Montag, 24. Mai 2010

Vom Nachttauchen in die organisierte Welt






So richtig beeindruckt war ich vom Nachttauchen, das wir um sechs unternahmen, als es gerade dunkel wurde. Die Korallen strahlen dann ganz anders, wir kamen an grossen Krabben vorbei, sahen einen Stingray, die meisten Fische schienen zu schlafen und ein Oktopus streckte seine Tentakeln heraus und der Boxjellyfish, den zu beruehren eine eher ungesunde Angelegenheit ist, war nur noch faszinierend blaeulich- pink- durchsichtig. Mit der Schnorchelei und Taucherei, dem Gefuehl des Schwebens und vor allem mit all den wunderschoenen Fischen, Anemonen hatte ich ein eigentuemliches Gefuehl des Einsseins, ein echtes Rundumnaturerlebnis. Etwas geschmaelert wurde das anfaenglich durch mein von einem damals leichten, nun heftigen Schnupfen verstopftes rechtes Ohr. So war ich ganz mit mir und meinem Druckausgleich beschaeftigt, anstatt zufrieden mit meiner Taschenlampe herumzuleuchten. Es ist doch schoen, wenn man auf dem Schiffchen davonfaehrt und nochmal in grossen Lettern auf der uebergrossen katholischen Kirche sieht "Jesus prays for Bunaken". Er scheint da wahrlich ein gutes Ding am Laufen zu haben!

Als ich am naechsten Tag mit dem oeffentlichen Boot nach Manado schipperte, war noch alles einigermassen im Lot. In meinem billigen Hotel fuer 3,50 Dollar die Nacht im winzigen Zimmer ohne Faecher oder Klimaanlage, wars dann aus. Ich durchrotzte meine Rolle Klopapier und doeste nur vor mich hin. Dafuer war das Zimmer ganz in Ordnung.

Der Flug war etwas gruselig wegen des verstopften rechten Ohrs. Ich ging zur wenig englisch sprechenden Aerztin im Flughafen in Jakarta, machte ihr klar, dass ich gerade mal noch 10 cent in Rupiah habe, aber gerne wuesste, was ich fuer mein Ohr tun koennte. Sie nahm mir 2 US Dollar ab, gab mir Tropfen ins Ohr und es sah doch bedeutend besser aus. Am Ende fragte sie, ob ich "confused" sei, was ich gnaedig mit schwindlig uebersetzte. Ich hoffe doch mal... Ich meine, alle erkaelteten Rucksacktouristen mit roter Nase in einem viel zu warmen Klima sehen vermutlich nicht ganz proper aus...Meine Laune hob sich, als ich im Flieger wieder einmal eines der beruehmten Lion Air Gebetspapierchen in der Hand hielt. Da kann man christlich, muslimische und buddhistische Gebete finden. Als ich von Mustafa hoerte, dass sie keine guten Crashzahlen haben, beruhigte mich das auch nicht gerade mehr.

Erstaunliches ereignete sich noch beim Abflug aus Jakarta. Ich wollte Wasser fuer meinen trockenen Hals und begab mich nach dem Einchecken auf die Suche danach. Nun konnte ich den Bereich nur verlassen, wenn ich meine Boardkarte abgab. Das tat ich, die jungen Buben vom Schalter guckten sie genau an und stellten fest, ich hatte keine weiteren 15 Dollar Flughafengebuehr bezahlte. Ich hatte schon national in Manado gezahlt, nicht aber bei meinem Zwischenstopp in Jakarta und hoffte, das waere auch nicht noetig. Nun waren sie offenbar recht aufgeregt und als ich zurueckkam, nahmen sie mir 16 US Dollar ab. War ein teueres Wasser, das ich letztlich gar nicht mitnehmen konnte. Das Erstaunliche war nur, dass ich in Singapur eine SMS erhielt, in der es hiess, ich habe meine Steuer nicht bezahlt und solle das doch bitte nachholen, sonst muesse der Schreiber zahlen und er habe doch kein Geld. Warum irgendwer irgendwas zahlen sollte, fand ich schon mal interessant, viel interessanter ist aber noch: woher haben die meine Handynummer? Ein grosses, dunkles Raetsel. Werde mich mal an irgendeinen Geheimdienst oder Kriminalromanautor wenden!

Ich habe Nachricht, ich kann in Kuala Lumpur an Lama Zopa Rinpoches Unterricht teilnehmen. Das koennte beeindruckend sein. Vielleicht aber auch nicht, fuer den Buddhismusnovizen, der sich die Sache einfach mal ansehen will. Das geht ueber drei Tage. Danach koennte ich noch fuer eine Woche nach Vietnam oder Cambodia, was gar nicht so teuer ist (130 Flugdollar). Ich grueble. Einfach nur durch Malaysia fahren ist ja auch schoen.

Singapur ist sehr, sehr organisiert. Da gibt es alle fuenf Schritte Muelleimer, ordentliche Supermaerkte, Menschen aus aller Welt, ein erstklassiges oeffentliches Verkehrssystem. Das ist auch noetig, kostet doch allein die Lizenz ein Auto besitzen zu duerfen 30000 Singapurdollar. Und dann der Fuehrerschein und die eigentlichen Autokosten. Das macht ein normaler Mensch nicht. Geradelt wird auch nicht viel.

Ich sass vor einem Fullerton Hotel, das 300 Dollar aufwaerts pro Nacht verlangt und fragte mich wieder einmal, ob die Menschen dort auch nur ein Broeselchen gluecklicher sind. Ich bezweifle es, fuehlte aber doch so einen kleinen Drang - das waer doch jetzt spannend, eine Nacht in einem richtig, richtig teuren Hotel zu verbringen.

Aber es koennte nich besser als mit meiner netten muslimischen Familie sein. Sie haben eine Wohnung mit drei Schlafzimmer. Die Eltern haben 5 Kinder, die beiden Maedchen, die 6 und 13 sind, wurden ins Wohnzimmer ausquartiert, so dass ich mein eigenes Zimmer habe. Waere ich maennlich, waere ich ins Bubenzimmer eingezogen. Man kuemmert sich ruehrend um mich, ich kriege sogar meine Waesche gewaschen und ich werde mit Essen versorgt. Sie sind sehr interessiert an meinen Reisegeschichten und wir lachen viel. Sie meinen, ich haette mehr erlebt und sei interssanter als all die anderen Couchsurfer. Ich bin sehr geschmeichelt. Eine richtig "normale" Familie, die sich zwar ein wenig um ihren ungewoehnlichen Sohn Mustafa sorgt, wenn er reisen mag, aber ihm doch vor allem alles Glueck der Welt wuenscht. Der normale Singapurer will viel Geld verdienen, viel Shoppen und gut essen, reisen ist da nicht so recht im Plan. Was sind die Menschen doch immer wieder gut zu mir!

Randbeobachtung: in Chinatown wies Mustafa auf eine Frau hin, die im Muell wuehlte. Er meinte, man solle diese Frauen nicht unterschaetzen. Sie sammelten Dosen, die 10 cent Pfand pro Stueck einbringen, um ihre Kinder auf die Uni schicken zu koennen. Die seien nicht obdachlos, sowas gebe es in Singapur nicht.

Auf denn zu etwas mehr Stadterlebnis und einem Treffen im Brettspielcafe mit Mustafas Freunden heute abend!

1 Kommentar:

  1. Hui super! Angeblich gibts in Singapur die beste Küche der Wel, weil es alles gibt!

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