Freitag, 21. Mai 2010

Das Paradies - jetzt hab ichs auch gesehen






Nach zwei Wchen Härte- das Paradies. Ist das schön hier auf Bunaken, dem 1000 Einwohnerinselschen 45 Bootminuten vor Manado im Norden Sulawesi. Die Kinder spielen auf den Gassen, die autofrei sind, die Familien scheinen in Grossfamilien zusammenzuleben, an jeder Ecke verkauft eine Tante in ihrem Lädchen, das an meinen Kaufladen erinnert, Zahnpasta, Kekse und Wasser. Wenn einer keine Schokolade hat, läuft der Besitzer das Dörfchen ab und fragt alle anderen, ob da Vorräte sind. Es ist sauberer als im Meer, wo doch eine gute Menge Chipstüten und Plastikflaschen schwimmen, für deren Beseitigung Touristen hier Parkgebühren zahlen. Und natürlich ragen überall die Kokosnusspalmen in den Himmel und werden von Profikletterern geerntet, die dort nur so hinaufjagen, wie man mir erzählt hat und ich auf Bildern sehe. Am Strassenrand wachsen die Bananen wild. Die katholische Kirche ist von weitem erkennbar und scheint alle Einwohner auf einmal fassen zu können.

Der Fahrer Anthony hatte herausgefunden, wo man am billigsten übernachten kann. Für 15 Euro pro Nacht hat man Vollpension mitgebucht, sein eigenes kleines Häuschen am Strand, wird wie der König selbst von allen mit Namen gegrüsst und kann schnorcheln gehen soviel das Herz begehrt. Ein Tauchgang, selbst für nicht zertifizierte Taucher wie mich kostet 25 Euro extra. Alle sind sehr nett, grüßen freundlich auf der Strasse, der Tauchlehrer Alo sucht wie fast alle anderen Indonesier eine weisse Freundin und geht daher gern nicht nur mit mir tauchen, sondern begleitet mich sogar zum Schnorcheln. Seine Hoffnungen musste ich ihm trotzdem schnell zerschlagen. Ein anderer Gast meinte, er habe ihm erzählt, er sei verheiratet.

Vor der Fahrt auf die Insel mit dem öffentlichen Boot (fährt auch, kostet 2,50 im Vergleich zu 15 Euro privat) hatte ich Zeit für einen netten Spaziergang auf dem Markt. Reichlicher Fruchtkonsum (Avocado, Mangosteen, Lansa) und ein feines Mischmaschleckeressen inbegriffen. Zur kleinen Sensation wurde ich als ich einem Mann mit etwas Muskelkraft half, der einen riesigen Wagen durch die Gassen schob. Das freut die Einheimischen, wenn die vermeintlich reichen und in Palästen Touristen arbeiten. Wie Ihr unschwer aus den Bildern ersehen könnt, ist der Indonesier ein emsiger Geschäftsmann, der jede Minute dem angestrengten Ertüfeln neuer Geschäftsideen widmet.

Neben dem ausgezeichneten Essen im Bunaken Beach Resort mit viel nicht verkochtem Gemüse, Tofu und Reis hatte ich beste Unterhaltung mit dem australischen Paar Daniel und Emily, meiner Kollegin von Tasikoki July, dem Briten Mike, der hier auf sein Tauchexam sehr fleissig und stöhnend lernt und zwei Franzosen. Was hatten wir einen Spass. Kein Besäufnis, angeregte Unterhaltung über Kultur, Geschichte, ein bisschen Literatur und Philosophie und natürlich das Tauchen. Und fast das Beste war heute um sechs in der Früh wieder mal zum Laufen zu gehen. Keine Stachelschmerzen, keine vollständig unvernünftige Hitze und ich bin gerannt. Ein Traum! Was hab ich es vermisst. Mein Körper liebt mich dafür, glaub ich.

Ich habe mir zwei Tauchgänge versprochen. Heute abend fahren wir raus zum Nachttauchen, das die anderen arg lobten. Die Korallen leuchteten, die Farben seien einfach wunderschön. Ich bin ja schon ganz hingerissen von der Schnorchelei mit den wunderbaren Clownfischen, blauen Leuchtefischchen, Streifenfischen und braunen Schwärmen, die mir sehr neugierig sehr nahe kommen. Unterwasserwelt gucken ist wirklich ein Riesenvergnügen. Ich kriege ausserdem ein Gespür für die starken Strömungen hier, gegen die ich kräftig mit Kraulzügen und Flossen anzuschwimmen habe. Das Meer sieht herrlich ruhig aus und trotzdem sehe ich beim Nichtstun und nach unten gucken fast den Meeresgrund an mir vorbeirasen. Ja, es kann gefährlich sein!

Es ist kühler hier, der Ventilator gibt mir ein frisches Windchen und die Moskitostiche aus Tasikoki sowie die Seeigelstachellöcher heilen, nachdem ich die Stacheln emsig mit Essig vom Markt aufgelöst und vorher in Kleinteile zerklopft hatte. Die Wunden heilen alle. Auch die, nicht die allerbeste Zeit dort gehabt zu haben. Ich habe mich über Wasser gehalten, indem ich mit den anderen redete und vor allem, indem ich im Feedback meine Meinung freundlich, aber klar darlegte. Das hat dazu geführt, dass ich die letzten beiden Tage besser mit meinen Chefs klarkam, deren Standpunkt ich ein klein wenig besser verstand, die sich aber auch eindeutig freundlicher und positiver verhielten. Aber es bleibt doch dabei: einem kräftig Gast, der täglich stundenlang Scheisse schrubbt und nicht jammert, begegnet man sehr, sehr freundlich. Alles andere geht nicht, punktum. Vor allem bin ich froh, etwas für die Tiere getan zu haben, die mir so ans Herz gewachsen sind, dass ich beim Abschied den Tränen nahe war.

Am Rande: was sind die Menschen doch immer am Wollen dessen, was sie nicht haben. Hier findet man überall Nivea Whitening Lotion und mein Tauchlehrer beschwert sich, dass die Mädels keine dunklen Männer wollen. Bei uns schmieren sich alle mit Bräunungslotion ein und rennen ins Sonnenstudio. Auch gut: Spitzenstihlkettensägen auf Ochsenkarren und Benzin, das in Colaflaschen abgefüllt und so an die Mopedfahrer verkauft wird.

Wies weitergeht, weiss ich nur bis Sonntag, wo ich in Singapur ankommen werde und bei einer muslimischen Familie couchsurfe. Die klingen sehr, sehr nett und ich freue mich darauf, wieder einen ganz anderen Lebensstil für ein paar Tage mitzuleben. Ich habe ca. 15 Mails an buddhistische Zentren und Klöster geschrieben- eine Mail kam zurück, dass ich vielleicht ja Kuala Lumpur zu einer Veranstaltung gehen könnte. Man verwies mich auf die Homepage mit den Daten. Ich will unbedingt buddhistisch meditieren bevor ich nach Deutschland fliege. Ob ich den Rest der Zeit (und meines knapper werdenden Budgets) in Cambodia, auf Sumatra oder Malaysia verbringe – da bin ich selber gespannt!

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