Samstag, 1. Mai 2010

Tuning in to the great times







Surfen ist wieder was es war. Brave, gleichmaessige Wellen, nicht riesig, so dass ich in Hoehen geschleudert werde, in die ich nie wollte und ausserdem nicht Buendel aus Leine und Brett zwischen Kugelschreiberhuelsen und Korallenbroeckchen in den Sand gespuelt werde (doch, das ist passiert und selbst ich brauchte ein paar Sekunden bis ich das lustig finden konnte). Alles gut auf dem Brett also, ich stehe, plaudere noch laessig mit dem in Japan lebenden Schreiber Sam aus den USA und bin doch ganz zufrieden.
Ich will mehr surfen, aber erst einmal buchte ich einen Bus nach Ubud, das kulturelle Zentrum der Insel und der zweitgroesste Touristenanziehunngspunkt. Ich kam weit ausserhalb der Stadt an, weniger weit auf der Karte, gefuehlt eine Ewigkeit mit meinem doch betraechtlichen Rucksack mit Wanderschuhen und Laufschuhen aussen baumelnd, Zelt, Schlafsack und Matte innen. Aber ich blieb stur, lief meinen Weg ueber Loecher im Boden, auf und ab auf dem Fussweg und wideerstand auch dem zwanzigsten Angebtot fuer Transport, Transport, wenn ich auch sagen muss, dass mich meine Phantasie beim siebzehnten Angebot hat gedachte Karatekicks gegen den armen Indonesier an der Strasse hat ausfuehren lasssen. NEIN, ich mag schweissueberstroemt und der Ohnmacht nahe aussehen, aber ich laufe und verschwende meine paar Rupiah nicht fuer eine Taxifahrt.

Und hab ich schon erwaehnt, dass ich schwitze? Gerade eben gekauftes Wasser aus dem Kuehlschrank (geschaetzte vier Liter taeglich) scheint sich in Sekunden in eine warme Bruehe zu verwandeln. Ich denke Dusche! sogar oefter als Essen!, was mich bei dem Fruechteangebot erstaunt und folge diesem Planschgeluest dreimal am Tag. Ich schwitze im Sitzen, ich schwitze bis ins Halbdelirium im Bus, ich schwitze im Bett und jedesmal, wenn ich dusche, kommen meine Klamotten gleich mit. T- Shirts werden nicht nach Optik sondern nach Luftigkeit ausgewaehlt und bevorzugt. Achja, und ich hab mir den fuenfzig Cent Luxus eines Babypuders gegoennt, der es schafft, mich auch zweieinhalb Minuten nach dem Duschen und Trocknen noch einigermassen frisch zu halten. Ich schwitze-hab ich das schon erwaehnt?

Ich war auf dem Weg in ein zentrales Hotel, eine andere Reisende meinte, sie haette dort nur 4 Dollar bezahlt. Man wollte acht von mir, ich handelte auf 6 herunter, habe meinen eigenen kleinen Balkon und einen tollen kleinen tempelaehnlichen Komplex um mich und viele schoene Pflanzen in sattem Gruen. Ist hier ueberhaupt alles sehr gruen, in Bali. Hier angekommen hatte ich gleich das Gefuehl, wieder ganz gluecklich mit meiner Reiserei sein zu koennen und ueberhaupt entspannen zu koennen. A propos; morgen werde ich mir wohl den Luxus eines Spas goennen. Fuer 5 Dollar kann man sich fuer eine Stunde so richtig durchkneten lassen. So einen Baliklassiker will ich mir doch nicht entgehen lassen. Ubud ist ruhiger, mehr Kunst und Handwerk als in Kuta, das Essen ist herrlich frisch, ich schluerfe Karottensaft und Spirulinasmoothie, schlemme Obstsalat, Nasi Goreng (der typische gebratene Reis mit Gemuese vom Stehasiaten an jeder deutschen Ecke), Mie Goreng (gebratene Nudeln), Tofu, Tempe und Curry mit vielen verschiedenen Gemuesen und bin nun ganz heiter.

Im Flieger nach Bali wurde mir empfohlen, eine Radtour zu machen und so buchte ich gestern abend schnell noch den letzten Platz fuer dreissig Dollar. Eine Tagestour zu einem der Vulkane mit dem Bus und dann vierzehn Kilometer bergab zwischen Doerfern Einheimischer und Reisfelder. Los gings an einem kleinen botanischen Garten, wo wir 9 Radler Kaffee, Vanille, Kakao, Zitronengras, Ingwer und Turmeric beim Wachsen zuschauen konnten und ein Taesschen Ingwertee, Kakao oder Kaffee zu kosten bekamen. Der Kakao war so klasse, dass ich mich mit einem kleinen Tuetchen eindeckte. Schokolade schmilzt hier ja nur und ich will doch ein bisschen meiner Schokineigung nachgehen. Fruehstueck gabs direkte neben dem Vulkan mit feiner Aussicht auf einen See, jeder suchte sich ein gut geoeltes, ganz ordentliches Mountainbike aus und auf gings. Eine Kette haette man am Rad nicht gebraucht, die Bremse reichte vollkommen und so war es wirklich wie angepriesen fuer jeden machbar. Wir besuchten einen typischen balinesischen Wohnkomplex, der aus mehreren kleinen Haeuschen mit einem Kuechenhaus besteht. Die Kinder heiraten und kriegen ihr eigenes kleines Haeuschen, bleiben aber bei der Familie. In Rente wird nicht gegangen und so spaltet die Omma noch Bambus auf dass er in Matten verarbeitet werden kann, die fuer Koerbe oder in groesserem Massstab als Daecher dienen. Sieht gut aus, ist atmungsaktiv und altbewaehrt, wie es scheint. Vorbei gings an in verschiedenen Wachstumsstadien befindlichen Reisfeldern, die dementsprechend auch unterschiedlich ueberschwemmt waren. Grosses Mitleid der anderen mit den armen Arbeitern, die den Reis im ueber knoechelhohen Schlamm pflanzte. Ich dachte eher an eine Kombination aus vornuebergebeugtem Tomatenpfluecken und Stewart Island Matschwaten. Kennen wir doch alles. Wenn auch nicht fuer einen Dollar fuenfzig am Tag und ohne Perspektive (wenn ich mich auch als Tomatensklave genau so fuehlte). Beim Reisernten durften wir sogar mitmachen, liefen aufs Feld und hauten die ganzen Reispflanzen gegen ein Brett, so dass die Koerner herausfielen und dann zum Trocknen ausgelegt werden. Beeindruckend ist das Bewaesserungssystem. Das Wasser fliesst aus dem See bei den Vulkanen geregelt zu den Reisfeldern, wenn es nicht gebraucht wird, wird es abgeblockt und fliesst ins naechste Feld, so dass alle Bauern gut bedient werden. Uralt, sehr bewaehrt. Alle gluecklich, vor allem die Umwelt, wie ich annehme. Alles ist uebrigens auch gut geduengt wegen der guten fruchtbaren Vulkanasche. Kein Wunder also, dass die Einheimischen ihre Betten gen Vulkan ausrichten und ihn als heilig ansehen. Auf dem Weg winkten die Kinder, gruessten die groesseren Menschen und alles war weitgehend heile Welt mit einem guten Mittagsbuffet und der besten frischen Kokusnuss ueber dem Obstsalat. Der Fuehrer sprach gutes Englisch, war nett, engagiert und beantwortete alle Fragen, die er verstand (was so die Haelfte war, er sprach besser als er hoerte...). Wir wurden im sogenannten Monkey Forest abgesetzt, der bekanntesten Attraktion in Ubud, wo ein ziemliches Rudel Makaken auf Touristen springt, vor allem wenn sie irgendwo aengstlich Bananen umklammert halten. Die putzigen Aeffechen beissen schon mal oder fauchen einen maechtig an, malen auf dem Boden herum und spielen mit Wasserflaschen oder huepfen gewagt in Tuempel. Die Affen hier sind aehnlich ungezogen wie in Indien. Bin gespannt, ob sich meine Orangutans in Sulawesi zu betragen wissen!

Ein Abendessen mit David, meinem grauhaarigen Fasthausnachbarn, der verspricht, mir einige seiner Hoerspiele zukommen zu lassen (endlich Nachschub!) und mich morgen in die hiesige Buecherei einfuehrt, ein Plausch mit einem Schweizer Paar, das von der Schweiz nach Syrien geradelt ist und auch nach 12000 Fahrradkilometern sich nicht als echte Radler bezeichnet und nicht sicher ist, der zu bezwingenden Midlifekrise auch wirklich entkommen zu sein. Man will schon heim, ist ja auch schoen in der Schweiz, aber so richtig weiss man eben auch nicht. Die Ungewissheit der Reisenden. Oder sind alle Menschen am Zweifeln, nur stellen sich manche mehr ? Das war doch mal ein netter Tag. Viel Input und Neues, so mag ich das!

1 Kommentar:

  1. Super, das klingt doch alles nach schönem Abschluss. Surfen is ja supercool.... Ohne dich rausreißen zu wollen: hast du deine Ankunft schon organisiert = jmd der dich abholt etc. Ich wäre ggf verfügbar muss es aber vorher wissen, weil an dem WE div Veranstaltungen sind die ich buchen kann oder nicht. Vielleicht magst du ja erstmal ganz viel Ruhe

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