Montag, 28. Dezember 2009

Planen, buchen, organisieren

Planen, planen, planen. Damit habe ich meine freien drei Tage ueberwiegend verbracht. Es wird jetzt alles sehr konkret. Mein naechster Schritt sind ein paar Tage in Byron Bay, wo ich zu surfen hoffe. Danach fahre ich nach Brisbane, um von dort nach Launceston in Tasmanien zu fliegen. Dort werde ich von Lyn und Phil umsorgt und am 20.Januar starte ich wieder mal richtig wandernd durch. Ich habe den Overland Track gebucht, der mit zu den schoensten Wanderungen der Welt gehoeren soll. 160 Dollar verlangen sie dort, dass man ueberhaupt losgehen kann. Und ach ja, noch 30 Dollar, dass man die Nationalparks in Tasmanien betreten darf. Zwei Tage spuelen also fuer dieses Vergnuegen und es ist mir nicht mal ein Huettenplatz garantiert, so dass ich Leos altes Zelt mitschleppen werde. Nun ja, Stewart Island war sicher haerter und ich bin sicher, ich werde eine grossartige Zeit haben. Nach Tasmanien fliege ich nach Melbourne, vor allem um die Nationalgalerie zu sehen. Und dann will mich Leo in seiner freien Woche sehen und er laedt mich gar auf einen Fuenftagestrip nach Bali ein. Mal sehen, ob das was wird oder wir einfach nur Perth und Umgebung anschauen. Die Westkueste muss doch ganz anders sein als die Ostkueste. Und Anfang Maerz geht es auf zu den buddhistischen Moenchen, denen ich Englisch beibringen werde. Und danach, ja danach werde ich wohl in Regensburg Anfang April eine dicke Party schmeissen muessen!

Die letzten drei Tage habe ich auch die Tiere bei Elizabeth und Vaughn gehuetet und deren riesigen Truck benutzen duerfen. In ihrem Wasserbett fuehlte ich mich ausgesprochen kuschelig. Bei all dem Regen konnte ich nur leider nicht in den Lamington National Park fahren, um dort durch Baeume in einem Skywalk zu kraxeln und Wildvoegel mit Koernchen zu versorgen. Es haette mich mit dem Auto den Berg hinuntergespuelt bei der Schuetterei. Schlimm war, dass ich wieder mal wenig Glueck mit den Tieren hatte. Ich versorgte sie alle mit Zuneigung und der vorgegebenen Futtermenge, aber das hat fuenf!!! Kueken nicht davon abgehalten tot im Gehege zu liegen. Jeden Tag ein neues von den kleinen putzigen Tierchen. Schrecklich! Elizabeth beschwichtigte mich, aber es tat mir eben doch sehr, sehr Leid. Die Ursache kenne ich noch nicht.
Als kleinen Ausflug ging ich durch weitere Teile des Nationalparks und guckte Wasserfaelle an. Einer, Cedar Creek Falls, ist besonders beeindruckend, kann man da doch auch von Pool zu Pool schwimmen und sogar von den Felsen ins Wasser springen. Ich bereue es sehr, dass ich keine Badeklamotten dabei hatte!

Ich habe mich mit meiner Steuererklaerung fuer Neuseeland bis dato eher unerfolgreich herumgeschlagen und rechne schwer herum, wie ich mir all meine Eskapaden der naeheren Zukunft finanziere. Ich glaube aber, es sollte bei meiner Sparsamkeit und den fruehen Buchungen alles glatt gehen. Lieber jetzt alles zusammenbauen, dann kann ich spaeter entspannt weiterfahren, wenn ich kein Internet mehr frei zur Verfuegung habe.

Mit all der Arbeit und Planerei bin ich etwas ausgepumpt und wenig konzentriert zu lesen oder zu zeichnen, so dass ich oft einfach nur einen Film gucke. Ich miste aus, ich schmeisse weg und ich verschenke, so dass ich hoffentlich hier schlank und fit herauskomme und fuer neue Abenteuer nicht mit Zeug ueberlastet bin!

Bei Elizabeth und Vaughn lag das Manuskript "Growing Healthy" von Geoff Buckley herum. Der Untertitel:"How to make 200.000 Dollars a year". Ich mochte vor allem ein Kapitel, das da betitelt ist "free workforces". Dort stehen an erster Stelle die Wwoofer, wobei die Empfehlung gegeben wird, doch nur solche aufzunehmen, die auch wirklich gut Englisch koennen, auf dass man wirklich das Maximum an Arbeit bekommt. Die sieben weiteren workforces sind der gute Boden, die Luft, der Regen und aehnliches. Ja, das bestaetigte doch sehr meinen ueberaus geldorientieren Eindruck bei Buckleys mit dem duennen Essen...

Wenn ich an Silvester nicht arbeite, bin ich von Carolynne ins Restaurant eingeladen. Hab ichs gut! Nach langer Zeit geh ich heute mal wieder laufen, vermutlich werde ich nach zehn Minuten in eine Wiese fallen und einen Lorikeet dabei erschlagen....

Samstag, 26. Dezember 2009

Nasse Spuelerweihnacht






Weihnachten - eine recht unspektakulaere Sache dieses Jahr. Ich hab mich beim Spuelen mit mehreren Dingen getroestet: ich feiere ein ganzes Jahr, da kann ich an diesem einen Tag wirklich anderen Menschen beim Feiern helfen, indem ich abspuelen Es hiess, ich werde zweieinhalb mal so gut verdienen. Und in der Kueche war die Stimmung wie immer gut, Chef Herman beschloss sogar er muesse auf mein Weihnachtsspuelphoto. Er ist ein recht verschmitzter Kerl und behauptet beharrlich, Daniel sei schwul, waehrend Daniel wiederum immer von seiner Freundin erzaehlt. Ich bin verwirrt und am Raetseln. Die ganzen Weihnachtstage hats geschuettet, wie ich noch nie Regen gesehen habe. Es kommt ja schon mal vor in Deutschland, dass es schuettet. Aber hier schuettet es unablaessig mit einer beeindruckenden Heftigkeit, die sogar dazu fuehrte, dass die hiesige Tankstelle unter Wasser stand und bis auf weiteres geschlossen ist, waehrend man den Tankwart nur noch mit dem Mop sieht. Kein Feierwetter also. Zudem gabs sogar mehr Geschenke als im letzten Jahr. Chefin Kerrie wartete mit Lindt Pralinen und pink champagne auf und ich bekam den ersten Christmas Cracker meines Lebens mit einem netten kleinen Jojo als Inhalt und einem Weihnachtswitz und Elizabeth und Vaughn ueberreichten mir Ferrero Rocher und eine fein riechende Bodylotion - die dritte Bodylotion, die ich auf dieser Reise bekomme. Scheint DAS Geschenk zu sein... Und eigentlich war ich ans Meer zu einer Weihnachtsfeier von Hausmeister Gary eingeladen und alle Bekannten versicherten sich, dass es mir auch gut ginge. Elizabeth fuehlte sich besser bei dem Gedanken, dass ich die Meerschweinchen, Katzen, Huehner und Fische huete, waehrend sie weg sind, so bin ich nun fuer ein paar Tage hierher gezogen und geniesse die Wonnen eines Wasserbetts. Sehr kuschelig, das. Bedauerlich ist allerdings, dass ich trotz gutem Zureden und vor allem Fuettern schon das zweite tote Kueken am genau gleichen Ort fand. Mann, was kann das nur sein? Ein vernuenftiger Jaeger killt doch nicht nur, sondern verspeist die Beute in der Folge... Selbstmord? Mir tuts jedenfalls sehr Leid. Zu meinem Wasserbettluxus hat man mir den Truck zur Verfuegung gestellt. Ein grosses Auto mit beachtlicher Ladeflaeche und Automatikschaltung, leider aber ohne Vierradantrieb. Das klingt albern, bei diesen Verhaeltnissen hier, bergig und teils unbefestigt, ist das keine dumme Investition und Vaughn ist wohl auch schon des oefteren stecken geblieben. Natuerlich liess ich das Licht brennen, als ich gestern im Supermarkt einkaufen war und natuerlich war dann meine Batterie leer. Zum Glueck war ein netter Koch nebenan, der mit mir anschob und dann fremdstartete. Nun habe ich drei Tage frei und freue mich maechtig darueber.
Kleine lustige Begebenheit: mein polnischer Kollege Pjotr und ich hatten Tische umzustellen und unterhielten uns nebenher ueber Filme. Ich: Ich hab mir gerade "Two Weeks Notice" angeschaut, mag aber auch Action und anderes. Die Bournefilme fand ich gut. Er, ganz ernst, nickend: Ahja, "porn", aeh...

Samstag, 19. Dezember 2009

Hoechst eigenes Porzellanglueck






Ha, mein Flug ist gebucht! Am sechzehnten Januar fliege ich nach Launceston in Tasmanien. Das war weit billiger als mit dem Zug und Schiff, was auch noch Tage gekostet hat. Ein bisschen ein schlechtes Gewissen hab ich zugegeben dabei und das kann auch mein ein Dollar Carbonbeitrag nicht so richtig wett machen. Aber es sind immerhin drei Stunden Flug von Brisbane nach Launceston. Das Land ist ein Grosses. Das haben auch Leo und ich festgestellt, der sechs Zugstunden von Perth entfernt arbeitet und den ich wohl so bald nicht wieder sehe.
Heute, am Sonntag, habe ich ausgeschlafen. Bis halb sieben im Bett herumgeluemmelt, ein nachgerade ungewohntes Gefuehl. Man macht mich wirklich hart arbeiten, meist von sechs bis um vier. Gestern grub ich mit Pickel und Spaten, jaetete riesige Flaechen Unkraut und schrubbte dann stundenlang sauberes Porzellan auf Weihnachtshochglanz, so dass mir heute noch die Hand weh tut. In alledem haette ich verzweifeln koennen. Doch nein, irgendwann ueberkam mich das grosse Grinsen und ich hatte genau das gleiche Gefuehl wie im letzten Jahr am Strand in Raglan. Was auch immer ich mache, ich bin frei, mich dazu zu verhalten. Und ich kann gehen wohin ich will und ich kann tausend Dinge tun und vor allem kann ich gluecklich sein soviel ich will. Eigentlich keine neue Erkenntnis, aber als Gefuehl ueberwaeltigend.
Zudem bin ich weiter schwer beeindruckt von den netten Menschen hier. Herman, mein hollaendischer Quasichef, hat mir gestern fuer eine dreiviertelstunde das Fahrrad repariert. Es handelt sich um eines dieser Marketingmountainbikes. Zwar sind sie mit Federungsschnickschnack ausgeruestet, dafuer aber fast so schwer wie ein Auto und natuerlich ist alles locker und die Schaltung hat mehr Eigensinn als ich. Herman hat mit mir Schaltung repariert, Rad befestigt, Lenker geschraubt. Einfach so.
Meine Chefin Kerrie meinte, ich solle doch nicht zugeben, dass ich hier als Kuechenhilfe und Gaertner arbeite, wenn ich Sean saehe. Der kanadische Backpacker hatte vor mir den Job und war wohl ziemlich untauglich. Er sei aber so "sweet" und man wolle ihm nicht das Herz brechen. Daher bitte sagen, ich sei auf Besuch. Man suche fuer ihn gerade eine Wwoofinggelegenheit. Ja, wer kuemmert sich denn so um unfaehige Exangestellte? Bin fassungslos.
Und auf meinem Heimweg komme ich bei Elizabeth und Vaughn (der ueber Bodybuilding und Kunstdefinitionen promoviert hat) vorbei, wo ich vor einiger Zeit einen Abend lang babygesittet habe. Die beiden sind eigentlich immer daheim, was sie sich dank geschickter Anlagen in Haeuser auch gut leisten koennen. Ohne jemals viel Geld gehabt zu haben, sind sie in diese Investitionen eingestiegen und haben nun einige Haeuser, die sie vermieten und die Mieter bezahlen die Raten an die Bank. Klingt phantastisch und scheint fuer sie herrlich zu funktionieren, sie sagen, sie haben nie einen nine to five Job und wenn jemand aus der Familie morgen eine teure Operation braeuchte, koennten sie ein Haus verkaufen und das Geld zur Verfuegung stellen. Ich bin schwer beeindruckt. Sie winken mich auf dem steilen Heimweg auf ein kuehles Getraenk rein und haben mir ein Handy gegeben, nachdem mein altes krankte. Das Handy hatte keinen Akku und kein Ladegeraet. Da passten aber meine, so dass ich nun ein halbes altes und ein halbes neues Handy habe. Leider hab ich aber auch alle meine Nummern verloren. Ich wuerde mich freuen, eine SMS oder Mail von Euch lieben Menschen zu bekommen, die Ihr wieder in meinem Telefonbuch fest verankert sein wollt.
Vaughn und Elizabeth bauen ein kleines Haeuschen an das ihre, ein sogenanntes granny flat, und moechten gern, dass ich dort einziehe. Als Wwoofer und ueberhaupt. Nun sind sie bald fuer ein paar Tage ueber Weihnachten weg, da ueberlassen sie mir gern ihren Hausschluessel und ihr Auto, wenn ich die Weihnachtstage anders geniessen wollen sollte. Und ueberhaupt duerfe ich zwar nach Tasmanien, letztlich aber auf keinen Fall von hier wegziehen, das waere zu schade. Zu ihnen kommt taeglich Dave, ein Freund, den sie auf der Strasse kennengelernt haben. Er ist gut im Reparieren und ist auch in The Escarpment als Gelegenheitshandwerker angestellt. Auch er sprang gleich gen mein Fahrrad und zog hier was fest und dort was an. Und dann gibt es noch Shane, der fuer zehn Jahre mit seiner Frau durch die Welt gereist ist und nun einen Bioladen am Berg hat. Er wollte mich auch gleich als Wwoofer und warb mit seinem Swimming pool. Ich bin schwer fasziniert, dass mich alle wollen und mir helfen.
Carolynne, die Managerin von The Escarpment mit acht Kindern, lieh mir ihr Handy, als das meine aufgab und fuhr neulich mit dem Auto zu meinem Arbeitsplatz, um zu sehen, ob ich fertig bin und sie mich heimkutschieren kann. Sie kuemmert sich staendig um mein Wohlergehen. Eine unglaubliche kleine Gemeinde mit lauter grosszuegigen und hilfsbereiten Originalen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es grossartig ist, hier zu leben.
Sollte ich bei all der netten Gesellschaft aber trotzdem einsam sein, steht mir nun Seltendummerhase bei. Sein weiser Blick wies ihm den Namen als er aus einem Op Shop mit mir kam.
Ich will buddhistischen Moenchen Englisch unterrichten, vermutlich in Nepal. Gebucht ist das noch nicht, aber recherchiert. Ich glaube, das wird gut!

Dienstag, 15. Dezember 2009

Ausdauertraining der anderen Art

Na also- nun hab ich das Haus fuer mich allein. Meine Familie Gary, Tuty und die Kinder Yasmin, Gracie und Daniel sind nach South Australia geflogen und werden dort fuer zehn Tage bleiben. Zwar hatte ich gestern und vorgestern von meinem Job in Bunganyah frei, das bedeutete aber lange kein leichtes Leben. Vormittags half ich Carolynne, die "The Escarpment" managet, putzte Fenster (und davon gibt es viele), wusch Geschirr und putzte die Kueche. Danach kam ich ins Haus und war am Babysitten, Windeln wechseln und Kochen und wieder Spuelen. Und dazwischen backte ich einen Desasterschokogeburtstagskuchen fuer Tuty. Der Kuchen verlief halb im Ofen, war oben verbrannt und unten nicht durch, der Schokoladenguss liess sich nicht verstreichen und der Puderzucker sank unbesehen ein. Im Grunde fuehre ich momentan das Leben einer Mutter mit drei Kindern. Das hat durchaus seine Herausforderungen... Zumal meine Familie offenbar meint, all das sei doch gar keine Arbeit, ich sei eben Teil und damit immer verfuegbar. Das denkt Gary auch von der ueberarbeiteten Carolynne, die rund um die Uhr an der Rezeption verfuegbar sein soll. Sie meinte, das entspreche einem Stundenlohn von drei Dollar. Aber sie macht das. Sie hat ja auch acht! Kinder gross gezogen und ist nebenher noch eine haeusliche Perfektionistin, wie sie zugibt.
Gary meint zwar, er helfe, aber im Grunde ist er nur im Weg und in seinen langen Anweisungen was zu tun ist, faellt oft das Wort System, in seinen Handlungen, die man kaum sieht, erkennt man das aber wiederum nicht. Er meint, er hat alles im Griff, im Grunde schmeisst aber Carolynne den Laden und es ist wieder einmal interessant, wie kleine und grosse Unternehmen laufen. Nebenher laesst er bei jedem, der es nicht wissen will, fallen, dass er 50 Dollar in der Stunde koste, seine Zeit also sehr wertvoll sei. Aaaaaahaaa!
Aber man will ja nicht jaulen, ist die Familie doch wirklich nett und so bleiben mir von letzter Woche 412 Dollar Verdienst, wenn auch von meinen 18,50 Dollar Stundenlohn gleich immer locker 4,50 Dollar Steuern abgehen. Vier Wochen dieses Leben und ich bin fast reich! Momentan bin ich allerdings nur muede und mit ein wenig Magengrummeln von was auch immer am Filmgucken. Im Job war ich ganz geruehrt von unserem Chefkoch, zu dem ich sagte, dass ich es sehr schaetze, dass er mich so gut mit bestem Essen versorgt. Er meinte, ich mache meinen Job so gut, er wolle auf keinen Fall, dass ich gehe. Und auch meine andere Kollegin, mit der ich nachmittags die Zimmer machte, (von denen eines horrend stank nach einer durchsoffenen Nacht und deren sicht- und riechbaren Folgen auf den Laken) bedankte sich dafuer, dass es Spass mache, mit mir zusammenzuarbeiten. Das ist natuerlich fein. Natuerlich geht es "nur" um putzen und spuelen, aber ich gebe doch mein Bestes und glaube auch, dass man das tun sollte. Wenn schon arbeiten, dann richtig, so machts auch mehr Spass und die Zeit vergeht schneller. Ausserdem sind die Erinnerungen an die Zeit besser. All das ist ein wahres Durchhaltetraining. Aber ich kanns gut brauchen, wenn ich sieben Tage in Tasmanien den sogenannten Overlandtrack wandern will. Ich hoffe, dort ist es wirklich ein bisschen wie in Neuseeland, wie so viele Leute sagen. Ich ertappe mich doch sehr oft dabei, "Heimweh" nach Neuseeland zu haben. Ich sehe hier auch viel und lerne nette Menschen kennen, aber Australien ist mir bei weitem nicht so ans Herz gewachsen wie Neuseeland. Nun ja, ein weiteres Chaka! und eine Runde Vanillekipferl gebacken fuer meine lieben Kollegen auf eine weitere Woche werkeln.
Mein Handy hat heute seine treuen Dienste eingestellt. Nach vier Jahren, sowas! Ich weiss nicht, ob der Akku schuld ist, die Soft- oder Hardware, jedenfalls bin ich telefonisch bis auf weiteres nicht zu erreichen.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Vom Tellerwaescher, aber wohin?

Eiverpuepsche, meine Herren! Zwei Jobs sind mehr als eine Aufgabe. Nachdem ich gestern von halb neun bis halb drei am Babysitten war und nebenher mal eben das komplette Haus inklusive Schraenke putzte, durfte ich um fuenf aufs Radel steigen und eine halbe Stunde den Berg hinauf. Heiss isses, das Fahrrad ist billig und ich bin einfach nicht mehr ganz in der besten Fahrradkondition, zudem macht meine Achillessehne Probleme, denen ich mit Magnesium und Dehnuebungen beizukommen suche. Mein Resort am Berg ist dem absoluten Weihnachtswahn verfallen, ich glaub, ich hab bis dato nur annaehernd soviel Dekoration in spezifischen Weihnachtslaeden gesehen. Ein gigantisches Werk. Dort wurde ich nett empfangen, herumgefuehrt und auch beim Spuelen unterstuetzt. Das hat aber nichts an der Tatsache geaendert, dass ich Geschirr von 60 Leuten zu spuelen hatte, samt all der benoetigten Kuecheninstrumente. Da war ich ueber fuenf Stunden am Wienern in einem sehr tiefen Waschbecken, das fuer einen Gnom designt zu sein scheint. Nach Einweichen und Schrubben ging alles in die Maschine, die noch mal nachwusch und danach wird mit Hand jedes Teil getrocknet. Ich weiss nicht, wie man das alleine schafft. Dabei bekam ich einiges Lob, dass ich gut arbeitete. Kueche putzen, alles ausschalten, zusperren und dann ins tolle Bett in einem wirklich schicken Apartment im Haus fallen, das man mir einfach ueberlaesst, wenn ich bis in die Nacht arbeite. Als ich fertig war, wars zwoelf. Neben dem guten Bett, Dusche und Handtuch bekam ich ein erstklassiges Abendessen. Die Koeche machen einen hervorragenden Job mit nicht verkochten Gemuesen, vielen Sossen und Salaten und vor allem herrlichen Nachspeisen. Dazu sind sie alle wirklich sehr nett und ich war ganz ueberrascht, dass kein rauher Ton in der Kueche herrschte. Hart, aber gerecht, will mir scheinen. Ich sehe dort das Hotelbusiness in vielen Facetten, vermute ich. Vielleicht kann ich dorthin ziehen, ich versuche das gerade einzufaedeln. Vom Tellerwaescher zum Millionaer, das schafft wohl nur, wer nicht von der zimperlichen Sorte ist!

Dienstag, 8. Dezember 2009

Ideen zur Freiwilligenarbeit?

Ich bin extrem dankbar fuer Anregungen bezueglich meiner Freiwilligenarbeit. Meine noch ungehobelten Vorstellungen sind: lehren, am besten Kinder, Englisch oder andere Faecher, vielleicht mit Anschluss an ein Waisenhaus, Land nicht so entscheidend, kann Asien sein aber auch Afrika oder Suedamerika, sollte aber wo sein, wo ich nochmal eine andere Kultur erlebe und tja, am besten wenig Kosten... Vielleicht koennte ich zur Not noch etwas fundraising betreiben, mal sehen. Vielen Dank fuers Nachdenken!

Bezahlter Hansdampf in allen Gassen (besser: Renaissancemann - Frauen durften damals ja nix)








Leo hat sich am Sonntag an die Strasse gestellt und ist per Anhalter innerhalb Minuten nach Nerang zum Zug mitgenommen worden. Nicht schlecht, ist das doch eine halbe Stunde entfernt von hier. Leider hat er sich nicht mal verabschiedet von unseren Gastgebern, sondern ist einfach abgedampft, was ich weniger gut fand. Ich befürchtete, sie würden mir gegenüber sehr ungemütlich, auch wenn es nicht mein Vergehen war. Damit lag ich in gewisser Weise falsch: man brauchte Leo nicht als Anlass zu einigen Ungemütlichkeiten.
Mit potzlerscher Begeisterung hatte ich ihnen erzählt, dass ein Vorstellungsgespräch auf dem Plan stand. Um vier am Sonntag. Obwohl Leo und ich ihnen an unserem freien Tag noch mit Verladen in der Früh um sechs geholfen hatten, war es ihnen aber leider nicht möglich, mich dorthin zu fahren. Man sei schliesslich erschöpft nach dem Markt und könne keine 8 km fahren. So startete ich um zwei, um gegegebenenfalls laufen zu können, was allerdings nicht nötig war. Einen Kilometer weiter wurde ich von einem netten jungen Paar mitgenommen, die mich sogar direkt dorthin fuhren aus reiner Nettigkeit. Luxusautos vor der Tür und ein Schickimickiambiente mit einem schicken Manager, der mir eiskalt vorkam und das Versprechen, mich anzurufen, was dann bis jetzt nicht geschah. Man sagte mir, die hätten dort in den letzten zwei Monaten 32! Leute gefeuert...
Bev hatte Lea und Chris, den beiden jungen deutschen Mitwwoofern vorgeschlagen, dass sie sie mitnehmen könnten zu einem kleinen Örtchen namens Brunswick Heads nahe der Küste. Sie selbst fuhren gen Byron Bay, um dort mit ihren vier besten Freunden zu essen, wie Geoff stolz verkündete. Ich fragte, ob ich mitkönne und erwiderte scharf: nein! Ich fragte, warum nicht, er meinte, da sei nun wirklich keine Zeit. Und ich entgegnete, dass doch die anderen beiden mitdürften und warum ich nicht. Da schoss Bev aus dem Hintergrund und meinte, nein, sie habe die Wwoofer eingeladen, mitzukommen und ich könne natürlich auch mit. Zweimal protestierte er dann noch, dass das ganze unmöglich sei, man könne uns nicht rumkutschieren und habe nun wirklich keine Zeit für sowas. Bev gab nicht nach und wir kamen mit.
Brunswick Heads ist ein nettes kleines Örtchen, mit einem feinen Op-Shop, in dem ich mich für drei Dollar mit schwarzen Schuhen und zwei T-Shirts eindeckte. Ein Salzwasserfluss zum Reinspringen und ein Sandstrand daneben. Immerhin ein kleiner Ausflug, für den ich mich auch mehrmals bedankte.
Und ich wurde zu einem weiteren Vorstellungsgespräch eingeladen ins Bungunyah Resort. Zuvor luden mich aber noch meine Babysittereltern als Wwoofer ein, um Carolyn, die Rezeptionistin ihres Resorts The Escarpment zu unterstützen, wenn sie über Weihnachten wegfahren. Und natürlich auch, um babyzusitten und den Garten zu pflegen und zu streichen. Man könne mir ein Fahrrad leihen und ich könnte auch jobben, um Geld zu verdienen. Sie sind zudem sehr nett und ich stimmte recht begeistert zu.
Vorher musste ich freilich noch Bev und Geoff klarmachen, dass ich am nächsten Tag abreise. Man nahm das gelassen auf, was gut war und als ich erzählte, dass ich noch ein Vorstellungsgespräch hätte. Wie immer kein Kommentar, Mitgefühl oder Interesse. Ich sollte das Zimmer am nächsten Tag säubern und neu beziehen. Als ich das gerade in Angriff nahm, kam Bev einfach ungefragt in der Früh in mein Zimmer und schaute entsetzt: „What the hell is going on here?“ Sie bezog sich auf eine Matratze, die ich von einem Bett aufs andere gelegt hatte, weil die meine mich in eine Kuhle sinken liess, aus der ein Aufstehen unmöglich schien. Ich verteidigte mein bisschen Privatsphäre, das sei ja nun nicht ihre Sache. Sie dampfte ab. Ein bisschen später verabschiedete ich mich in der Küche, wo sie mir den Kommentar mitgab, es sei ja nun hochgradig unwahrscheinlich, dass ich einen Job fände und die mich nähmen. Danke auch! Ich sagte nichts, habe ich doch hier das Klappehalten ein wenig mehr gelernt.
Die Fahrradfahrt auf dem Berg stellte sich nicht nur wegen der Hügel, sondern vor allem wegen der Hitze als schweisstreibend heraus. Ausserdem bin ich nicht mehr in meiner alten Radelkondition. Aber, soviel vorweg: die baue ich nun sicher wieder auf. Ich wurde nämlich trotz oder wegen oder vermutlich doch sehr unabhängig von Bevs Weissagungen genommen und fange heute als Küchenhilfe an. Das Vorstellungsgespräch mit Chefin Kerrie und Koch Herman war nett und auch nicht zu lange. Ich werde helfen, den sogenannten community garden mit aufzubauen, an dem auch Bev und Geoff beteiligt sind. Ich werde abspülen, Vögel füttern und mit einem kleinen Traktor den Rasen mähen, bedienen und Betten machen, ganz nach Bedarf. Lustig ist, dass der Job mit Handyman, uebersetzt Heimwerker oder Handlanger, umschrieben war. Zu dem Job hat mir mein Training dieses Jahr verholfen: Noccundra für Küche und Bedienung, das Wwoofen für die Gartenarbeit. Und die Tatsache, dass ich studiert habe, nahm man freudig, vermutlich, weil es impliziert, dass ich auch ordentlich mit den etwas betuchteren Gästen reden kann. Und nach einer kurzen Hausbesichtigung ging es: Kerrie: What do you think, Herman? Herman: I think, we should grab Andrea straight away, Kerrie! Ich hab mich gefreut wie ein Schnitzel, 18,50 Dollar in der Stunde bei zirka 25 Stunden in der Woche mit 2 Tagen frei- wenn ich da einen Monat arbeite, kann ich mir meine Pläne finanzieren! Ein bisschen länger und ich komme nicht mal abgebrannt heim. Meine Interviewer wirken kernig und nett, auch wenn zu befürchten ist, dass das im Stress etwas untergeht. Wenn ich aber vor allem mit Herman im Garten arbeite, steht Gutes zu hoffe. Meine Schichten sind quer verteilt, manchmal recht früh (6 Uhr erster Spatenschwung) und dann am Abend nochmal, was sich geteilte Schicht nennt. Ich glaube, ich packe diese Herausforderung gut für eine Weile! Zumal ich mich sogar in deren Pool abfrischen darf und vermutlich auch in irgendeinem Eck uebernachten kann, wenn ich erst Spaetschicht bis zwoelf und dann wieder Fruehschicht um 6 im Garten habe.
Ich hoffe, dieser Job lässt sich mit meinen Wwoofingaufgaben kombinieren, werde ich doch gerade am Wochenende oft dort in der Früh sein müssen, das wäre aber die Zeit, in der man mich auch zum Frühstückhelfen für die Gäste in The Escarpment an meinem Wwoofingplatz bräuchte. Verhandlung, Diplomatie sind gefragt. Aber ich bin begeistert, wie sich alles in so kurzer Zeit gefügt. Auch wenn die viele Zeit nun nicht mehr da ist, zu zeichnen, malen und lesen. Dafuer bin ich nun babysittender Handlanger mit Bedienungs- und Kuechenpflichten. Klingt nicht nach Langeweile...

Samstag, 5. Dezember 2009

Wirtschaft hu, menschlich najapu






Und wieder einmal habe ich Leo verabschiedet. Er fuhr per Anhalter in den nächsten Ort, um von dort nach Brisbane zu kommen. Dort soll er medizinisch untersucht werden und sofern für gut befunden in den Norden verfrachtet, wo er unfassbar viel Geld als Koch in einem Goldminencamp machen wird können. Wir brauchen beide Geld, er muss sich da um sich kümmern und ich verstehe ihn gut, wenn ich natürlich auch traurig bin.
Zu Weihnachten wurden wir zu Rolf und Robyn nach Bundaberg eingeladen mit dem Kommentar, das sei ganz selbstverständlich, man gehöre schliesslich zur Familie. Wenn alle Stricke reissen, haben wir ein Plätzchen für die Feiertage und auch eines, an dem wir uns wohlfühlen.
Sue, David und Fergus Gough verliessen wir am letzten Samstag. Sue meinte, wir seien wirklich sehr gute Wwoofer und so nahm sie uns letztlich und alles in allem unseren gesunden Appetit, der sich gern mal an ihrem geliebten Joghurt und Müsli ausliess nicht allzu übel. Ich wusste schon beim Abfahren, dass ich den Pool vermissen würde und noch mehr Fergus, der in Leos Bett schlief und der mich regelmässig bellend und knurrend in und um den Pool jagte. Ich habe ein Leben am Stadtrand angetroffen, leider mit viel zu viel Gift im eigenen Garten, aber zwei Leuten, die es zu ein bisschen Wohlstand gebracht haben mit Dingen, für die sie eine Leidenschaft haben. Das lässt doch hoffen.
Beim ersten Anruf wurden wir in Mt Tamborine, 70 km südwestlich von Brisbane aufgenommen. Es war da die Rede von 5-Sterne Unterkunft und Essen und dazu werden Vorträge über die Beziehung zwischen gutem Essen und Gesundheit gehalten. Von all dem haben wir leider nicht viel gesehen und regelmässig standen wir hungrig vom Tisch auf, wo wir kleine, Portionen Gemüse zu essen bekamen, das man eigentlich dem Kompost überlassen hätte sollen. Dennoch ist es recht interessant hier. Ein striktes Regime, Arbeitsbeginn um halb sieben in der Früh, Unkrautjäten, wobei man grosse Gewächse mit viel Kraft aus dem Boden zieht, Bohnen pflücken, Karottenziehen, Kohl und Zucchini ernten und waschen, packen und verladen.
Geoff hat Informatik studiert, sich dann aber recht schnell ins Management verkrümmelt und in England gearbeitet, wo er die Australierin Bev traf und sie gemeinsam nach Sydney zogen. Bev war Lehrerin für Wirtschaft und Erdkunde. Sie kauften gemeinsam mit fünf anderen Familien einen Hof ausserhalb Sydney, der auch gemeinsam bewirtschaftet werden sollte. Das klappte allerdings nicht so recht und nachdem die zwei Söhne der beiden den Hof für eine Weile in Vollzeit bewirtschafteten, beschlossen sie, dann doch lieber selbst aufs Land zu ziehen und eine eigene kleine Farm zu haben. So wars denn Mt Tamborine, wo alles wunderbar wachsen soll, da es viel regnet, aber auch sonnig ist. Ihr Hof überblickt den Berg mit den vielen Bäumen und Regenwald aussenher. Hier lässt sich herrlich wandern und die Touristen kommen in Scharen in das 7000 Einwohner Dorf. Sie haben hier viel in Angriff genommen für Mt Tamborine, weitgehend aber, wie ich fürchte, für den eigenen Ruhm und Geldbeutel. Da gibt es den Bauernmarkt, zu dem jeder sein Obst und Gemüse aus eigenem Anbau bringen und verkaufen kann. Der Markt hat keinen Chef, wer dort an der Kasse steht, verdiente erst nichts, dann fünf und nun zehn Dollar. Für viele ist der Verkauf ein gutes Geschäft, verdienen sie doch im Schnitt drei bis vierhundert Dollar in der Woche. Geoff und Bev verdienen vermutlich weit mehr. Geoff ist eher der vergeistigte Typ mit einer Leidenschaft für Schach, der stets polierte schwarze Lederschuhe trägt. Diese wiederum scheinen ihn aber von ernsthafter körperlicher Arbeit abzuhalten, die eher Bev unternimmt. Jeden Dienstag fährt er zu foodconnect, einem Grossverteiler für Bioprodukte. Ich durfte diese Woche mitfahren und traf auf Rob, den Chef des Unternehmens. Er war Bauer bis die Riesenbetriebe ihm das Leben unmöglich gemacht haben. Dann hatte er die Idee dieses Bioverteilers, schlief zu Beginn in seinem Lagerhaus auf dem Boden, bezahlte sich selbst keinerlei Lohn und zog ein neues Unternehmen auf, das nun in vielen Bereichen Australiens kopiert wird. Auf Absprache liefern Privatleute und Kleinfarmen wöchentlich ihre Produkte ab. Dort werden sie neu verpackt und weiterverkauft. Nebenher konstruiert Rob Fahrräder, vor allem zum Gemüsetransport und mittlerweile auch mit Motor. Er scheint auch damit Erfolg zu haben. Bei foodconnect hängen Plakate mit neuen Ideen für die Firma an der Wand, man hört Musik und alle wirken recht glücklich. Im Büro sitzen ein paar Angestellte unter Bildern, die z.B. sagen: „Wear the old coat, buy the new book“. Rob will sich wiederholen, was man ihm weggenommen hat, meinte Geoff. Die Idee ist, dass die Kleinen etwas gegen die Grossen ausrichten. Daran glaubt auch Geoff, der meint, dass wir in kurzer Zeit durch das Erdbevölkerungswachstum nicht genug zu essen haben werden. Die Lösung sind nicht die Grossen, die auf viel Fläche proportional wenig anbauen können, sondern jeder einzelne kleine Garten mit eigenem Anbau. Je kleiner, desto mehr Nahrung pro Quadratmeter. Ausserdem gehen uns Erdgas und - öl aus, so dass sich Dünger und Gifte nicht mehr auf der herkömmlichen Basis herstellen lassen. Neben der Tatsache, dass sie schädlich für uns sind, seien sie ausserdem nicht besonders effektiv, da man ständig mehr spritzen muss und die Pflanzen anfälliger würden. Biopflanzen seien vitaminreicher, robuster und gesünder und die Schädlinge befielen letztlich nur die Schwachen. Gift haben wir hier auch wirklich noch nicht angetroffen, dafür aber eine hart arbeitende Angestellte und Chris und Lea, zwei weitere deutsche Wwoofer. Geoff gesteht frei, dass sie ohne die Wwoofer nicht machen könnten, was sie hier machen. Nämlich anbauen und wohl auch gut verdienen. Ich hatte die Hoffnung, dass hier das Geldverdienen mit dem Netten zusammengeht. Aber da wurde ich ein bisschen enttäuscht. Wir werden hier klar als billige Arbeiter angesehen, die das über gebliebene oder billige Essen bekommen und nicht so richtig Teil der Familie werden. Leider gibt es keinen öffentlichen Verkehr und wir werden zwar mitgenommen, wenn Geoff und Bev unterwegs sind, aber man fährt uns nirgends hin.
Da Leo nun diesen Job für sich ergattert hat, haben sich die Pläne zerschlagen, in die Nähe Melbournes zu reisen, wo er in einem Restaurant in den Bergen hätte arbeiten können. Ich wäre mitgekommen und hätte mich dort um Arbeit bemühen können, wobei die Unterkunft frei wäre und er mir sogar anbot, mir etwas von seinem Lohn abzugeben, da er nicht ohne mich dorthin wollte. Nun war klar, dass er alleine aufbricht, da im Camp kein Job für mich war. Zu schade, wäre zwar abgelegen, aber sicher interessant und vor allem sehr gut bezahlt mit Schichtarbeit für zwei Wochen und einer Woche frei. So bin ich wieder einmal auf mich allein gestellt. Ich habe mich für alles beworben, was nur im Ansatz in Frage kam. Als Nanny, als eine Art Pflegerin oder Aufpasserin für einen Mann mit Parkinson, dessen Frau Alzheimer und einen eigenen Pfleger hat, aber auch als Putzfrau, Werker für alles, Küchenhilfe und Bedienung in Mt Tamborine. Ich rief sogar bei Babysittereltern an, die mich noch am gleichen Tag zurückriefen, da ihr Babysitter abgesprungen war. Da hatte ich richtig Glück. Schon am Vortag hatten Geoff und Bev ein Essen in der Kommune und ich einen Babysitterjob bei Bodybuilder Vaughn und der filmstarschönen Elizabeth. Die beiden haben zwei nette Söhne, Xavier und Zane. Ich wurde vorgewarnt, dass alles furchtbar schwierig sein könnte mit Essen, Fernsehen, Schlafen und Baden. Die beiden waren phantastisch, sehr nett, sehr ruhig und um halb acht schliefen sie auf der Couch ein. Leicht verdiente fünfzig Dollar. Als Vaughn nach Hause kam, plauderte man noch ein wenig und ich fand heraus, dass er in Philosophie promoviert hatte, was mich freilich fast umgehauen hat. Er gab mir seine Arbeit mit, auf zweihundert Seiten redet er über Kunstdefinitionen und welche Stellung Bodybuilding als Kunstform einnimmt. Das ist immerhin interessant...
Gestern ein ähnliches Szenario: grosse Warnung, ruhiges Kind, daher kaum Arbeit, ausreichend Internetzeit und sogar ein besseres sättigenderes Essen als bei meinen Wwoofers. Ich wurde angerufen und für heute zum Vorstellungsgespräch um vier geladen. Job: Putzfrau und Bedienung. Die gestrigen Babysittereltern meinten, sollte ich den Job kriegen, könnte ich bei ihnen wohnen und ein wenig wwoofen, was freilich ideal wäre.
Leo meinte kürzlich, er habe noch nie jemanden getroffen, der so wenig Geld ausgibt. Das finde ich amüsant, war doch nicht nur meine Eigenwahrnehmung bis dato eine ganz andere. Ich bin jedenfalls bereit, für meine Pläne zu arbeiten, da ist der Job nebensächlich, solange er etwas mehr Geld bedeutet. Ich möchte meine Reise mit vier Wochen Freiwilligenarbeit in einem Waisenhaus abschliessen. Da denke ich an Thailand oder Afrika, wobei das Land weniger entscheidend als die Tätigkeit ist. Leider ist Freiwilligenarbeit meist recht teuer. Man arbeitet und zahlt...
Nach Tasmanien sind wir eingeladen und ich würde zu gerne nach Melbourne fahren und sehen, wie der Süden der Ostküste ist. Ich sehe, wie ich alles unter einen Hut kriege, bevor ich Anfang 2010 wieder nach Regensburg komme.