Sonntag, 22. November 2009

Histolisches Update fuel alle






Es ist heiss. Wirklich, ehrlich. Da gibts vor allem den Pool, der erheitert und erfrischt, zumal wenn Sohn und Enkel von Sue und David zu Besuch kommen und sich sogar Jack Russell Fergus zu einem Leuteinswasserjagenundgegebenenfallsselbstnasswerden ueberreden laesst. Den Vogel abgeschossen hat allerdings Sally, eine chinesische "commerce"-Studentin, die wiederum eigentlich Meijue heisst und deren Englisch fast so heiter wie ihre Schwierigkeit mit der offensichtlich so ganz anderen Gesellschaft ist. David hatte sie als weniger brilliante, dafuer aber sehr nette Schuelerin im Unterricht und lud sie kurzerhand zum Sonntagsbrunch ein. Da war sie dann wohl froh, in mir eine weitere Auslaenderin zu treffen und als wir gemuetlich an unseren Eier nibbelten, warf sie flockig zur vollen Runde an mich gewandt ein: "Sele was wal in Gelmany. I do not know any of si histoly of sis. Can you tell me about si wal?". Nicht dass ich besondere Empfindlichkeiten zum Thema Deutschland und Nazis haette, was mir das Dotter im Halse stecken liess war vielmehr diese kuriose Idee, dass der zweite Weltkrieg das ideale smalltalk Einstiegsthema ist. Ich war fasziniert und konterte mit meinem brillianten Geschichtswissen: boeser Mann Hitler will die Welt regieren, das finden nicht alle andere Laender so wahnsinnig gut und bremsen ihn und die der Raserei verfallenen Deutschen ein wenig. Seither ist man bescheidener in Deutschland. Ob sie nun besser Bescheid weiss ueber si war? Nett war auch, wie sie in heller Verzweiflung ihren von uns Gesundheitsaposteln kredenzenten Karotten, Sellerie, Ingwer, Rote Beete Saft von einem Moebelstueck zum anderen manoevrierte. Trinken wollte sie das Gebraeu nicht, wie ich gleich ihrem entsetzten Gesicht entnehmen konnte. Die Arme, leicht hat sies nicht, in dieser wilden, fremden Kultur.
Ich hingegen kann nur wahre Lieder auf diesen Saft trinken. Er spendet Kraft und Freude und wir gehen hier durch Kilos an Moehrchen. Sehr, sehr gesund. So gut, dass mans gleich spuert.
Ich putze hier Silber, das dann leider nicht hinreichend glaenzt und fuehle mich ganz in deutschen Standards. Das ist immerhin gewohnt. Und gute Arbeit wird gelobt, ausserdem arbeiten wir hoechstens vier Stunden taeglich und haben dazu interessante Gesellschaft. Gestern fuhr ich im Boetchen nach Brisbane in die Kunstgalerie, was ich wunderbar entspannend fand. Ausserdem schaue ich ein klein wenig anders auf die Bilder und in die Welt seit ich selbst so gerne zeichne. Ein grosser Buchladen, billige Buntstifte und mein Herz lacht.
Da gibt es weiterhin diesen Job, lockere 26 Busstunden noerdlich von hier. Hier ist es, sorry, schweineheiss und ich will bloss noch in den Pool. Dabei sind wir noch nicht mal bei 40 Grad. Dort ist es nass, mit vielen Fliegen und um die fuenfzig Grad. Ich glaube, ich will diesen phantastischen Putz-Bar-Kuechenhilfsjob mit nahezu ausschliesslich dauerbesoffenem Publikum nicht. Noccundra hat gereicht. Einmal reicht fuer die Erfahrung. Ich muss mir auch nicht mehr beweisen, dass ich durchhalten kann in Bedingungen, die mir so gar nicht gefallen. Tiefer als zu den Tomaten muss ich nicht greifen. Mein selbstgemaltes Job Wanted! T- Shirt hat erste kleine Fruechte getragen. Auf dem Markt am Samstag wurde ich angesprochen, ob ich nicht einen Marktstand fuer einen Tag betreuen wollte. Schade, dass ich von dort nur mit einem Auto heimgekommen waere und das Angebot nicht annehmen konnte. Ich mag jedenfalls meine offensive Suche. Bin gespannt, was weiter passiert.
Und ha: meine Sklaventreiber haben gezahlt. 68,20 Dollar waren auf meinem Konto und ich triumphierte! Damit lebe ich als Wwoofer eine Woche. Mehr als ums Geld ging es mir aber darum, dass ich so fest der Ueberzeugung war, dass das laute Paar zwar nicht gerade zuckersuess, aber doch irgendwie fair ist und eben die Arbeiter bezahlt. Ich habe meine Formulare ausgefuellt und es wurde genau notiert, was wer pflueckte. Damit ist mein Vertrauen in mein Einschaetzungsvermoegen wieder hergestellt. Das ist wichtiger als die paar Kroeten.
Und da ist noch ein Gedanke. David arbeitet als TESOL Lehrer, das ist ein Lehrer fuer Englisch fuer Nichtenglischsprachler. Um das machen zu koennen, gilt es ein Zertifikat zu erwerben. Er hat dafuer einen vierwoechigen Kurs absolviert und 3000 Dollar bezahlt. Nun ist er als Springer an der Uni beschaeftigt, er koennte aber auch nach China oder Japan reisen, nach Thailand oder in die Emirate. Mittlerweile kann man dieses Zertifikat ab 150 Dollar mit einem 50 Stundenkurs online erwerben. Ob das wohl was fuer mich waere? Ich grueble. Lehrer im reichen Ausland wuerde bedeuten, ich wuerde das Geldspiel spielen. Bis dato nicht mein Ding. Ob mir das Spass machen wuerde? Ich denke noch ein Weilchen, ob das eine ernsthaft zu erwaegende Idee ist.

1 Kommentar:

  1. Gute Idee. Alle Welt will Englisch lernen. Allerdings möchte ich keinen Lehrer der sich über mein Englisch lustig macht. Obacht! Des sin die mehereren! Könnte gut sein das wir zu lebzeiten noch in die Lage kommen Mandarin lernen zu müssen. Und dass den Ausländern zu Deutschland the Wal and the Wal einfällt fällt auch ganz in unser eigen Verdienst fürchte ich ;-) Super dass es aufwärts geht. Hier 17 Grad Sonne.

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