Donnerstag, 14. Januar 2010

Gelobtes Land mit ungelobten Vorfaellen


Byron Bay - das vom lonely planet so bezeichnete gelobte Land ist erreicht. Da gibt es Yoga, Massagen und viel Esoterik, viele Farben und vor allem viele Touristen. Ich bin vor allem platt. Da ist ein Kratzen im Hals und ein Ziehen im Knie, es ist furchtbar heiss und auch die Wellen an meinem ersten Surftag waren eher mittelmaessig. Als ich ziemlich verschwitzt zum zentralen Campingplatz "First sun" wankte und nach einem kleinen Plaetzchen fuer mich und mein Zelt fragte, kam die Antwort, das koste 46 Dollar. Ich konnte nur Maulaffen feil halten und fragen: Are you joking? Nein, man scherze nicht, es sei Hochsaison. Nun bin ich zwei Kilometer ausserhalb des gelobten Landes in einem gelobten kleinen Pinienwaeldchen mit viel feinem Schatten und zahle 15 Dollar in der Nacht, womit ich doch viel gluecklicher bin. Der Gipfel der Freuden war erreicht, als ich meine Brille zur Optikerin brachte, um neue Pads einzubauen. Zehn Dollar wollte sie und ich solle in einer Viertelstunde wiederkommen. Als ich wiederkam, rannte sie hinter die Theke schraubte an der Brille herum und kam dann wieder mit einem zerbrochenen Glas. Ich war so entsetzt, dass ich nur noch ein OH SHIT! herausbrachte. Sie meinte, das Glas war irgendwie am Rahmen stecken geblieben. Entschuldigt hat sie sich aber nicht, sie meinte nur spaeter, als ich das ansprach, "I did approach you in an apologetic manner" und nebenbei hat sich dann ihre Kollegin um alle eiligen Notmassnahmen bemueht, die dazu fuehrten, dass ich nach zwei Tagen ein neues Glas in der Brille habe. Die zehn Dollar fuer die Pads wurden nicht mehr erwaehnt....

Ziemlich turbulent waren meine letzten Tage in Mount Tamborine. Waehrend der Arbeit rief mich Tuty, meine Gastgeberin von The Escarpment an, ich moege doch zurueckrufen, um Kosten zu sparen. Ihre versteht sich. Dann eroeffnete sie mir munter, dass da ein Schreinerwwoofer zu ihnen kaeme ich am naechsten Tag die wunderbare, heisse und mit Muecken nur so singende Waschkueche verlassen muesse. Ich faende schon was anderes. Ich war freilich platt, war doch verabredet, dass ich die folgenden beiden Tage Vollzeit auf ihre Kinder aufpassen sollte. Ich rief bei Elizabeth und Vaughn an, die mir schon zuvor angeboten hatten, dass ich bei ihnen wohnen koenne und sie immer ein Plaetzchen fuer mich haetten. Sie nahmen mich sofort auf, liehen mir ihren Ute (Auto mit ordentlicher Ladeflaeche) und ich zog um. Bei Tuty war dann auch keiner da, ausser dem Baby Daniel, das man laessig im Zimmer eingesperrt hatte und das sich die Augen aus dem Kopf heulte. Sehr schoen! Alle sind jedenfalls entsetzt ueber den abrupten Rausschmiss, Carolynne, die Managerin so sehr, dass sie sich nun doch ernsthaft um einen neuen Job umsehen will.

Ich habe noch eine Weile ueber meine Rueckkehr auf den Berg nachgedacht und mich nun dafuer entschieden. Ich bin zwar keine Kuechenhilfe aus Leidenschaft, aber meine Kollegen sind so nett und wir haben soviel Spass, dass ich ein wenig mehr Arbeit gern in Kauf nehme, kann ich dann doch meine vier Wochen Urlaub geniessen und verbringe keine allzu unruhige Zeit, weil meine Ausgaben hoeher als erwartet sind. Und meine nette Familie ist doch wirklich sehr lieb. Sie nahmen mich am Sonntag auf einen chaotischen Trip, um grosse Holzbretter fuer ihre Kueche zu erwerben, die sie auf Ebay entdeckt hatten. Dazu sollte ich sagen, dass als ich am ersten Tag in ihrem Haus am Abend heimkam, gleich mal zwei Waende fehlten, die ihr ueberaus sportiver Freund Dave eben mal rausgehauen hat. Das soll nun auch munter so weitergehen. Aehnlich wie in Neuseeland baut man hier Haeuser nicht fuer die naechsten Generationen oder gar Naturkatastrophen, sondern eher in der Manier, in der man ein Zelt aufstellt: kann ja morgen schon wieder alles ganz anders positioniert werden! Dazwischen koenne man in einem Campingladen halten und ein Zelt kaufen. Keiner wusste, wie wir an unseren Bestimmungsort kommen sollten und Elizabeth war zwischen zwei Kindersitzen derart eingeklemmt, dass Vaughn darum bangte, dass eine Vollbremsung sie ihrer Schultern entledigt haette. Es dauerte alles drei Stunden laenger als gedacht, aber letztlich war doch alles gut und ich habe ein leuchtendoranges Zelt, nachdem das von Leo nicht mehr bewohnbar ist. Ich hatte ihm gleich gesagt, dass Zelte, auch wenn man in ihnen eine Nacht durchzecht hat, kein grosser Freund von Waschmaschinen sind. Leider hat Leo auch in seinem neuen Job wieder einen kleinen Trinkausflug unternommen, als er ein paar Tage frei hatte.

Daniel, einer unserer Koeche, hat mich nach Byron Bay chauffiert, was mich sehr geruehrt hat. Er faende es hier sehr schoen und ein Tag mit seiner Freundin hier waer doch fein, bevor sie nach Brisbane fahren, das zirka hundert Kilometer entfernt ist. Das macht meine Arbeit einfach wieder wett, das Fluchen ueber den stumpfen Kartoffelschaeler, mit dem ich eimerweise Kartoffeln schaelen soll, die Hitze, die streikenden Maeher (ich hasse unseren Amateurfadenmaeher im Dauerstreik, die hier uebrigens whippersnipper heissen), all das sind nur amuesante Erinnerungen. Letztlich schmilzt das zusammen und die Menschen und ihre Liebenswuerdigkeit bleiben.

Heute hatte ich meinen ersten guten Surftag, liess doch der Wind nach und die Wellen waren bestaendig und gut fuer meine Anfaengerfaehigkeiten. Ich zahle zwanzig Dollar fuer einen halben Tag Brett und als mir heute eine Finne davonschwamm, war das auch gar kein Problem fuer die Verleiher. Ich koenne zum Trost gern noch ein Bodyboard fuer eine Weile kostenlos leihen... Tat ich mit sehr viel Begeisterung, wie man sich denken kann!

Mein Zelt ist dank Opshop fast zur Luxusherberge geworden, hab ich doch ein Bettlaken fuer zwei Dollar erworben und meine Matratze mit Klamotten unterpolstert. Der hiesige Bauernmarkt hat mir tolle Fruechte beschert, vor allem eine leckere Mango, die ich mit Tony, meinem Busfahrerbekannten an einer Haltestelle teilte. Er gibt mir normalerweise Surftipps und chauffiert mich zu meinem Campingplatz, wenn das perAnhalterfahren nicht ganz hinhaut. Am Ende war wieder viel Freude und ich bin sehr gluecklich, bald nach Tasmanien zu kommen. Tassi soll Neuseeland arg aehneln. Mein Heimweh nach Neuseeland kommt immer wieder durch und da bitzelt auch immer wieder der Traum von einer kleinen Biofarm nahe Christchurch durch. Auch wenn ich Euch Deutsche sehr um den Schnee beneide... Ich hoffe, die naechsten Tage von meiner Schlappheit zu genesen und wie gewohnt munter zu sein. Die letzten Wochen waren doch sehr, sehr anstrengend und mein Koerper wollte eine Pause, die er wirklich verdient hat. Morgen noch ein wenig mehr Surfpflege und Luxusbiominzseife!

Am Campingplatz gibt es die supercoolen surfer, den auf Drogen schwebenden Althippie, den geschiedenen Penibelzeltfanatiker und die chaotischen Englaender, denen gerade das Geld ausgeht neben zwei Italienern, die viel zu viel kochen und mich mehrmals zum Essen einluden und einem Franzosen, der in seinem Leben noch nichts Schoeneres gesehen hat als den Overlandtrack. Alles da, alles bunt!

Meine Busgesellschaft ueberredete mich nach einem Tag Buchung, dass ich nun wirklich den Bus zwei Stunden frueher nehmen sollte. Der um viertel nach sechs brauche viel zu lange, ich muesse umsteigen, das sei doch nix. Und man wolle doch glueckliche Kunden. Aha. It is a strange, strange world!

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