das Paradies. Ist das schön hier auf Bunaken, dem 1000 Einwohnerinselschen 45 Bootminuten vor Manado im Norden Sulawesi. Die Kinder spielen auf den Gassen, die autofrei sind, die Familien scheinen in Grossfamilien zusammenzuleben, an jeder Ecke verkauft eine Tante in ihrem Lädchen, das an meinen Kaufladen erinnert, Zahnpasta, Kekse und Wasser. Wenn einer keine Schokolade hat, läuft der Besitzer das Dörfchen ab und fragt alle anderen, ob da Vorräte sind. Es ist sauberer als im Meer, wo doch eine gute Menge Chipstüten und Plastikflaschen schwimmen, für deren Beseitigung Touristen hier Parkgebühren zahlen. Und natürlich ragen überall die Kokosnusspalmen in den Himmel und werden von Profikletterern geerntet, die dort nur so hinaufjagen, wie man mir erzählt hat und ich auf Bildern sehe. Am Strassenrand wachsen die Bananen wild. Die katholische Kirche ist von weitem erkennbar und scheint alle Einwohner auf einmal fassen zu können.

Der Fahrer Anthony hatte herausgefunden, wo man am billigsten übernachten kann. Für 15 Euro pro Nacht hat man Vollpension mitgebucht, sein eigenes kleines Häuschen am Strand, wird wie der König selbst von allen mit Namen gegrüsst und kann schnorcheln gehen soviel das Herz begehrt. Ein Tauchgang, selbst für nicht zertifizierte Taucher wie mich kostet 25 Euro extra. Alle sind sehr nett, grüßen freundlich auf der Strasse, der Tauchlehrer Alo sucht wie fast alle anderen Indonesier eine weisse Freundin und geht daher gern nicht nur mit mir tauchen, sondern begleitet mich sogar zum Schnorcheln. Seine Hoffnungen musste ich ihm trotzdem schnell zerschlagen. Ein anderer Gast meinte, er habe ihm erzählt, er sei verheiratet.

Vor der Fahrt auf die Insel mit dem öffentlichen Boot (fährt auch, kostet 2,50 im Vergleich zu 15 Euro privat) hatte ich Zeit für einen netten Spaziergang auf dem Markt. Reichlicher Fruchtkonsum (Avocado, Mangosteen, Lansa) und ein feines Mischmaschleckeressen inbegriffen. Zur kleinen Sensation wurde ich als ich einem Mann mit etwas Muskelkraft half, der einen riesigen Wagen durch die Gassen schob. Das freut die Einheimischen, wenn die vermeintlich reichen und in Palästen Touristen arbeiten. Wie Ihr unschwer aus den Bildern ersehen könnt, ist der Indonesier ein emsiger Geschäftsmann, der jede Minute dem angestrengten Ertüfeln neuer Geschäftsideen widmet.

Neben dem ausgezeichneten Essen im Bunaken Beach Resort mit viel nicht verkochtem Gemüse, Tofu und Reis hatte ich beste Unterhaltung mit dem australischen Paar Daniel und Emily, meiner Kollegin von Tasikoki July, dem Briten Mike, der hier auf sein Tauchexam sehr fleissig und stöhnend lernt und zwei Franzosen. Was hatten wir einen Spass. Kein Besäufnis, angeregte Unterhaltung über Kultur, Geschichte, ein bisschen Literatur und Philosophie und natürlich das Tauchen. Und fast das Beste war heute um sechs in der Früh wieder mal zum Laufen zu gehen. Keine Stachelschmerzen, keine vollständig unvernünftige Hitze und ich bin gerannt. Ein Traum! Was hab ich es vermisst. Mein Körper liebt mich dafür, glaub ich.

Ich habe mir zwei Tauchgänge versprochen. Heute abend fahren wir raus zum Nachttauchen, das die anderen arg lobten. Die Korallen leuchteten, die Farben seien einfach wunderschön. Ich bin ja schon ganz hingerissen von der Schnorchelei mit den wunderbaren Clownfischen, blauen Leuchtefischchen, Streifenfischen und braunen Schwärmen, die mir sehr neugierig sehr nahe kommen. Unterwasserwelt gucken ist wirklich ein Riesenvergnügen. Ich kriege ausserdem ein Gespür für die starken Strömungen hier, gegen die ich kräftig mit Kraulzügen und Flossen anzuschwimmen habe. Das Meer sieht herrlich ruhig aus und trotzdem sehe ich beim Nichtstun und nach unten gucken fast den Meeresgrund an mir vorbeirasen. Ja, es kann gefährlich sein!

Es ist kühler hier, der Ventilator gibt mir ein frisches Windchen und die Moskitostiche aus Tasikoki sowie die Seeigelstachellöcher heilen, nachdem ich die Stacheln emsig mit Essig vom Markt aufgelöst und vorher in Kleinteile zerklopft hatte. Die Wunden heilen alle. Auch die, nicht die allerbeste Zeit dort gehabt zu haben. Ich habe mich über Wasser gehalten, indem ich mit den anderen redete und vor allem, indem ich im Feedback meine Meinung freundlich, aber klar darlegte. Das hat dazu geführt, dass ich die letzten beiden Tage besser mit meinen Chefs klarkam, deren Standpunkt ich ein klein wenig besser verstand, die sich aber auch eindeutig freundlicher und positiver verhielten. Aber es bleibt doch dabei: einem kräftig Gast, der täglich stundenlang Scheisse schrubbt und nicht jammert, begegnet man sehr, sehr freundlich. Alles andere geht nicht, punktum. Vor allem bin ich froh, etwas für die Tiere getan zu haben, die mir so ans Herz gewachsen sind, dass ich beim Abschied den Tränen nahe war.

Am Rande: was sind die Menschen doch immer am Wollen dessen, was sie nicht haben. Hier findet man überall Nivea Whitening Lotion und mein Tauchlehrer beschwert sich, dass die Mädels keine dunklen Männer wollen. Bei uns schmieren sich alle mit Bräunungslotion ein und rennen ins Sonnenstudio. Auch gut: Spitzenstihlkettensägen auf Ochsenkarren und Benzin, das in Colaflaschen abgefüllt und so an die Mopedfahrer verkauft wird.

Wies weitergeht, weiss ich nur bis Sonntag, wo ich in Singapur ankommen werde und bei einer muslimischen Familie couchsurfe. Die klingen sehr, sehr nett und ich freue mich darauf, wieder einen ganz anderen Lebensstil für ein paar Tage mitzuleben. Ich habe ca. 15 Mails an buddhistische Zentren und Klöster geschrieben- eine Mail kam zurück, dass ich vielleicht ja Kuala Lumpur zu einer Veranstaltung gehen könnte. Man verwies mich auf die Homepage mit den Daten. Ich will unbedingt buddhistisch meditieren bevor ich nach Deutschland fliege. Ob ich den Rest der Zeit (und meines knapper werdenden Budgets) in Cambodia, auf Sumatra oder Malaysia verbringe – da bin ich selber gespannt!

Dienstag, 18. Mai 2010

Unerfreuliche Meeresbegegnung

Ach, ist das lästig! Heute hatte ich meinen letzten Tag in Tasikoki und will morgen zum Schnorcheln fahren bevor ich am Sonntag nach Singapur fliege. Zur Feier sollte es mit anderen Freiwilligen ins Meer gehen. Sie wollten nicht recht, ich munter rein und dann, im Sand - ein Seeigel, den ich nicht sah. Bin natürlich reingestiegen und hab nun sieben Stacheln im linken Fuss. Nur einer ist lästig beim Laufen, aber das ist nervig genug. Dazu entzündet sich hier alles immer gleich so nett und ich bin alles andere als begeistert. Die Meinungen zur Behandlung gehen auseinander. Die Monster haben Widerhaken und kommen daher nicht leicht raus. Zitrone oder Essig soll sie auflösen, da sie vor allem aus Calcium bestehen. Alexis, die Freiwilligenbetreuerin redet von Chirurgie, was ich weniger amüsant fand. Ich bin am Salzwasserdesinfektionsmittelfussbaden, hab ein wenig halbherzig herumgepult und träufle nun Zitrone drauf und danach Iod. Drückt mir die Daumen, dass sich die Dinger einfach auflösen! Und ich hab mich so darauf gefreut, endlich wieder joggen zu können, mein Körper lechzt nach Bewegung!

Ich wurde noch nach Feedback befragt und habe weitergegeben, dass ich es schwierig fand, im harschen Ton herumkommandiert zu werden. Ich fände es wichtig, besser eingeführt zu werden, so dass auch klar ist, wer welche Verantwortung hat und an wen man sich zu wenden hat und vor allem, wer überhaupt kommandieren darf. Ich fände es auch besser, klare Projekte zur Verbesserung des Lebens einzelner Tiere zu haben, so dass der Fokus letztlich weniger auf Käfigschrubben liegt und man sich mehr mit den anderen darauf konzentrieren, etwas gemeinsam zu schaffen. Frühstück um acht nach zwei Stunden Arbeit funktioniert für mich nicht so gut. Da muss man ja hungrig werden und hat weniger Energie, die man aber braucht um über Hügel und Treppen hin und zurück zu laufen - sechsmal jeden Arbeitstag.

Die konstruktive Kritik wurde gut aufgenommen, ich fühlte mich danach gar besser respektiert, ehrlich und kam besser mit den Leuten klar. Das war erfreulich und hilfreich und ich habe vor allem gelernt, dass selbst wenn es schwierig mit der ein oder anderen Person ist, man doch noch viel einrenken kann. Was Kommunikation doch alles bewirken kann.

Ich habe für mich einmal wieder gesehen, dass es mir doch sehr sehr wichtig ist, mit meinen mich umgebenden Mitmenschen einigermassen im Reinen zu sein. Der grusligste Schrubbjob ist nur halb so wild mit netten Menschen. Mit nicht netten Menschen wird ziemlich alles für mich zum Gruseljob. Freude und der Versuch einander zu verstehen sind mir sehr wichtige Faktoren in egal welchem sozialen Umfeld. Nicht neu, aber allesentscheidend für mich.

Es war nicht leicht und ich gebe zu, mich öfter in die Zukunft gewünscht zu haben (die mir nun einen schmerzenden Fuss bereitet), aber ich habe doch viel gelernt und mich in die Tiere verliebt. Der autistische Albinoaffe, die wilden, aber gutmütigen Makaken Ray und Che, Bento und Is, die liebsten Orangutans und Bimbim und Bombom die knuddligen Sonnenbären.

Ich habe über Freiwilligenstrukturen nachgedacht und frage mich, ob es besser ist, dass Freiwillige Zeit und Geld schenken, um etwas Gutes zu tun. Es wäre doch schön, wenn manche Leute Geld stiften und andere mit Ihrem Tun etwas bewirken. Vielleicht sind zahlende Freiwillige motivierter, vielleicht hätte man aber doch viel mehr willige Fleissige wenn das Freiwilligenarbeiten nichts kostete. Ich denke weiter drüber nach.
Es ist interessant, dass hier oder gerade hier, vor allem die Professionellen doch sehr auf ihr Ego bedacht zu sein scheinen. Viel Geld ist in diesem Bereich nicht zu machen, dann zumindest soviel Anerkennung wie möglich? Ist das gar der Grund für die Herumkommandiererei?

Ich frage mich auch, welches Leben besser für die Tiere ist: sie in einem Gebiet, in dem sie heimisch sind oder waren freilassen und sehen, wie sie sich durchschlagen oder aber vermuten, dass sie sich nicht so gut machen würden und sie daher in Gefangenschaft halten. Freilich will man darauf achten, dass sie für die ansässigen Menschen keine besondere Gefahr darstellen, weil sie sich an Menschen gewöhnt haben und diese für Futter attackieren würden. Auch alles nicht einfach. Gut ist jedenfalls, dass hier klar das Ziel ist, so viele Tiere wie möglich in die Freiheit zu entlassen. Möglich soll hier heissen, dass man glaubt, dass sie sich in ihrer Umgebung gut durchschlagen könnten, ohne Menschen zu gefährden und dass ausserdem ein adäquater Lebensraum für sie zur Verfügung steht.

Freitag, 14. Mai 2010

Kungkungan Resort




War das nett. Mal wieder richtig Bewegung mit schwimmen, schnorcheln und Nemos treffen und nach einem Mittagsgadogado (indonesisches gedünstetes Gemüse mit Erdnusssauce, die der einzige feste Bestandteil des Gerichts ist) ein ordentliches Poolnickerchen. Wäre ich reicher, hätte ich mir eine 18 Dollarmassage gegönnt. Für einen Tag war das gleich sowas von ideal - hätte ich auch nicht gedacht, dass ich zum krebsroten Cluburlauber verkommen würde. Leider schwimmt auch einiger Müll im Meer und ich wurde von einer Seekreatur gebissen. Aber Nemos und Papageienfische, die mich lustig angeplappert haben, waren die kleine Attacke wert. Mehr davon! Und hoffentlich bald der Fund eines passenden Buddhismusplatzes!

P.S.: Ich weiss nicht, ob ich den indonesischen Ansatz des Familientransport nachahmenswert finde...

Donnerstag, 13. Mai 2010

Es regnet. Gottlob! Auch habe ich mich besser an die Hitze gewöhnt und fühle mich nicht mehr so schlapp. Überhaupt wissen wir, dass ich lieber eine Jacke anziehe als in der Hitze schwitze. Lieber mehr Winter, vor allem, wenn ich arbeite. Aber ach, die Zeit schleppt sich. Jetzt bin ich erst eine Woche hier und es steht noch eine an. Es ist weniger die Traurigkeit, sondern mehr die Herumkommandiererei vor allem einer der Angestellten hier. Das Mädel ist schlappe 24 und führt sich auf als wüsste sie alles und könnte alles. Gestern gingen wir in die Stadt, um Lebensmittel zu besorgen. Die Dame wollte Donuts und ich erklärte mich bereit, auf die Einkäufe aufzupassen, während die und andere ausschwärmten. Nach einiger Zeit setzte ich mich neben die Tüten. Da kommt sie angewankt und sagt mir doch tatsächlich, ich solle sofort aufstehen, da könne ich unmöglich sitzen, es könnten ja Leute vorbeiwollen. Das war in der Freizeit und da entscheide ich sehr wohl selbst, wo ich sitze. Ich meinte nur, sie solle mich nicht wie ein Kind behandeln und es sei sehr wohl in Ordnung, hier zu sitzen und so blieb ich. Dann darf man auf einmal die Orangutans nicht mehr mit Beeren füttern, weil ihr das einfällt, es ist ihnen nicht das Wasser zu geben, das dafür bereitsteht und vor allem habe ich sie nur zu berühren, wenn ich vorher die Hände geschrubbt habe. Nun konnte ich aber wenig machen, da ich ihnen Wasser gab und sie meine Hand nahmen. Das kommt dann alles im Kommandierstil, Andrea tu das nicht, Andrea tu jenes nicht mit Blicken verfolgt, die sich durch meinen Rücken bohren. Ich bin in einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Amüsement und Aggression. Ja, was will das Kind denn? Annabel, einer anderen Freiwilligen, die als Tierpfleger arbeitet, geht es genauso, wobei sie vor allem Aggression verspürt. Und ich sehe mich wieder in einer Situation, wo ich erstens mir selbst sage, dass ich nicht vertrottelt bin und nicht wie ein Kind behandelt werden muss, sondern sie schlicht daneben liegt. Zweitens fühle ich mich wieder einmal genötigt, einem Vorgesetzten meine Meinung sagen zu müssen. Das ist nun das dritte Mal nach Herman in Bungunyah. Eine Lernerfahrung, das ist sicher. Erschreckend hier ist vor allem, dass es um Egos und Macht geht und nicht um das Wohl von Tieren. Als wäre man hier besser...

Ich werde fetter, werden wir hier doch mit Reiskohlehydraten vollgeladen und der weisse Toast in der Früh hilft auch nicht. Vor allem fehlt mich freilich der Sport. Als dann auch noch von Simon, unserem Leiter hier, das grosse Entsetzen kam, dass 15 Leute zum Frühstück ein ganzes kleines Marmeladenglas Erdnussbutter (der einzige Brotaufstrich) gegessen haben, hätte ich fast gekreischt. Wir kosten hier pro Person zwei Euro fünfzig täglich, ein Glas Erdnussbutter liegt bei ca. 90 cent und die Freiwilligen sind dazu angehalten, 770 USD für 14 Tage zu bezahlen. Wir arbeiten lang, wir schwitzen viel, wir sind hungrig und für das Geld streite ich doch nicht um Erdnussbutter und schüttle meinen Kopf darüber, dass die Menschen nicht immer mit einem kleinen Röllchen Klopapier in der Woche auskommen.

Ich mag die Tiere sehr und bin gerne mit ihnen beschäftigt. Mit den anderen Freiwilligen geht auch richtig was. Wir räumen auf, wir bauen, das macht auch durchaus Spass und wir sind guter Dinge, wenn wir zusammenarbeiten können, bis eben unsere Chefs wieder eintrudeln und uns in den Kindergarten schicken. Leider fehlt vor allem das grosse Ganze. Da wird ewig an Details gewerkelt, strukturiert und geplant, auf Tafeln gemalt, kommandiert und wichtig geredet und letztlich kommen die Tiere zu kurz, weil die Damen an ihrem Profil feilen müssen. Nicht gut, gar nicht gut.

Gestern musste man dann zum Pizza Hut gekarrt werden, um eine teure ölige Käsefettweissmehlpampe zu konsumieren, anstatt billig und gesund indonesisch zu schmausen und dafür nicht eine Stunde zu fahren.

Ich freu mich ja so auf meinen Schnorcheltag morgen. Ich werde mit dem Motorrädchen hingekarrt und komme mit dem Auto mit anderen zurück. Kann alles wieder ein wenig abenteuerlich werden. Zum Glück haben wir hier Internet und ich suche emsig nach einem buddhistischen Kloster in der Gegend, will heissen Südostasien und nicht Thailand, weil es da doch momentan eher ungesund ist. Ich will weiter meditieren lernen und ich will wissen, was am buddhistischen Leben für mich dran ist. Sehr spannend. Aber diese Buddhisten scheinen so glücklich mit ihrem Leben, dass sie es nicht für nötig halten, ihr wunderbares Leben im Internet als besuchenswert anzupreisen. Andere Reisende scheinen da ähnliche Erfahrungen zu haben. Wer also ein gutes Kloster kennt ´- nur her mit den Tipps!

Der Rest ist des Reisenden täglich Brot: Unterkünfte suchen, einen billigen Flug finden, Reiseführer wälzen. Wie hat man das nur vor dem Internet gemacht?

Sonntag, 9. Mai 2010

Affenhitze



Jetzt aber schnell. Es regnet und mit dem Regen ist es kühler. Und mit dem kühler fühle ich mich wieder viel mehr wie ich selbst. Da ist Energie und Lebensfreude. Ha!

Die Arbeit hier ist hart. Wegen der Hitze (es gibt nicht mal einen Venttilator im Zimmer, so dass das Schlafen nachts eine rechte Herausforderung ist), aber vor allem wegen der Leute. Die fest Angestellten hier nehmen sich die Arbeit sehr zu Herzen, was freilich lobenswert und beeindruckend ist. Aber sie gucken eben auch immer traurig, da ist eine ordentliche Portion Negativität im Spiel und ich fühle mich wie ein schräger alberner Ballon, der hier unpassenderweise mal reinfliegt, aber den Ernst der Welt doch nicht ausreichend schultern will. Simon, Chef von Tasikoki hat hier viel Arbeit und Herzblut reingesteckt und weinte gestern angesichts eines kranken Affen. Da ist viel Leidenschaft und ich fühle mich ein wenig beschämt, weil ich ganz so stark eben nicht fühle.

Wir fangen um sechs an, schrubben die Käfige der Affen, putzigen Sonnenbären und Vögel und füttern dann. Frühstück um acht, Mittagessen um zwölf, Abendessen um sechs. Arbeitsende etwas nach vier. Ich bin etwas schlapp und eben gar nicht voller Energie wie sonst. Einen Tag in der Woche hab ich frei, da werde ich schnorcheln gehen.

Die Orangutans Is und Bento sind sehr clever und freundlich. Ich gebe ihnen Beeren in den Mund und sie versuchen durchs Gitter meine Hand zu halten. Auch die anderen sind toll zu beobachten. Einen Emustraussbuntvogel, ein Cassowary, hab ich nie zuvor gesehen und auch die deerpigs, sind herzig. Und die Sonnenbären natürlich. Die meisten können nie wieder freigelassen werden, haben sie sich doch zu sehr an Menschen gewöhnt und durch die ständige Waldrodung gibt es auch nicht mehr genug Lebensraum für sie. Ich verstehe die Traurigkeit.

Freitag, 7. Mai 2010

Affenställe






Sulawesi also. Wo man vielleicht die besten Tauchreviere der Welt vorfindet. Nach einem Flug mit Transit im Sueden Sulawesis kam ich nach vier Stunden in Manado, an der Nordspitze an. Im Flugzeug sorgte mein blosses Westlersein fuer grosse Aufregung. Meine Nachbarin Martha ist hier Gymnasiallehrerin für Englisch und entschuldigte sich gleich für ihr schlechtes Englisch, wollte aber doch unablässig mit mir plaudern. Sie hat ja sonst kaum Gelegenheit. Und natürlich mussten auch gleich mehrere Photos mit mir gemacht werden. Im Flugzeug, am Flughafen. Es war alles recht putzig und ihre Chefin, die Direktorin wollte auch gleich mit ins Bild. Grosse Überraschung, dass man in Deutschland auch ohne Ehe einen Freund haben kann und sogar zusammenziehen ist möglich. Und ach, die Eltern können das auch nicht verbieten?! Wie immer sang ich ein stummes Loblied auf die westlichen Demokratien!

Das ist dann eben so gar nicht mehr Bali mit den unzähligen Westlern, die die Einheimischen eher ermüden. Was sie sich freilich nicht recht anmerken lassen, schliesslich verdienen achtzig Prozent ihr Geld mit Touristen. Ich hatte in Bali eine Französin kennengelernt, die über eine Kontaktbörse einen Indonesier kennengelernt hat. Nun lebt sie hier seit zwei Jahren. Zusammenleben ist nur mit Heirat, die Schultern und Knie sind bedeckt zu halten und ihre finanzielle Unabhängigkeit ist auch dahin. Kein eigenes Geschäft und Einkommen mehr und ein Restaurantessen für zwei Dollar ist auf einmal eine richtige Belastung, sagt vor allem ihr Mann. Eingetauscht das freie Leben für die Liebe...

In Sulawesi des Nächtens um halb elf war ich von Taxifahrern umringt, die mich für zehn Dollar zu meinem Projekt kutschieren wollten. Und da war keiner, der mich abholte und ich ein wenig in Sorge. Aber ich habe dazugelernt, insgesamt ist hier nicht viel zu fürchten, Menschen, die einem gross was andrehen wollen, kann man auch einfach nur ignorieren und gut isses. Am Ende kam doch noch ein indonesischer Fahrer, den man für mich entsandt hatte und ich war erleichtert am Plaudern mit Antony, der sagt, dass er die Tiere liebt und daher das Projekt.

Heute wurde ich einfach nur herumgeführt, konnte die Tiere anschauen, die fast alle einzigartig auf der Welt sind. Der Leiter ist sehr engagiert, seine Freude an den Freiwilligen sieht man ihm aber nicht immer an. Das kann wegen Finanzsorgen und viel Arbeit sein, aber ich vermute eher ein allgemeines Temperament dahinter. Die Menschen hier scheinen hartgesotten, aber alle mit einem grossen Herz fuer die Tiere, so dass selbst die Riesenspinne im Bad munter neben den Kakerlaken, Ameisen und anderen Spinnen bestehen darf. In Bungunyah waere man solchen Kreaturen mit einer Vielzahl Chemikalien beigekommen.
Das Anwesen ist riesig, die Arbeit startet um sechs in der Früh. Die Tiere sind hier, weil man sie gerade noch von Schiffen gen Phillipinen gezogen hat, wo sie illegal verkauft werden sollten. Die Lage scheint schlimm, es gibt kaum mehr Lebensraum, da viel Ackerbau getrieben wird, hier mehr Kokosnuesse, im benachbarten Borneo Palmölpflanzen. Die Tiere sind teils gestresst, die Orangutans scheinen sehr menschlich und ich freue mich darauf, mehr Zeit mit den Tieren zu verbringen. Ich hoffe auch auf eine Schnorcheltour zu gehen, soll dafür einer der besten Orte der Welt in Nordsulawesi sein.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Ausgebalit





Ja wer will denn bei der Hitze arbeiten? In Ubud war es ruhiger als in Kuta. Weniger Touristen, weniger Parties, mehr als alberne Sticker und weniger von den wunderbaren Penisflaschenoeffnern.

Ich habe mir dort einen alten, alten Traum erfuellt. Als ich mit meinen Eltern auf Mallorca war (ich muss so um die 12, 13, gewesen sein) wollte ich einen Ring, der wie ein Schweiyer Kaese geloechert war. Ungleichmaessig, breit. War zu teuer und ich habe ihn nicht bekommen. Ich sah nie wieder einen aehnlichen. Auch auf Bali nicht. Aber in Ubud gab es fuer 15 Euro einen dreistuendigen Silberschmiedekurs und man konnte das Erzeugnis gar behalten. Ich wusste, was zu tun war. Drei Stunden intensive Arbeit, der Silberschmied war vom Ergebnis beeindruckt und ich habe mir wirklich und ehrlich meinen Kindheitstraum erfuellt. Ganz genau wie ich ihn wollte. Hab sogar Initialien eingraviert. Maechtig stolz und gluecklich bin ich! Es ist eben nie zu spaet fuer eine glueckliche Kindheit!

Meine Zeit in Ubud sollte auch nicht zur Verfettung fuehren, so dass ich beim Surfen nicht vollstaendig absinken wuerde. So stand ich frueh auf und machte mich auf zu zwei sehr friedlichen Joggingrunden durch die Reisfelder. Man kennt es ja: ein krasser Kontrast zwischen dem Touristenleben zwischen all den billigen Restaurants in den Touristenorten und dem Leben auf dem Land. Die Leute verdienen wenig, sind meist sehr nett zu den Touristen und ich kriegte sogar munter in die Luft gestreckte Daumen zur Aufmunterung. Meine Rennereien fand man offensichtlich beachtlich und ich wurde sogar mit Wasser versorgt, obwohl ich kein Geld dabei hatte.

Zurueck in Kuta machte ich mich fruehmorgens wieder in die Wellen auf, was zum Glueck wieder die alte glueckliche Erfahrung war, nachdem die Wellen gleichmaessig und gemaessigt waren und ich nicht in Brett und Leine gewickelt im Sand herumspuelte. Ich stand, ich grinste und alles war gut!

Leo ist auf gutem Kurs, schreibt sehr liebe SMS, liest und bildet sich und ich bin ganz begeistert, wie er gut vorankommt und wuensche ihm nur, dass er ganz genauso auf Linie bleibt.

In Ubud lernte ich meinen amerikanischen Nachbarn David besser kennen. Er stockte meinen Hoerspielbestand unter anderem um Anna Karenina auf und ich freute mich, dass ich Gesellschaft fuer die Abendessen hatte. Er sass Zeit ab, konnte seinen Flug nicht frueher legen und so ging er taeglich in die Buecherei und wartete. In der Bücherei fand ich folgende Aufschrift an den Regalen: Stealing books will result in bad karma. Protect your next life. David surft nicht, er schnorchelt nicht, er taucht nicht, er mag nicht zu viele Touristen, keine Massagen und ueberhaupt will er eher seine Ruhe. Der hiesigen Gamelanmusik, die man bisweilen Bachfugen aehnlich beschrieben sieht und den Taenzen kann er schon erst recht nichts abgewinnen. Er ist viel gereist, hat sich zur Ruhe gesetzt nach einer Karriere im Computermarketing und ist daran gewoehnt, dass die Klospuelung nicht funktioniert und man Bettwanzen antrifft. Ein Langzeitreisender, dem es ein bisschen vom Langzeitreisen reicht. Auch ich bin manchmal entnervt von den ewig kichernden Nachbarskindern, die nach der Schule ein bisschen auf Sauftour nach Suedostasien gehen und dem tuereschlagenden Schreitouristen, der sich eine asiatische Frau angelacht hat, die ihn wirklich nur wegen der europaeischen Herkunft genommen haben kann.

Ich hatte hier nie Magenprobleme, bezahlte fuer ein Essen im Restaurant zwischen einem und vier Dollar, an der Strasse warens auch mal nur fuenfzig Cent. Ich liebe die tropischen Fruechte, die Rambutans, die Wurzelfrucht, die wie eine Kartoffel aussieht und die man schaelen muss. Vor allem bin ich beeindruckt von riesigen jungen Kokusnuessen, deren Milch man mit dem Strohhalm trinkt und deren Fleisch man ausscharrt.

Der Verkehr ist aberwitzig und obwohl ich zu gerne Surfer am Riff gesehen haette, fuehlte ich mich einem geliehenen Roller nicht ganz gewachsen. Alles andere war mir zu teuer. Also selber im Sand surfen, nicht Klippengucken. Leider war ich auch nicht schnorcheln, hat sich nicht ergeben. Aber wer weiss, vielleicht hab ich in Sulawesi die Chance. Dort soll es uebrigens noch heisser sein...

Ein angenehmes Erlebnis war eine einstuendige Oelmassage fuer 6 Dollar. Und den Filmen konnte ich auch nicht ganz widerstehen. Hoffe auf einen DVD-Player in Sulawesi. Hoffentlich holt mich wer ab, wenn ich nachts dort ankomme und hoffentlich sind die anderen Freiwilligen und der Projektleiter nette Gesellschaft. Wieder ein ganz anderes Abenteuer!

Samstag, 1. Mai 2010

Tuning in to the great times







Surfen ist wieder was es war. Brave, gleichmaessige Wellen, nicht riesig, so dass ich in Hoehen geschleudert werde, in die ich nie wollte und ausserdem nicht Buendel aus Leine und Brett zwischen Kugelschreiberhuelsen und Korallenbroeckchen in den Sand gespuelt werde (doch, das ist passiert und selbst ich brauchte ein paar Sekunden bis ich das lustig finden konnte). Alles gut auf dem Brett also, ich stehe, plaudere noch laessig mit dem in Japan lebenden Schreiber Sam aus den USA und bin doch ganz zufrieden.
Ich will mehr surfen, aber erst einmal buchte ich einen Bus nach Ubud, das kulturelle Zentrum der Insel und der zweitgroesste Touristenanziehunngspunkt. Ich kam weit ausserhalb der Stadt an, weniger weit auf der Karte, gefuehlt eine Ewigkeit mit meinem doch betraechtlichen Rucksack mit Wanderschuhen und Laufschuhen aussen baumelnd, Zelt, Schlafsack und Matte innen. Aber ich blieb stur, lief meinen Weg ueber Loecher im Boden, auf und ab auf dem Fussweg und wideerstand auch dem zwanzigsten Angebtot fuer Transport, Transport, wenn ich auch sagen muss, dass mich meine Phantasie beim siebzehnten Angebot hat gedachte Karatekicks gegen den armen Indonesier an der Strasse hat ausfuehren lasssen. NEIN, ich mag schweissueberstroemt und der Ohnmacht nahe aussehen, aber ich laufe und verschwende meine paar Rupiah nicht fuer eine Taxifahrt.

Und hab ich schon erwaehnt, dass ich schwitze? Gerade eben gekauftes Wasser aus dem Kuehlschrank (geschaetzte vier Liter taeglich) scheint sich in Sekunden in eine warme Bruehe zu verwandeln. Ich denke Dusche! sogar oefter als Essen!, was mich bei dem Fruechteangebot erstaunt und folge diesem Planschgeluest dreimal am Tag. Ich schwitze im Sitzen, ich schwitze bis ins Halbdelirium im Bus, ich schwitze im Bett und jedesmal, wenn ich dusche, kommen meine Klamotten gleich mit. T- Shirts werden nicht nach Optik sondern nach Luftigkeit ausgewaehlt und bevorzugt. Achja, und ich hab mir den fuenfzig Cent Luxus eines Babypuders gegoennt, der es schafft, mich auch zweieinhalb Minuten nach dem Duschen und Trocknen noch einigermassen frisch zu halten. Ich schwitze-hab ich das schon erwaehnt?

Ich war auf dem Weg in ein zentrales Hotel, eine andere Reisende meinte, sie haette dort nur 4 Dollar bezahlt. Man wollte acht von mir, ich handelte auf 6 herunter, habe meinen eigenen kleinen Balkon und einen tollen kleinen tempelaehnlichen Komplex um mich und viele schoene Pflanzen in sattem Gruen. Ist hier ueberhaupt alles sehr gruen, in Bali. Hier angekommen hatte ich gleich das Gefuehl, wieder ganz gluecklich mit meiner Reiserei sein zu koennen und ueberhaupt entspannen zu koennen. A propos; morgen werde ich mir wohl den Luxus eines Spas goennen. Fuer 5 Dollar kann man sich fuer eine Stunde so richtig durchkneten lassen. So einen Baliklassiker will ich mir doch nicht entgehen lassen. Ubud ist ruhiger, mehr Kunst und Handwerk als in Kuta, das Essen ist herrlich frisch, ich schluerfe Karottensaft und Spirulinasmoothie, schlemme Obstsalat, Nasi Goreng (der typische gebratene Reis mit Gemuese vom Stehasiaten an jeder deutschen Ecke), Mie Goreng (gebratene Nudeln), Tofu, Tempe und Curry mit vielen verschiedenen Gemuesen und bin nun ganz heiter.

Im Flieger nach Bali wurde mir empfohlen, eine Radtour zu machen und so buchte ich gestern abend schnell noch den letzten Platz fuer dreissig Dollar. Eine Tagestour zu einem der Vulkane mit dem Bus und dann vierzehn Kilometer bergab zwischen Doerfern Einheimischer und Reisfelder. Los gings an einem kleinen botanischen Garten, wo wir 9 Radler Kaffee, Vanille, Kakao, Zitronengras, Ingwer und Turmeric beim Wachsen zuschauen konnten und ein Taesschen Ingwertee, Kakao oder Kaffee zu kosten bekamen. Der Kakao war so klasse, dass ich mich mit einem kleinen Tuetchen eindeckte. Schokolade schmilzt hier ja nur und ich will doch ein bisschen meiner Schokineigung nachgehen. Fruehstueck gabs direkte neben dem Vulkan mit feiner Aussicht auf einen See, jeder suchte sich ein gut geoeltes, ganz ordentliches Mountainbike aus und auf gings. Eine Kette haette man am Rad nicht gebraucht, die Bremse reichte vollkommen und so war es wirklich wie angepriesen fuer jeden machbar. Wir besuchten einen typischen balinesischen Wohnkomplex, der aus mehreren kleinen Haeuschen mit einem Kuechenhaus besteht. Die Kinder heiraten und kriegen ihr eigenes kleines Haeuschen, bleiben aber bei der Familie. In Rente wird nicht gegangen und so spaltet die Omma noch Bambus auf dass er in Matten verarbeitet werden kann, die fuer Koerbe oder in groesserem Massstab als Daecher dienen. Sieht gut aus, ist atmungsaktiv und altbewaehrt, wie es scheint. Vorbei gings an in verschiedenen Wachstumsstadien befindlichen Reisfeldern, die dementsprechend auch unterschiedlich ueberschwemmt waren. Grosses Mitleid der anderen mit den armen Arbeitern, die den Reis im ueber knoechelhohen Schlamm pflanzte. Ich dachte eher an eine Kombination aus vornuebergebeugtem Tomatenpfluecken und Stewart Island Matschwaten. Kennen wir doch alles. Wenn auch nicht fuer einen Dollar fuenfzig am Tag und ohne Perspektive (wenn ich mich auch als Tomatensklave genau so fuehlte). Beim Reisernten durften wir sogar mitmachen, liefen aufs Feld und hauten die ganzen Reispflanzen gegen ein Brett, so dass die Koerner herausfielen und dann zum Trocknen ausgelegt werden. Beeindruckend ist das Bewaesserungssystem. Das Wasser fliesst aus dem See bei den Vulkanen geregelt zu den Reisfeldern, wenn es nicht gebraucht wird, wird es abgeblockt und fliesst ins naechste Feld, so dass alle Bauern gut bedient werden. Uralt, sehr bewaehrt. Alle gluecklich, vor allem die Umwelt, wie ich annehme. Alles ist uebrigens auch gut geduengt wegen der guten fruchtbaren Vulkanasche. Kein Wunder also, dass die Einheimischen ihre Betten gen Vulkan ausrichten und ihn als heilig ansehen. Auf dem Weg winkten die Kinder, gruessten die groesseren Menschen und alles war weitgehend heile Welt mit einem guten Mittagsbuffet und der besten frischen Kokusnuss ueber dem Obstsalat. Der Fuehrer sprach gutes Englisch, war nett, engagiert und beantwortete alle Fragen, die er verstand (was so die Haelfte war, er sprach besser als er hoerte...). Wir wurden im sogenannten Monkey Forest abgesetzt, der bekanntesten Attraktion in Ubud, wo ein ziemliches Rudel Makaken auf Touristen springt, vor allem wenn sie irgendwo aengstlich Bananen umklammert halten. Die putzigen Aeffechen beissen schon mal oder fauchen einen maechtig an, malen auf dem Boden herum und spielen mit Wasserflaschen oder huepfen gewagt in Tuempel. Die Affen hier sind aehnlich ungezogen wie in Indien. Bin gespannt, ob sich meine Orangutans in Sulawesi zu betragen wissen!

Ein Abendessen mit David, meinem grauhaarigen Fasthausnachbarn, der verspricht, mir einige seiner Hoerspiele zukommen zu lassen (endlich Nachschub!) und mich morgen in die hiesige Buecherei einfuehrt, ein Plausch mit einem Schweizer Paar, das von der Schweiz nach Syrien geradelt ist und auch nach 12000 Fahrradkilometern sich nicht als echte Radler bezeichnet und nicht sicher ist, der zu bezwingenden Midlifekrise auch wirklich entkommen zu sein. Man will schon heim, ist ja auch schoen in der Schweiz, aber so richtig weiss man eben auch nicht. Die Ungewissheit der Reisenden. Oder sind alle Menschen am Zweifeln, nur stellen sich manche mehr ? Das war doch mal ein netter Tag. Viel Input und Neues, so mag ich das!