Freitag, 18. Juni 2010

Bliss on a stick in Angkor







Angkor – es gibt diese wichtigen! Sehenswürdigkeiten!, die man als Tourist nicht verpassen darf. Ich hab sie oft locker links liegen gelassen. Was muss ich im Taj Mahal herumhängen, wenn ich die nettesten Inder kennenlernen kann und feinstes Essen geniessen darf? Trotzdem ging ich auf Tempeltour, teils, weil es doch so ein Riesending ist und teils, weil ich neugierig war. Ich nahm mir ein Radel (1 Dollar pro Tag) und feierte meine Unabhängigkeit, indem ich in meinem Tempo den ganzen Tag pedallierte. Erst sah es danach aus, als würde sich die Finnin Aila aus dem Bus mir anschliessen, die entschied sich dann aber doch für ein Tuktuk und mir war es ganz recht. Sie ist nett, aber ein wenig kompliziert. Von Angkor Wat bekam ich die übliche touristische Sensation. Schon gross und beeindruckend, aber es gibt Spannenderes. Aber dann, Bayon, ein anderer Tempel der Gruppe. Ich war hingerissen, weggeblasen, ganz von den Socken. 218 mehr als mannshohe Gesichter sollen mich da von allen Seiten angelächelt haben und sie waren verdammt echt! Was für ein Vergnügen! Ich setzte mich, zeichnete und genoss. Danach war ich voller Energie, rannte über grosse Steine und kletterte zu Hügeltempeln und konnte nicht genug kriegen. Ich blieb drei Tage und nciht nur zwei und liess mich am letzten Tag zum entlegenen Hermitenort fahren, wo Figuren aus den riesigen Steinen in der Natur gehauen wurden, Krokodile im Wasser und lächelnde Damen und gar ein Frosch. Ich war glücklich. Was für ein Spielplatz mit all den grossen Bäumen und Wurzeln, die die Tempel überwachsen und zur Seite schieben. Hier wurde Tomb Raider gedreht, wer das gesehen hat. Kinder wollten mir Schals und Flöten andrehen, ich kaufte nicht, auch wenn sie mir mit ihrem Schuleschwänzen drohten, gab aber ein bisschen dem nahegelegenen Wasienhaus. Mit den Tempelkindern scherzte ich lieber und irgendwie schienen sie das auch zu schätzen. Unbedingt angucken, die Tempel, wer in der Gegend ist!

Am Abend setzte ich mich mit Aila an eines der hier beliebten und billigen Riesenaquarien. Die Fische konmmen und knabbern tote Hautzellen ab. Kitzlig und lustig und wird sogar in der Neurodermitistherapie eingesetzt, hat mir eine Nachhilfeschülerin mal erzählt.

Ich bin ein klein wenig verliebt in Cambodia. Hier habe ich das Lächeln gelernt. Ohja, ich bin meist guter Dinge und ich lache viel. Aber ich habe selten mit Menschen Kontakt aufgenommen, indem ich sie anlächelte. Das ist nun anders. Jeder lächelt mich an, winkt, grüsst, je weiter weg von den Touristen, desto breiter das Lächeln. Und ich lächle. Egal welches Alter und Geschlecht, ich lächle sogar die Kühe an. Hat funktioniert, ein halberwachsenes Kalb hat sich von mir streicheln lassen. Ich bin eingeladen, in Waisenhäusern als Freiwillige zu unterrichten. Ich müsste nicht haufenweise Geld zahlen, durch zwielichtige Organisationen gehen, ich könnte einfach kommen und helfen. Auf meinen Busfahrten sah ich Hütten ohne Türen. Ich vermute, man hat eh nichts, was man stehlen kann, das macht das Leben in diesen Dörfern doch beträchtlich einfacher. Ich sehe den Wert der Besitzlosigkeit. Gute neue Lehre.

Eine lustige Sache sind die Motofahrer hier. Sie haben ein Motorrad, wie die meisten Menschen in der Stadt und es sich zum Beruf gemacht, Leute, natürlich vor allem Touristen, durch die Gegend zu fahren. Nun können sie aber oft nicht lesen und haben auch wirklich keine Ahnung, wo was ist. So kann es sein, dass man klare Angaben macht, auf die Karte deutet und die Herrschaften immer noch keine Ahnung haben, wo die grösste Strasse der Stadt ist. Normalerweise weiss ich genau, wie man wo hinfährt und brülle dem Fahrer ins Ohr, während ich wild in die jeweilige Richtung gestikuliere. Das kann zu einigen Umwegen führen, weil die Herren nicht immer hören wollen, führt aber letztlich ans Ziel. Und dass man manchmal einfach laufen mag, scheint ihnen sehr unverständlich, aber macht ja nichts, wenn sie mir „Tuktuk“ nachschreien, schreie ich „Walkwalk“ zurück und laufe grosse Schritte in die Luft. Auch wenn es ums Geld der Touristen geht – ich fühle mich doch immer auch als Mensch gesehen und es ist immer Zeit, sich ein bisschen gemeinsam über die Lage zu amüsieren.

Und dann ist da auch immer die Armut. Buddhistische Mönche betteln (die sollen aber eigentlich kein Geld kriegen, sondern nur Essen, man sollte ihnen nichts geben, hab ich gelernt), alte Männer und Frauen ohne Sozialabsicherung, kleine schmutzige und gar nicht schmutzige Kinder, Waisenhäuser. Wer verdient, versorgt gleich die ganze Familie mit und sieben Dollar am Tag sollten es daher schon sein. Man weiss ja auch nie, was man am nächsten Tag kriegt. Das ist ein Eiertanz. Wem geben? Vielen ein bisschen, habe ich beschlossen. Teils, weil es mir so mehr Spass macht. Natürlich hatte ich auch hart zu arbeiten für mein Geld, aber ich verdiente mit meiner Tellerwäscherei 14 Dollar in der Stunde nach Steuern und Rentenabzug. Jemandem zu helfen fühlt sich grossartig an, jemandem Geld zu geben, der an der nächsten Ecke sein brandneues Handy herauszieht, ist ein bisschen schräg. Ein Australier laberte mich an, ich solle ihm helfen, er habe seine Tasche im Bus stehen lassen, sei eingeschlafen, nun sei alles weg. Ich verwies ihn via lonely planet an seine Botschaft und war stolz. Das ist mitfühlend, aber ich glaubte ihm einfach nicht. Ein Westler in Cambodia sollte nicht betteln, das ist den Cambodianern gegenüber wirklich nciht fair.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen