Mittwoch, 10. März 2010

Alltag, Alltag, Alltag - nun kenne ich ihn auch!

Mit meinem neuen Fokus gen (brrrrrr, das Wort, das Wort!) Erlebnispaedagogik tut sich hier einiges in meiner Gesamtorientierung. Der Heimflug ist klar im Blick und ich recherchiere sooft ich nur kann im Netz, wo ich welche Ausbildung machen kann. Martin, ein lieber deutscher Freund, ist ein ganz ein Kluger. Er schlaegt vor, ich koennte kombiniert promovieren und so mit Philosophie im Hintergrund einen Erlebnispaedagogikabschluss machen. Wuerde mir ein komplettes weiteres Studium ersparen, ich koennte lernen, was ich will und habe sogar einen angesehenen Abschluss. Klingt zu schlau, um wahr zu sein!

Nein, es wird wohl doch nicht Suedamerika werden. Recherchen haben ergeben, dass ein Flug in diese Richtung gen Deutschland 3000 Euro kostet, ein gut geplanter durch Suedostasien 1000. Ratet mal, wohin ich fliege. Zumal man von Muenchen einen Rueckflug nach Peru fuer 1000 Euro buchen kann! Laeuft mir ja nicht weg, das Land und in Sumatra gibt es Orangutans und herrliche Nationalparks und ich kann sicher auch noch einen guten Platz fuer Freiwilligenarbeit finden. Ich habe einen "Southeastasia on a shoestring" Fuehrer bei Ebay erstanden und kann die konkrete Planung kaum erwarten.

Die Aepfel in Neuseeland fallen vermutlich dem Pragmatismus zum Opfer: Hinfliegen, zurueckfliegen, viel weniger verdienen, das ist es letztlich nicht wert fuer eine Erfahrung, die ich aehnlich schon gemacht habe. Ich wollte mir mehr Zeit zum Nachdenken geben, um weitere Schritte zu sehen. Aber da ich die nun klar im Blick habe, ist das Apfelpfluecken nicht das Ideale fuer mich. Und dabei faellt es mir doch so schwer, bereits Zugesagtes zu aendern und ich waere wirklich gern nochmal dort aufgetaucht.

Auch, ich gebe es zu, denke ich an den Leo. Ja, die Zeit, die die weniger guten Zeiten uebertuencht. Wir hatten ein nettes Telefongespraech, er hat sich fuer seine Drohungen entschuldigt und er meint, er will es besser machen, es ist ihm klar, was er falsch gemacht hat. Oh ja, das haben wir alles schon gehoert. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass er das Ruder doch noch rumreisst und ein Leben fuehrt, das ihn befriedigt und gluecklich macht. Ohne Alkohol und sonstiges Gift.

Auf dem Berg hat sich einer meiner Kollegen, Herman, der Koch, auch mir von seiner schlechten Seite gezeigt. Er hat immer recht, auch wenn man ihn klar widerlegt. Das kann tun, wer mag. Er wiederholt sich dann oder wandert woanders hin. Kommt gar nicht gut. Dann flucht er und bruellt ueber Dinge, die keiner getan hat. Ist ein Henkel von einer Aussenvase abgebrochen und ich musste natuerlich wieder mal die Andrea geben, weil doch sonst keiner was sagt, und ihm klarmachen, dass der Henkel vermutlich wegen Verwitterung und all der Jahre abfiel. Er schrie, er fluchte, ich war an allem schuld und ich war fassungslos, wie irrational sich dieser 54-jaehrige vor mir verhaelt. Alle anderen Kollegen stimmten ein, dass sie ihn einfach nur schnauben liessen, da helfe nix. Ich will all das nicht. Keine Dramen und kindische Aufregungen, kein wildes Getue und Getuschel. Das ist mir viel zu nervenaufreibend. Ich will meinen Job machen, mit den Kollegen in den Zimmern Kriminalgeschichten erfinden oder andere Albereien und die Zeit ueberstehen. Denn die wird mir momentan lang.

Die Fakten: Raum 7 vergisst einen Koffer. Die beiden Singles in Raum 8 haben dort nur geduscht und nicht geschlafen. Raum 1 hat viele Fliegen im Zimmer und Raum 16 darueber hat eine nasse Matratze mit einer anstaendigen Pfuetze. Eileen, meine englische Kollegin (Watson) und ich (Holmes)fuehrten die Evidenz zu folgender Konklusion: bei der Entdeckung in Raum 7 und 8 dachten wir noch an ein naechtliches Gemunkel und die folgende Verwirrung liess einen der Bewohner den Koffer vergessen. Die Entdeckung der anderen Raeume fuehrte dann aber zu einem Mordfall, wobei das Zimmer nur als Alibi gemietet war, der fliegenbesetzte Raum die Leiche eine Weile zu lange beherbergte und der darueber schlafende Zeuge ins Bett machte. Auch verstaendlich, selbst fuer einen jungen Kerl wie er einer ist. Der Koffer ist Bloedheit. Oder? Klar, wuerde ich meinen!

Meine Familie habe ich sehr, sehr lieb gewonnen, die Buben spielen stundenlang mit mir und haben sogar ein Knuddelbeduerfnis entwickelt. Sie haben sich auch daran gewoehnt, dass ich meine, was ich sage und Grenzen setze. Ich liebe das Zeichnen und ich lese viel. Bis Montag muss ich ein kleines bisschen Literatur produzieren, will ich mich doch der Schreibergruppe hier anschliessen. Bin schon ein bisschen aufgeregt und bastle an einem kurzen Ding ueber ein Zimmermaedchen. Da ist ein bisschen dieses haettekoenntesollte in meinem Hinterkopf. Warum hab ich nciht mehr versucht, Artikel ueber meine Reise zu verkaufen? Besser noch: warum nicht jetzt. Natuerlich ist mein kleiner Computer immer noch mit seiner vermutlich viralen Infektion darnieder, aber das reicht doch auch nicht als Entschuldigung.

Am Samstag ziehe ich zur netten Trini, einer Bekannten, die in der Buecherei hier arbeitet. Vaughns Mutter kommt aus Neuseeland zu Besuch und sie brauchen den Platz, wenn sie auch meinten, ich koennte im Notfall gern noch bleiben. Eine neue Bleibe bei einer netten Person, das wird sicher gut!

Ich trainiere viel, bin vor allem vom Zirkeltraining recht beeindruckt. Richard, der Fitnessstudiobesitzer, nimmt mich ordentlich ran, laesst mich bis zu 14.5 Kilometer in der Stunde sprinten und 12,5 Kilo Hanteln wuchten. Man verfaellt dem Fitnesswahn, ein wahres Novum freilich auf meiner Seite, kicher... Ich fuehle mich jedenfalls nach besserer Haltung und frisch gestaerkt. Wenn ich auch mit meiner zu fetten, zu fleischigen Ernaehrung gerade gar nciht gluecklich bin. Aber ich sehe nicht viel Wahl, werde ich doch im Restaurant bekocht und die Familie isst viel Fleisch.

Ich lese viel, ueber Finanzen (was machen die Reichen, und wie sind sie es geworden?), Gesundheit, das zufriedene Leben und meine weiteren moeglichen Reisen. Dazwischen zeichne ich und bekoche die Familie. Bill Granger, sag ich nur, ein neuer Favorit neben Jamie! All das haelt mich gut bei Laune bis ich noch ein paar Tage bei Rolf und Robyn verbringe und dann weiter auf grosse Reise gen Deutschland gehe.

Balde, ach balde, Ende Maerz, da schlage ich ein neues Kapitel auf. Und ich freue mich drauf!

1 Kommentar:

  1. http://www.michaelpollan.com/ zum Thema Essen
    Philosophie und Erlebnis päd: das müsst sich ausgehn. Is ja bei Päds ein beliebtes Thema. War in Barecelona im Plympiamuseum und das fangen sie auch mit den alten Griechen an...

    AntwortenLöschen