Samstag, 16. Januar 2010

Tasmanien und wieder mal ein wenig Urlaub




Ich sitze in Weymouth, an der Nordküste Tasmaniens, im Häuschen von Lyn, Phil und ihrem Hund Rosie und blicke aufs glitzernde Meer, sanfte Wellen und einen herrlichen Sandstrand. Ja, das ist ein Traum. Zumal meine Gastgeber alles dafür tun, dass ich hier wirklich viel sehe und eine ganz wunderbare Zeit habe. Gestern holte mich Phil vom Flughafen ab. Ich war einigermassen durch den Wind, der Hals noch nicht ganz genesen und die Nacht unter der Rolltreppe am Flughafen war mit meiner Matte und dem Händchenhalten mit Seltendummerhase zwar nicht schrecklich, aber doch nicht ganz so erholsam, wie sie hätte sein können, zumal ich um vier auch wieder aufstand, hatte ich doch die Zeitumstellung von einem Bundesland ins nächste nicht bedacht. So war alles etwas müdigkeitsverschwommen für mich und ich bin auch hier nur fast vollständig wiederhergestellt.
Am Flughafen in Launceston, Tasmanien, testete ein Quarantänehund das Gepäck auf eingeschleppte Saaten. Netter, schlauer Beagle!
Mein letzter Tag in Byron Bay verlief zögerlich: früh brach ich mein Zelt ab und starrte dann auf die Wellen, die kein gutes Surfen versprachen. Ich traf Dave, einen Rollstuhlfahrer wieder, der täglich den Wellen nachsieht. Ich hatte anfangs gedacht, dass er vielleicht in seine Vergangenheit schaut, in der er noch laufen konnte, aber ich glaube, das hat er überwunden. 45, sehr fit, hat mehrere Häuser, arbeitet als Designer und meint, er wäre wohl einfach Bauarbeiter geworden ohne seinen Motorradunfall und wäre so oft wie möglich surfen gegangen. So, durch einen Irrtum, dachte er doch, der Skiklub, den er anrief war ein Wasserskiklub, nahm er mehrmals an den Paralympics teil, reiste viel nach Europa und Kanada, wurde Designer und renoviert mittlerweile sein sechstes Haus. Er surft sitzend und fährt mit Mountainbikereifen auch durch Sand und Schnee im Rollstuhl. Ich war beeindruckt von soviel Erreichtem und gut gelebtem Leben.
Mit ihm traf ich wieder einmal auf jemanden, der Häuser kauft und verkauft. Die Gegebenheiten sind hier sehr anders und damit der Markt. Häuser sind nicht für die Ewigkeit und daher ihre Besitzer flexibler. Man baut, man baut um, man reist ab, man zieht woanders hin. Es gibt mehr Land, weniger Menschen und eine andere Lebenseinstellung. Die Menschen verlassen sich nicht auf den Staat, fühlen sich aber auch weniger reguliert. Australien ist etwas "schicker" als Neuseeland. Man hat eher ein neues Auto und ein Haus, das sich auch in der Nachbarschaft sehen lassen kann. Aber all das ist doch noch bei weitem nicht so wichtig wie in Deutschland wie ich auch mit vielen anderen Deutschen, vor allem solchen, die schon länger hier leben, festgestellt habe. Weniger arbeiten und mehr leben und weniger haben.
Lyn und Phil haben ein hübsches, aber kleines Häuschen, ihr grösseres vermieten sie in der Stadt. Er arbeitete als Programmierer und tut das gelegentlich immer noch, ist passionierter Funker und internetfasziniert. Da stehen kaum Dinge herum, sie haben ihren selbstgebauten tollen Campervan, ein paar Bücher, ein Seakayak und vor allem eine unschlagbare Aussicht. Ich glaube, das ist der klassische nononsense Ansatz. Sie engagieren sich für die Umwelt und für andere, geniessen aber vor allem ihre Ruhe und die Möglichkeit zu reisen. Morgen werden wir gemeinsam auf einem Stück Land nahe Launceston campen, das sie vor einigen Jahren gekauft haben. Ein eigenes Stück Busch. Ich werde Socken und ein Taschenmesser erwerben, ist meines doch nach zehn Jahren treuer Begleitung verschollen. Nachdem ich den Overlandtrack gelaufen bin, werde ich nach Hobart fahren und dort zwei Tage das Küstenstädtchen angucken. Wir treffen uns dann auf halbem Wege und fahren auf der Insel herum zu den schönsten Flecken. Sollte sich was anderes ergeben, genüge ein Anruf, Hauptsache, ich hätte ein richtig gute Zeit in Tasmanien. Wieder einmal bin ich platt von soviel Gastfreundschaft und freue mich auf meine Zeit hier! Aber eines sehe ich jetzt schon: es sieht anders aus hier als in Neuseeland!
Nach den besten Mangoes der Welt in Queensland mümmle ich hier an den besten Aprikosen der Welt frisch aus Lyns und Phils Garten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen