Donnerstag, 13. Mai 2010

Es regnet. Gottlob! Auch habe ich mich besser an die Hitze gewöhnt und fühle mich nicht mehr so schlapp. Überhaupt wissen wir, dass ich lieber eine Jacke anziehe als in der Hitze schwitze. Lieber mehr Winter, vor allem, wenn ich arbeite. Aber ach, die Zeit schleppt sich. Jetzt bin ich erst eine Woche hier und es steht noch eine an. Es ist weniger die Traurigkeit, sondern mehr die Herumkommandiererei vor allem einer der Angestellten hier. Das Mädel ist schlappe 24 und führt sich auf als wüsste sie alles und könnte alles. Gestern gingen wir in die Stadt, um Lebensmittel zu besorgen. Die Dame wollte Donuts und ich erklärte mich bereit, auf die Einkäufe aufzupassen, während die und andere ausschwärmten. Nach einiger Zeit setzte ich mich neben die Tüten. Da kommt sie angewankt und sagt mir doch tatsächlich, ich solle sofort aufstehen, da könne ich unmöglich sitzen, es könnten ja Leute vorbeiwollen. Das war in der Freizeit und da entscheide ich sehr wohl selbst, wo ich sitze. Ich meinte nur, sie solle mich nicht wie ein Kind behandeln und es sei sehr wohl in Ordnung, hier zu sitzen und so blieb ich. Dann darf man auf einmal die Orangutans nicht mehr mit Beeren füttern, weil ihr das einfällt, es ist ihnen nicht das Wasser zu geben, das dafür bereitsteht und vor allem habe ich sie nur zu berühren, wenn ich vorher die Hände geschrubbt habe. Nun konnte ich aber wenig machen, da ich ihnen Wasser gab und sie meine Hand nahmen. Das kommt dann alles im Kommandierstil, Andrea tu das nicht, Andrea tu jenes nicht mit Blicken verfolgt, die sich durch meinen Rücken bohren. Ich bin in einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Amüsement und Aggression. Ja, was will das Kind denn? Annabel, einer anderen Freiwilligen, die als Tierpfleger arbeitet, geht es genauso, wobei sie vor allem Aggression verspürt. Und ich sehe mich wieder in einer Situation, wo ich erstens mir selbst sage, dass ich nicht vertrottelt bin und nicht wie ein Kind behandelt werden muss, sondern sie schlicht daneben liegt. Zweitens fühle ich mich wieder einmal genötigt, einem Vorgesetzten meine Meinung sagen zu müssen. Das ist nun das dritte Mal nach Herman in Bungunyah. Eine Lernerfahrung, das ist sicher. Erschreckend hier ist vor allem, dass es um Egos und Macht geht und nicht um das Wohl von Tieren. Als wäre man hier besser...

Ich werde fetter, werden wir hier doch mit Reiskohlehydraten vollgeladen und der weisse Toast in der Früh hilft auch nicht. Vor allem fehlt mich freilich der Sport. Als dann auch noch von Simon, unserem Leiter hier, das grosse Entsetzen kam, dass 15 Leute zum Frühstück ein ganzes kleines Marmeladenglas Erdnussbutter (der einzige Brotaufstrich) gegessen haben, hätte ich fast gekreischt. Wir kosten hier pro Person zwei Euro fünfzig täglich, ein Glas Erdnussbutter liegt bei ca. 90 cent und die Freiwilligen sind dazu angehalten, 770 USD für 14 Tage zu bezahlen. Wir arbeiten lang, wir schwitzen viel, wir sind hungrig und für das Geld streite ich doch nicht um Erdnussbutter und schüttle meinen Kopf darüber, dass die Menschen nicht immer mit einem kleinen Röllchen Klopapier in der Woche auskommen.

Ich mag die Tiere sehr und bin gerne mit ihnen beschäftigt. Mit den anderen Freiwilligen geht auch richtig was. Wir räumen auf, wir bauen, das macht auch durchaus Spass und wir sind guter Dinge, wenn wir zusammenarbeiten können, bis eben unsere Chefs wieder eintrudeln und uns in den Kindergarten schicken. Leider fehlt vor allem das grosse Ganze. Da wird ewig an Details gewerkelt, strukturiert und geplant, auf Tafeln gemalt, kommandiert und wichtig geredet und letztlich kommen die Tiere zu kurz, weil die Damen an ihrem Profil feilen müssen. Nicht gut, gar nicht gut.

Gestern musste man dann zum Pizza Hut gekarrt werden, um eine teure ölige Käsefettweissmehlpampe zu konsumieren, anstatt billig und gesund indonesisch zu schmausen und dafür nicht eine Stunde zu fahren.

Ich freu mich ja so auf meinen Schnorcheltag morgen. Ich werde mit dem Motorrädchen hingekarrt und komme mit dem Auto mit anderen zurück. Kann alles wieder ein wenig abenteuerlich werden. Zum Glück haben wir hier Internet und ich suche emsig nach einem buddhistischen Kloster in der Gegend, will heissen Südostasien und nicht Thailand, weil es da doch momentan eher ungesund ist. Ich will weiter meditieren lernen und ich will wissen, was am buddhistischen Leben für mich dran ist. Sehr spannend. Aber diese Buddhisten scheinen so glücklich mit ihrem Leben, dass sie es nicht für nötig halten, ihr wunderbares Leben im Internet als besuchenswert anzupreisen. Andere Reisende scheinen da ähnliche Erfahrungen zu haben. Wer also ein gutes Kloster kennt ´- nur her mit den Tipps!

Der Rest ist des Reisenden täglich Brot: Unterkünfte suchen, einen billigen Flug finden, Reiseführer wälzen. Wie hat man das nur vor dem Internet gemacht?

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